Kommt Shaqiri zur Spitzenspiel-Premiere?
In grossen Partien sass Xherdan Shaqiri bei Liverpool bislang immer auf der Bank. Jetzt kommen zwei Schlagerspiele innert sechs Tagen.
Ist dieses Mal alles anders? Gibt es dieses Mal keine Krise? Ist es dieses Mal wirklich ein Hoch, das nicht mehr aufhört?
Diese Fragen stellen sie sich gerade beim FC Liverpool. Am Morgen des 8. Dezember lag das Team zwei Punkte hinter Manchester City auf Rang 2. Am Abend des 26. Dezember hatte es den grössten Titelfavoriten um sieben Punkte distanziert.
Das hat mit der eigenen Stärke zu tun: Noch nie sind die Reds besser in eine Meisterschaft gestartet als jetzt mit 16 Siegen und 3 Unentschieden, zuletzt hat die Mannschaft achtmal in Folge gewonnen. Das liegt aber auch an der Mannschaft von Josep Guardiola: City verlor zuletzt drei von vier Liga-Partien. Auf Rang 2 liegt nun Tottenham mit sechs Punkten Rückstand.
Ist dieses Mal alles anders? Gibt es dieses Mal keine Krise? Ist es dieses Mal wirklich ein Hoch, das nicht mehr aufhört? Vielleicht geben die nächsten sechs Tage einen nächsten Hinweis. Am Samstag empfängt Liverpool das fünftplatzierte Arsenal. Es ist ein kleines Spitzenspiel. Vor allem im Vergleich zum 3. Januar. Dann muss Liverpool bei City antreten.
Die Aufregung am River Mersey entspricht der Gemengelage. «Liverpool glaubt», hat der «Guardian» nach dem 4:0 am Stephanstag gegen Newcastle festgestellt. Und die Stadtzeitung «The Liverpool Echo» berichtet: «Die Mannschaft und das Publikum glauben daran, dass Liverpool den Titel gewinnen kann. Aber was noch dazukommt: Auch City und Tottenham und alle anderen glauben daran.»
Als Liverpool am Mittwoch auf sieben Punkte davongezogen war, sagte City-Trainer Guardiola. «Gute Resultate lösen im Hirn Wunder aus.» Und auf seine Mannschaft bezogen kommentierte er nach dem 1:2 in Leicester: «Jetzt sind bei uns Zweifel da. Wir müssen so schnell wie möglich wieder gewinnen für unsere Stimmung, unser Vertrauen und unser Verlangen.»
Klopp, van Dijk, Salah – und Shaqiri
Seit bei City das Geld aus Abu Dhabi fliesst, hat sich der Club an Meistertitel gewöhnt. Der FC Liverpool hingegen wartet seit 1990 auf den 19. Triumph. Er hat in den vergangenen 28 Spielzeiten sicher geglaubte Meisterschaften auch schon in der letzten Minute des letzten Saisonspiels oder mit einem Ausrutscher von Vereinsikone Steven Gerrard als letzter Mann verspielt.
Ist dieses Mal alles anders? Gibt es dieses Mal keine Krise? Ist es dieses Mal wirklich ein Hoch, das nicht mehr aufhört? Wenn es so wäre, dann wegen Jürgen Klopp, dem Trainer. Wegen Alisson Becker, dem aus Rom geholten brasilianischen Goalie. Wegen Virgil van Dijk, dem holländischen Innenverteidiger mit fantastischen Defensivwerten. Wegen Spielern wie James Milner, die sich einfach nicht unterkriegen lassen. Wegen der Offensive mit dem Trio Sadio Mané, Roberto Firmino, Mohamed Salah. Und ein bisschen sicher auch wegen Xherdan Shaqiri, dem zuletzt in vier Einsätzen vier Treffer gelungen sind.
Der Schweizer Nationalspieler hat zwar noch in keinem ganz grossen Spiel von Anfang an gespielt, wenn die Gegner PSG, City, United, Napoli, Tottenham oder Arsenal hiessen. Doch weil Klopp stetig rotiert, ist er zu seinen Einsätzen gekommen. Und er hat sie für sich nützen können.
Bei Stoke hatte sich Shaqiri noch als Star einer Mannschaft mit wenig Talent verstanden. Nach dem Abstieg sah er ungenügende Qualität bei den Mitspielern, sich selbst lobte er für seine Tore und Assists, als ob sich der Wert eines Offensivspielers nur aufgrund von Toren messen liesse.
Der Lernprozess unter Klopp
Unter Klopp hat der 27-Jährige schnell lernen müssen, dass ein Fussballplatz für keinen Offensivspieler an der Mittellinie fertig ist. Wenn Shaqiri sich jetzt einfügt ins typisch Kloppsche Defensivspiel mit einer rasenden Jagd nach dem Ball, wenn er den Gegnern am eigenen Strafraum nachsetzt, ist Anfield entzückt. Und wenn er wie gegen Erzfeind Manchester United als Einwechselspieler den Match auch dank etwas Glück und zwei abgelenkten Schüssen entscheidet, gerät Anfield aus dem Häuschen.
Shaqiri ist unter Klopp in seinem vierten Premier-League-Jahr ein demütigerer, besserer Fussballer geworden. Nach seinen Toren gegen Manchester United hat er gesagt: «Ich bin am perfekten Ort, um mich zu verbessern. Und wir wollen hier alle zusammen etwas erreichen.»
Natürlich stinkt es ihm, wenn er immer wieder auf der Bank sitzen muss. Positiv bleibt er trotzdem. Kommt rein. Spielt gut. Und sagt: «Unser Spielstil ist auch für mich gut. Ich habe Einfluss, erziele Tore, gebe Assists. Ich bin momentan sehr glücklich mit meinen Leistungen.» Bei sechs Premier-League-Toren steht Shaqiri, nachdem er auch am Mittwoch gegen Newcastle zum 3:0 getroffen hat. Nur Salah (12) und Mané (7) waren im Team erfolgreicher, spielten aber auch deutlich häufiger. Englische Medien spekulieren jetzt darüber, ob Shaqiri gegen Arsenal von Beginn an eine Chance bekommt.
Xherdan Shaqiri verwertet eiskalt: Der Schweizer steuert beim 4:0 gegen Newcastle den dritten Treffer bei. (Quelle: Canal+)
In der Offensive hatte Liverpool schon in den vergangenen Jahren viel Qualität. Neu ist die defensive Sicherheit mit 7 Gegentoren in 19 Partien – in der vergangenen Saison waren es zum gleichen Zeitpunkt 23 gewesen.
Ist dieses Mal alles anders? Gibt es dieses Mal keine Krise? Ist es dieses Mal wirklich ein Hoch, das nicht mehr aufhört? «Es ist wie bei einem Puzzle», sagte der kroatische Verteidiger Dejan Lovren jüngst dem «Guardian», «und jetzt haben wir mit allen neuen Spielern die perfekte Mischung.» Liverpool glaubt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch