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Konflikt in Oberrieden
Real-Madrid-Camp verdrängt lokalen Ferienkurs

Oberrieden, Der Oberrieder Bekim Rashiti organisiert mit dem Verein Ferienspass Fussballkurse für Kinder, nun hat die Gemeinde den Fussballplatz Cholemoos just in der Woche, die er gebucht hatte, an REAL Madrid für einen teuren Fussballkurs vergeben. 1.2.2024  Bild: Sabine Rock
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Es klingt fast unglaublich: Das grosse Real Madrid führt im Sommer ein Fussballcamp auf dem Sportplatz Cholenmoos in Oberrieden durch. Während fünf Tagen können Kinder und Jugendliche nach den Grundsätzen der Real-Akademie trainieren. Was sich für einige Fussballfans wie ein Traum anhört, kommt für Bekim Rashiti einem Albtraum gleich.

Denn in derselben Woche, in der nun das Camp von Real Madrid das «Choli» besetzt, wollte der gebürtige Oberriedner dort seinen Ferienkurs für Kinder anbieten. Diesen führt er in Zusammenarbeit mit dem Ferienspass Horgen seit zwei Jahren jeweils in den Frühlings-, Sommer- und Herbstferien durch.

Für die drei Kurse im 2024 beantragte Rashiti Ende letzten Oktober bei der Gemeinde eine Bewilligung. «Darauf habe ich nichts gehört, also habe ich Anfang Dezember nachgefragt», erzählt er. Doch sein Antrag blieb weiterhin offen. Umso grösser war Rashitis Schock, als er vergangene Woche hörte, dass der Platz Real Madrid zur Verfügung gestellt wird. «Ich habe das per Zufall erfahren, die Gemeinde hat mich nicht einmal informiert.»

Keine Entschuldigung

Rashiti verlangte in einer Mail, die dieser Redaktion vorliegt, Antworten von der Gemeinde. Unter anderem wollte er wissen, weshalb er nicht informiert worden sei. Tags darauf kam es zu einem Treffen zwischen der Gemeinde und Bekim Rashiti.

Bei diesem Treffen bot ihm die Gemeinde als Alternative die Turnhalle Langweg für den Ferienkurs im Sommer an. Eine Entschuldigung dafür, dass er bezüglich Bewilligung nie eine Antwort erhalten habe, habe es jedoch nicht gegeben. «Zumindest das hätte ich erwartet», sagt der 46-Jährige enttäuscht.

Sechs Monate für eine Bewilligung

Rashitis Ärger rührt auch daher, dass er nicht zum ersten Mal lange auf eine Bewilligung warten muss und bei Nachfragen vertröstet wird. Im Herbst 2022 beschwerte er sich wegen mehrerer Vorfälle in einem Brief bei der Gemeinde und bat um eine Aussprache.

Nach dieser hielt die Gemeinde schriftlich fest, dass sie Bekim Rashiti versichert, «zukünftige Bewilligungsbegehren frühzeitig zu besprechen und unbürokratisch zu behandeln». Das entsprechende Dokument liegt dieser Redaktion vor.

«Wollen Angebot bekannter machen»

Die Gemeinde Oberrieden verweist auf Anfrage auf den «Benützungsvertrag Sportplatz Cholenmoos», wonach der Kunstrasen ausschliesslich zur Benützung für den FC Oberrieden bestimmt ist. «Nutzungen durch Dritte müssen vom FC Oberrieden als Hauptmieter genehmigt werden.»

Den Kunstrasen hat der FCO erst seit der Verbreiterung des Spielfelds vor drei Jahren. Diese war nötig, weil der Platz nicht den Mindestmassen für Liga-Spiele entsprach.

Der Präsident des FC Oberrieden, Frank Klinkhammer, bestätigt auf Anfrage, dass ein Sommercamp der Real-Madrid-Akademie auf dem Cholenmoos stattfindet. Dies sei Teil des Ziels, das Angebot des Fussballclubs bekannter zu machen. Damit wolle man auch für Sponsoren attraktiver werden. Man habe verschiedene Anbieter für ein Camp angeschaut. Wesentliche Entscheidungskriterien für Real Madrid seien Trainingskonzept und -philosophie, die Strahlkraft der Marke sowie die finanziellen Konditionen gewesen. Details zu diesen Konditionen legt der FC jedoch nicht offen.

Die Gemeinde betont indes, man habe Bekim Rashiti am Treffen vergangene Woche die Lösung mit der Sporthalle angeboten. Dies ausnahmsweise und trotz der in dieser Zeit stattfindenden Grossreinigungen. Zudem hat Rashiti laut Gemeinde die Woche, in der sein Sommercamp stattfinden soll, noch nicht konkret festlegen können. Der Redaktion liegt allerdings eine Mail vom vergangenen Dezember vor, worin sich Bekim Rashiti bei der Gemeinde nach dem Stand der Bewilligung erkundigt und die Woche für das Sommercamp angibt.

Der Name als Köder

Bekim Rashiti stört jedoch nicht nur das Hin und Her um die Bewilligung für seinen Ferienkurs. Er sieht solche Fussballcamps von grossen Clubs aufgrund des finanziellen Aspekts kritisch. Während die Kinder bei ihm für einen ganzen Tag inklusive Mittagessen zwischen 59 und 65 Franken bezahlten, kosten die fünf Tage im Real-Camp 500 Franken. Die Eltern der Kinder blättern also pro Tag fast doppelt so viel hin. Dafür gibt es noch ein offizielles Trikotset der Königlichen.

Den Kindern würde die Illusion verkauft, dass sie mit Real Madrid trainieren könnten. «Man ködert sie mit dem Namen, will aber vor allem Geld machen.» Tatsächlich gibt es sehr viele dieser Camps in einem Jahr. Ein Blick auf den Terminkalender zeigt, dass allein zwischen Frühling und Herbst rund 20 Camps in der Deutschschweiz stattfinden – teilweise zwei in derselben Woche. Am Zürichsee macht das Camp neben Oberrieden auch in Zollikon halt.

Die Fundación Real Madrid Clinic – welche die Camps organisiert – schreibt auf ihrer Internetseite, die Camps seien Teil des sozialen Auftrags der Stiftung. Deren Mission sei es, weltweit sportliche, soziale und kulturelle Werte sowie Projekte im Sport zu fördern. Was die Einnahmen aus den Camps betreffe, fliesse ein Teil davon in die Umsetzung dieser Massnahmen.

Bekim Rashiti hilft dies wenig. Für seinen Ferienkurs im Sommer hat er zwar nun eine Alternative. Doch was mit den beiden Wochen im Frühling und Herbst ist, ist aktuell unklar. Dort steht eine Bewilligung für das «Choli» weiterhin aus.

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