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Meinung

Katja Früh will nicht ewig leben
Tun Sie genug für Ihre Gesundheit? Ich nicht!

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Wenn man sich richtig Mühe gibt, kann man richtig lange leben, weit über hundert Jahre alt werden, vielleicht sogar zweihundert. Aber dafür muss man was tun – man muss dafür leben, alt zu werden, und da stellt sich natürlich die Frage, ob ein Leben, in dem sich alles nur darum dreht, möglichst alt zu werden, ein lebenswertes Leben ist.

Die Bewegung, die diese Frage mit Ja beantwortet und immer mehr Anhänger hat, heisst Longevity und wird als Lifestyle bezeichnet. «Longevity» bedeutet nichts anderes als Langlebigkeit. Was man für ein langes Leben tun muss, weiss ja nun jeder. Dass man sich bewegen soll, nicht rauchen und nicht trinken, sich gesund ernähren, aktiv bleiben und ein reges Sozialleben führen soll, dass man ausreichend schlafen muss und so weiter. Aber es gibt die Fanatiker, zum Beispiel die Techmilliardäre, die jedes Jahr Millionen ausgeben für ihre Gesundheit, tonnenweise Medikamente schlucken, den halben Tag trainieren, die Muskeln und die Ausdauer, ihren Schlaf genau überwachen, sie haben Chips in der Haut, um alles Mögliche zu kontrollieren, sie essen nach genauesten Angaben ihr Gemüse plus ihre Nahrungsergänzungsmittel – und doch sind nur, das habe ich mal gelesen, fünfzig Prozent ihrer Gesundheit kontrollier- oder steuerbar, die anderen fünfzig bestimmen die Gene. Für diesen ungeheuren Stress, den die Langlebigkeit-Fanatiker sich antun, wäre mir das zu wenig Erfolg versprechend. Was, wenn ich zu den anderen gehöre, denen mit den schlechten Genen? Wäre dann alles umsonst, und ich würde einfach sterben wie jeder gewöhnliche Mensch auch? So zwischen siebzig und neunzig?

Ich selbst bin nicht besonders gesundheitsbegabt. Eher nachlässig und faul. Ich liege gern, ich lese gern, ich schaue gern fern. Ich esse gern, liebe Rotwein und Zigaretten. Weil ich deswegen ein schlechtes Gewissen habe, ärgere ich mich über unsere Zeit, in der Fitness und Gesundheit über allem stehen.

Aber ich weiss, ich sollte mich ändern. Und ich verspreche meiner Familie, dass ich demnächst, ja wahrscheinlich morgen, damit beginnen werde. Letztes Jahr habe ich mir ein Abo für einen Fitnessclub zugelegt, ganz selten gehe ich hin und lege mich in den Whirlpool. Und komme stolz wieder nach Hause, denn ich habe mich ausgezogen, umgezogen und wieder angezogen, immerhin. Gefühlt habe ich Sport gemacht. Jetzt aber verspreche ich wirklich, obwohl ich mich nicht der Longevity-Bewegung anschliessen werde, mich zu bessern. Ich würde sagen: ab morgen.

Katja Früh ist Drehbuchautorin und Regisseurin.

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