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Eintrittspreise für Filmfans
Mit der Familie ins Kino für über 100 Franken – es geht auch anders

Teures Kino: In Zürich kostet eine Vorführung ohne Reduktionsangebote zwischen 19 und 21 Franken pro Person.
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Am Wochenende mit der Familie ins Kino? Da bietet sich der Trickfilm «Despicable Me 4» an, im Kino Abaton in Zürich liegt der Normalpreis für Erwachsene bei 21.90 Franken, jener für Kinder bei 14.90. Dafür gibt es die Standardversion ohne Schnickschnack. Für 3-D oder das Rüttelkino 4DX zahlen Erwachsene hingegen bis zu 33.90 Franken pro Ticket. Eine Familie mit zwei Kindern, die Popcorn und Getränke kauft, hat schnell 150 Franken oder mehr ausgegeben.

Oder lieber «Kinds of Kindness», das neue Drama von «Poor Things»-Regisseur Yorgos Lanthimos? In Zürich kostet die Vorführung zwischen 19 und 21 Franken (ohne Reduktionsangebote wie Kinokarten). Derselbe Film kostet im Arena-Kino Stücki in Basel mit 13 Franken deutlich weniger. Denn dieses Kino möchte auch Gäste aus Deutschland und Frankreich anlocken.

Für Christian Ströhle ist das Arena in Basel ein Vorbild. Ströhle ist Mitinitiator des Kinos Korso in Freiburg, ein paar Minuten vom Bahnhof entfernt. Er führt durch die drei hübschen Säle, noch steht eine Leiter unter der Discokugel im Foyer, eröffnet wird erst im September. Mit Arthouse- und Familienfilmen – aber auch die «Joker»-Fortsetzung mit Joaquin Phoenix könne sich der 46-Jährige im Korso vorstellen.

Klar ist, die Tickets werden maximal 12 Franken kosten. Jugendliche und Pensionäre zahlen 10, Kinder 8.

Kino Korso in Freiburg. In Freiburg eröffnet nach dem Sommer ein Kino, das maximal 12 Franken verlangt. 

© Dres Hubacher / Tamedia AG
Kino Korso in Freiburg. In Freiburg eröffnet nach dem Sommer ein Kino, das maximal 12 Franken verlangt. 

© Dres Hubacher / Tamedia AG

«Kino muss für alle da sein», sagt Ströhle. Freiburg sei eine Studentenstadt an der Sprachgrenze. Dort müsse eine neu eröffnete Spielstätte bezahlbar bleiben. Das Corso hat eine lange Geschichte, es wurde 1948 eröffnet und bis 2010 betrieben, danach war es eine Shisha-Bar. Im Herbst eröffnet die Adresse wieder unter dem Namen Korso – und mit günstigen Eintrittspreisen.

«Es kommt sehr wohl auf den Preis an»

Inspiriert waren Ströhle und seine Mitgründer vom «Tag des Kinos» in der Schweiz (5 Franken pro Ticket) und von Kino-Abos in Frankreich oder Österreich. «Diese Angebote zeigen, dass es sehr wohl auf den Preis ankommt, wenn es darum geht, Leute ins Kino zurückzuholen.» Dass Kinokultur funktioniere, zeige etwa das Kino Rex in Bern oder das Arthouse Le Paris und das Houdini in Zürich.

1983 kostete ein Kinoticket noch 8.20 Franken, bis 2023 hat sich der Preis auf 16.30 fast verdoppelt (ohne Inflationsbereinigung). In der Deutschschweiz sind die Preise generell höher als in den anderen Landesteilen. Auch kostet ein Ticket im Multiplex-Kino mehr als ein Eintritt in Kinos mit einem Saal.

Gefühlt steigen die Kosten für ein Kinobillett seit Jahren. Doch Ivette Djonova, Geschäftsführerin des Kinobranchenverbands Pro Cinema, sagt: «Die Ticketpreise sind in den letzten Jahren relativ stabil geblieben.» Und das trotz Pandemie, zeitweisen Sorgen um Stromknappheit und Teuerung. Seit 2015 habe sich der durchschnittliche Preis bloss um 70 Rappen erhöht, während die Eintritte in Deutschland in den letzten 10 Jahren um fast 15 Prozent gestiegen seien.

Schweizer Kinos müssten heute aber höhere Mieten und Unterhaltskosten bezahlen, etwa für Strom, sagt Djonova. Und manche rüsten auf, um die Nachfrage nach 4DX oder dem Breitfilmformat Imax zu befriedigen. Für Rüttelkinos und andere Spezialformate wird mehr Geld verlangt, was wiederum Auswirkungen hat auf den durchschnittlichen Eintrittspreis.

Wohin geht das Geld für Kinovorführungen eigentlich? In der ersten Woche, in der ein Film läuft, verdient ein Kino in der Regel die Hälfte des Ticketbetrags. Die andere Hälfte geht an das Verleihunternehmen, das die Rechte an den Kopien hat und den Film an die Kinos vermietet. Ab der zweiten und dritten Woche wird der Anteil, den das Kino abgeben muss, kleiner. Ausser, der Film läuft erfolgreich. Dann bleibt es länger bei 50/50.

Wenn das Ticket im Korso in Freiburg 12 Franken kostet, zahlt das Kino also bloss rund 6 Franken für die Miete. Ist das noch attraktiv? Christian Ströhle ist zuversichtlich, dass die Verleihfirmen dem Korso die Filme geben werden. «Sobald sie sehen, dass wir hier einen Ort geschaffen haben, an dem man gern Zeit verbringt und an den man gern zurückkehrt.» Auch Pizza und Brunch zu fairen Preisen werden zum Angebot gehören.

Kino Korso in Freiburg. In Freiburg eröffnet nach dem Sommer ein Kino, das maximal 12 Franken verlangt. 

© Dres Hubacher / Tamedia AG

Das Riffraff oder das Houdini in Zürich könnten ihre Eintritte grundsätzlich frei gestalten, sagt Geschäftsführer Res Kessler. Ein Faktor sei der Zürcher Kinogutschein von 19 Franken. Liege der Preis höher, müssten die Besucherinnen und Besucher nachzahlen. Es müssten auch gewisse Kriterien erfüllt sein, damit der Bund Fördergelder für Produktionsfirmen und Prämien für Kinos spricht. Dazu gehört, dass der Ticketpreis über 10 Franken liegt.

Wichtig für Riffraff und Houdini sei die Kinokarte, dafür gibts 5 Franken Rabatt. «Mit der Karte machen wir 27 Prozent unseres Umsatzes», sagt Kessler.

Christian Ströhle wünscht sich, dass das Korso in Freiburg ein Ort wird, wo die unterschiedlichsten Leute hinkommen. Auch jene, die gar keinen Film sehen wollen. Oder Eltern, die ihre Kinder in einen Animationsfilm schicken und in dieser Zeit einen Brunch bestellen. Der Kinderfilm am Sonntag ist dann gratis.