Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Wenn sogar Fische im Zug unterwegs sind

Ein Fisch im Netz ist eigentlich kein ungewöhnlicher Anblick – es sei denn, er ist als Zugpassagier unterwegs.

Hackbretter, Zimmerpflanzen, grosse Bilderrahmen: Es gibt Leute, die transportieren am liebsten alles im Zug. Als regelmässige Pendlerin habe ich mich daran gewöhnt – und gedacht, dass mich nichts mehr überraschen kann. Kürzlich wurde ich aber eines Besseren belehrt.

Es geschah auf dem Heimweg kurz nach 18 Uhr. In Horgen stieg ein Jugendlicher ein. So weit, so unspektakulär. Dann fiel mir jedoch auf, dass er ein kleines Fischernetz mit sich trug. Und im Netz befand sich ein stattlicher, toter Fisch.

Der Jugendliche setzte sich in ein Viererabteil, ihm gegenüber eine Frau. Als diese ihn ansprach, rechnete ich bereits mit einem Wortgefecht und bereitete mich darauf vor, meine Kopfhörer aufzusetzen, um den Lärm auszublenden. Denn ganz sicher wollte sie sich beschweren, was ihm eigentlich einfalle, einen Fisch in den Zug zu nehmen, der könnte schliesslich stinken.

Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen fragte sie interessiert nach der Fischart und ob er ihn selbst gefangen hätte. Anfangs noch zurückhaltend, begann der Teenager zu erzählen. Dass er zusammen mit einem Freund fischen war. Wie sie nur diesen einen grossen Fisch, aber viele kleine gefangen hätten. Dass er den Fisch zu Hause selbst zubereiten werde. Er bot der Frau sogar ein paar der kleinen Fische an, als er merkte, dass sie offenbar gerne Fisch ass.

Und dann sagte er fast schon beiläufig: «Hoffentlich werfen sie mich in Zürich nicht raus.» Offenbar haben also im Gegensatz zur Mitpassagierin nicht alle Freude an einem Fisch im Zug.