Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Kolumne «Fast verliebt»
In der Wartehölle

Sie weiss Rat, während Sie warten: Claudia Schumacher.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Egal ob in der Liebe oder im Job: Manchmal schicken wir eine Nachricht raus, die uns etwas bedeutet – und mit jeder Stunde, in der die Antwort ausbleibt, werden wir unsicherer. Waren wir zu angriffig? Zu scheu? Zu beleidigt? Sind wir zu dick? Keine Ahnung, was die letzte Frage hier sucht, aber viele Menschen denken oft und in seltsamen Zusammenhängen an ihr Körpergewicht. Ist die Angst erst mal da, hält sie sich selten ans Thema, denn sie liebt jede Quelle neuer Verunsicherung. Stop! Drei Schritte, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten:

1. Vor dem Abschicken. Selig sind die, die andere in einem beschwingten Moment, ohne zu viel Grübelei, einfach mal um ein Date bitten, denn ohne sie wäre die Menschheit ausgestorben. Eine meiner Freundinnen ist eine solche Heldin – weshalb sie neulich zitternd vor mir sass. Sie hatte ihrem Auserwählten ein Treffen vorgeschlagen, aber nach 24 Stunden noch keine Antwort erhalten. Als sie ihm schrieb, war sie fast zwei Meter gross, strotzte vor Kraft. Aber dann, bei mir auf der Couch, mass sie nur noch verkrümelte 15 Zentimeter.

Ein Schrumpfprozess, den ich von mir selbst kenne. Mir hilft es privat und beruflich, mich vor dem Absenden wichtiger Nachrichten auf meine Standpunkte zu konzentrieren – nicht auf die Reaktion, die ich provozieren will. Ich habe keine Kontrolle über mein Gegenüber. Aber wenn ich sicher stehe, stehe ich sicher. Und das genügt eigentlich.

2. Nach dem Absenden. Ihre Botschaft ist raus? Wunderbar. Dann lassen Sie los. Wirklich. Die Antwort kommt nämlich nicht schneller, wenn Sie dauernd am Smartphone hängen, den Briefkasten überprüfen oder sich in extensiven Charakteranalysen Ihres Gegenübers verlieren. Wenn es sich um eine berufliche Nachricht handelt, bei der es auf einen baldigen Rücklauf ankommt, können Sie sich im Kalender notieren, wann Sie nachhaken. Aber dann leeren Sie die Kaffeemaschine, erfinden Sie das Rad neu oder gehen Sie Tontauben-Schiessen. Egal, was: Sobald Sie sich für ein paar Stunden auf etwas anderes konzentriert haben, dürfte sich eine gewisse Gelassenheit einstellen.

3. Beim Antwort-Lesen. Als sich meine 15 Zentimeter grosse Freundin tags darauf wieder meldete, war sie erneut ein paar Meter gewachsen: Hurra, der Mann hat sich gemeldet! Sie sind verabredet. Glückwunsch! Natürlich passiert es aber mindestens so oft im Leben, dass unserer Wünsche nicht erfüllt werden. Oder nicht gleich. Gerade in der Liebe tut es weh, wenn man sich verletzlich macht und einen Korb kassiert. Für das eigene Selbstwertgefühl kann das bedrohlich sein – muss es aber nicht. Ist es nicht immer richtig, sich zu zeigen und zu lieben, auch wenn andere es nicht in gleichem Masse zurückgeben können? Ich finde, auf den eigenen Mut darf man grundsätzlich stolz sein. Unabhängig davon, ob er sofort belohnt wird.