Massnahme gegen FCZ-FangewaltKarin Rykart verteidigt die Sperrung der Südkurve
Die Kollektivstrafe gegen FCZ-Fans wird scharf kritisiert. Nun wehrt sich die städtische Sicherheitsvorsteherin: Die Verfolgung von Einzeltätern habe Grenzen.
Das Spiel FCZ - FC St. Gallen findet am kommenden Sonntag vor einer leeren Südkurve statt. Die Zürcher Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) hat eine Sektorsperre verhängt, zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Der FCZ und die Südkurve lehnen diese ab. Aus Protest will ein Teil der FCZ-Fans am Sonntag beim Hauptbahnhof aufmarschieren.
Nun begründet Karin Rykart ihren Entscheid. Am 6. April kam es bei einem FCZ-Auswärtsspiel in Genf zu schweren Auseinandersetzungen. «Dabei nahmen FCZ-Fans in Kauf, Polizistinnen und Polizisten zu verletzen», sagt Rykart auf Anfrage.
Sie schildert die Vorgänge folgendermassen: «Ein FCZ-Fan, der verdächtigt wurde, Böller auf sich zu tragen, verweigerte sich beim Stadioneingang der Kontrolle. Die Polizei führte ihn deswegen ab. Darauf warfen FCZ-Fans Böller gegen die Polizistinnen vor dem Stadion.» Immer mehr Fans, die bereits im Stadion waren, seien zum Eingangsbereich zurückgeströmt. Mehrere Hundert hätten die Genfer Polizei mit Metallstangen, Sitzen, Böllern, Steinen und Pyros attackiert. Auch nach dem Spiel hätten FCZ-Fans Polizistinnen mit Pyros und Schottersteinen beworfen. «Aufgrund dieser gravierenden Vorfälle habe ich die Sperrung verfügt», sagt Karin Rykart.
Den Entscheid habe sie mit der überkantonalen «Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden« abgesprochen, sagt Rykart. Sie sei sich bewusst, dass Sektorsperren keine perfekte Lösung seien. «Aber sie gewährleisten die Sicherheit und haben eine präventive Wirkung.»
Der FCZ, dessen Fans und auch die Zürcher AL kritisieren die Massnahme. Sie stellen die Vorgänge in Genf anders dar. In einer Mitteilung verurteilt zwar auch der FC Zürich «das gewalttätige Verhalten eines Teils seiner Fans aufs Schärfste». Gleichzeitig bezeichnet der Verein das Vorgehen der im Stade de Genève zuständigen Sicherheitsfirma als «aggressiv, unkooperativ und unprofessionell». Auch ein Sicherheitsrapport mit allen involvierten Parteien habe in Genf nicht wie üblich stattgefunden, bemängelt der FCZ.
Laut Fankreisen verstiessen die Genfer Sicherheitsleute und Polizisten gegen das Konzept des «Good Hostings». Gemäss diesem werden zum Beispiel am Eingang nicht mehr alle Fans abgetastet. Dies soll Stresssituationen vermeiden. Die Stimmung in Genf sei von Anfang an aufgeladen gewesen. Die Südkurve antwortete nicht auf eine Anfrage dieser Redaktion.
Auch die AL sprach am Mittwoch im Gemeinderat von einem «völlig unverhältnismässigen Polizeieinsatz» in Genf. Sie fordert eine Aufhebung der Sektorsperre. Solche Kollektivstrafen nützten nichts und seien wohl auch juristisch nicht haltbar. Die Kritiker verlangen immer wieder, man müsse stattdessen Einzeltäter fassen.
Karin Rykart entgegnet: Das mache die Polizei bereits und betreibe dafür einen grossen Ermittlungsaufwand, auch mit Erfolg. So habe man im Januar nach Angriffen auf die Polizei an einem Eishockeyspiel die Täter ermitteln können. Dies sei auch nach Fackelwürfen beim Zürcher Fussballderby im Oktober 2021 gelungen.
Der Vorfall in Genf zeige aber die Grenzen dieses Ansatzes, sagt Rykart: «Bei einer Gruppe von 200 Vermummten ist es fast unmöglich, einen Täter auszumachen. Und wenn die Polizei dann einen Täter herausnimmt, wird dieser vom Kollektiv geschützt.»
TA
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