Vorfall am StreiktagKarin Rykart reagiert auf Kritik an Polizeieinsatz
Bei einer Verhaftung einer Frau am feministischen Streiktag ist es zu wüsten Szenen gekommen. Nach heftigen Vorwürfen hat die Zürcher Polizeivorsteherin nun Stellung genommen.
Die Empörung nach dem feministischen Streiktag in Zürich war gross. Polizisten waren bei einer Verhaftung einer Frau brutal gegen die Demonstrantinnen vorgegangen. Dies zeigen Videos, die nach dem Vorfall im Internet kursierten.
Nach der Kritik in den sozialen Medien entbrannte vergangene Woche im Gemeinderat eine Debatte über Polizeigewalt. Die Vorsteherin des Sicherheitsdepartements, Karin Rykart, verfolgte die Debatte zwar interessiert, äusserte sich trotz mehrmaliger Aufforderung aber nicht dazu. Diese Zeitung beschrieb das Verhalten in einem Kommentar als feige.
Rykart wehrt sich gegen Vorwurf der Feigheit
Nun äusserte sich Rykart eine Woche später doch noch zu den Vorfällen. Sie hätte das eigentlich sogleich tun müssen, räumte die Polizeivorsteherin in einer persönlichen Erklärung ein, doch sie habe den richtigen Moment dazu verpasst. «Mit Feigheit hat das aber nichts zu tun.»
Zu den Videos sagte sie: «Die Bilder haben mich nicht kaltgelassen.» Doch die Handyvideos würden nur zwei kurze Ausschnitte zeigen. Es gebe aber auch noch die Momente vor und nach dem gezeigten Vorfall. Der Vorfall werde untersucht, und noch würden wichtige Fakten fehlen.
Klar sei aber, dass die Polizei keine Kampftruppe sei. Jeden Tag würden die Polizistinnen und Polizisten rund 200 Einsätze leisten, und die Menschen seien froh, wenn die alarmierte Polizei kommen würde. Ihr sei bewusst, dass nur ein kleiner Teil der Arbeit sichtbar sei, doch von jenen, welche die Polizei kritisieren, erwarte sie, dass jene auch diese Arbeit sehen würden.
Verhaltene Reaktionen auf Rykarts Stellungnahme
Zu den lautesten Polizeikritikern im Gemeinderat gehört Moritz Bögli. Der AL-Vertreter anerkannte Rykarts Stellungnahme. Er würde sich aber wünschen, dass auch die Social-Media-Abteilung der Stadtpolizei sich erst dann pointiert äussere, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen. Damit spielte er auf Äusserungen der Stadtpolizei an, die den umstrittenen Einsatz am feministischen Streiktag ungewöhnlich aktiv verteidigte. Später schob Bögli noch nach: «Wir verlangen ja eigentlich von der Polizei nur, dass sie ihre Einsätze ohne Gewalt und korrekt durchführt.»
Wenig zufrieden zeigte sich der SVP-Gemeinderat Samuel Balsiger mit Rykarts Stellungnahme. Sie habe erst nach der öffentlichen Kritik reagiert und nun die Polizisten auch noch zu wenig verteidigt. So habe sie es verpasst, darauf hinzuweisen, dass bei dem Einsatz auch ein Polizist verletzt worden sei.
Michael Schmid von der FDP begrüsste es zwar, dass Rykart sich nun geäussert hatte, hätte sich aber gefreut, wenn sie sich noch deutlicher hinter die Polizisten gestellt und vor allem die «überzogene Kritik von Links» noch deutlicher zurückgewiesen hätte, wie er sagte.
Die Vorfälle rund um die Verhaftung am feministischen Streiktag werden aktuell von der Zürcher Staatsanwaltschaft untersucht.
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