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Aufsteiger HCV Martigny
Konkurse, Prügeleien, Verschwörungstheorien – der Kultclub ist zurück

Zurück im professionellen Schweizer Eishockey: Martigny durfte sich in diesem Winter nicht nur über den Cupsieg im Amateurbereich, sondern auch über den Aufstieg freuen.
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Der HCV Martigny – gegen jede Logik schafft es dieser Verein, nicht von der Bildfläche zu verschwinden. 1999: freiwilliger Abstieg in die 1. Liga wegen Geldsorgen und Verschwörungstheorien. 2008: erster Konkurs. 2017: wieder Bankrott. Und jetzt? Sind die Unterwalliser abermals in die Swiss League aufgestiegen, das einst so stolze Arosa hatte im Direktduell das Nachsehen.

Martigny, das ist so etwas wie der Wilde Westen im Schweizer Eishockey. Vor allem wegen René Grand, der vor der Jahrtausendwende über ein Jahrzehnt lang den Verein führte und dabei an Christian Constantin erinnerte. 22-mal wurde der Trainer entlassen, einer erhielt gar während einer Drittelspause den blauen Brief, trotz vorzüglichem Saisonstart, aber weil das Team in Lausanne 1:4 hinten lag. Grand übernahm das Kommando – die Partie endete 7:4. Auch Kent Ruhnke stand in Martigny einst an der Bande; er machte sich bei Nacht und Nebel aus dem Staub, der Legende nach liess er den vom Club zur Verfügung gestellten Wagen mit laufendem Motor am Flughafen stehen.

Ein Tennisstar und ein Musiker

Malermeister Grand träumte von der NLA und führte den Verein grandios grantig, er wütete wie einst Sonnenkönig Louis XIV in Frankreich. Es gab keinen Vorstand, keine Generalversammlung, oft auch keine Erfolgsrechnung. Da war nur er – und so wirbelte er nach eigenem Gutdünken. Grand beleidigte Schiedsrichter, prügelte sich mit ehemaligen Spielern, lieferte sich einen Boxkampf mit einem gegnerischen Trainer, warf den Deutschschweizer Clubs vor, Spiele zu kaufen. Und hatte verrückte Ideen: 1998 wollte er den zurückgetretenen Tennisstar Jakob Hlasek, der als Junior auch auf Kufen als Talent gegolten hatte, lizenzieren. Zu mehr als ein paar Probetrainings und einem Medien-Tamtam kam es jedoch nicht.

Intermezzo auf dem Eis: Sänger Bastian Baker spielte 2020 kurz für Martigny.

Das Geld ging selbst unter seiner Führung aus, wie so oft im Kultverein. Dieser fand weit nach der Ära Grand auch mit einer unheiligen russischen Allianz sein Glück nicht, die Investoren suchten sich bald ein neues Spielzeug und zogen weiter. Nach dem letzten Zusammenbruch vor sechs Jahren dümpelte Martigny in der 2. Liga herum, einige Fusionen und ein Gastspiel des Musikers Bastian Baker später – er absolvierte 2020 vier Partien in der drittklassigen Myhockey League – ist der Club zurück im professionellen Schweizer Eishockey. Als einer von drei Walliser Vertretern neben Visp und Sierre.

Stellt sich die Frage: Für wie lange?