Bahnverkehr am ZürichseeAcht Kantone kämpfen für Tunnelabzweiger in Horgen
Aus Spargründen will der Bund beim Zimmerberg-Basistunnel 2 auf ein Anschlussbauwerk verzichten. Doch der Widerstand wächst, auch auf nationaler Ebene.

Fast 100 Seiten lang ist der Bericht, den das Bundesamt für Verkehr (BAV) letzten Juni veröffentlicht hat. In diesem Bericht informiert das BAV unter anderem über den aktuellen Stand und die geplanten Anpassungen bei den grössten Bahninfrastrukturprojekten. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Zimmerberg-Basistunnel 2, der bis im Jahr 2037 gebaut sein soll. Er wird den heutigen Basistunnel zwischen Zürich und Thalwil bis nach Baar verlängern.
Noch bis Ende der nächsten Woche haben Kantone, Parteien und Verbände Zeit, sich zum Inhalt des Berichts zu äussern. Danach ist die Vernehmlassung zu Ende. Doch schon jetzt zeigt sich: Die Pläne des BAV für den fast 1,5 Milliarden Franken teuren Zimmerberg-Basistunnel 2 sorgen für Unmut. In der Kritik steht allerdings nicht das Projekt an sich, sondern ein bestimmter Bestandteil: ein Anschlussbauwerk.
«Nicht nachvollziehbar»
Dieses Anschlussbauwerk im Basistunnel 2 würde es vereinfachen, in noch späteren Jahren den sogenannten Meilibachtunnel anzubauen. Dieser soll den Basistunnel 2 und die Bahnlinie am Seeufer in Horgen verbinden. Das Anschlussbauwerk wäre also eine Vorinvestition. Doch nun will das BAV auf diese Vorinvestition verzichten, aus Kostengründen. Schon letzten Frühling machte diese Zeitung publik, dass dies von den Verkehrsämtern mehrerer Kantone kritisiert wird.
Inzwischen hat auch der Zürcher Regierungsrat sein Unverständnis öffentlich bekannt gemacht. In seiner Vernehmlassungsantwort bezeichnet er den Verzicht als «nicht nachvollziehbar». Ohne dieses Anschlussbauwerk werde der Bau des Meilibachtunnels dereinst teurer und zu «massgebenden Betriebseinschränkungen im Zimmerberg-Basistunnel 2 führen».
Bis nach Graubünden
Unterstützung erhält Zürich von sieben Ostschweizer Kantonen: In ihrer kürzlich präsentierten gemeinsamen Stellungnahme zum BAV-Bericht fordern auch sie, dass die Vorinvestition für den Meilibachtunnel getätigt wird. Denn der Tunnel ist für einige der Ostschweizer Kantone ebenfalls wichtig, weil er die Kapazität am linken Zürichseeufer erhöht und damit Vorteile für die ganze Linie Zürich – Chur bringt.
Dass das Anschlussbauwerk wieder ins Projekt aufgenommen wird, beantragt auch der politisch unabhängige Planungsdachverband für die Region Zürich und Umgebung RZU. Dasselbe verlangt der nationale Verband öffentlicher Verkehr VÖV, wie sich in dessen Vernehmlassungsantwort zeigt.
Parlament entscheidet
Nach Abschluss der Vernehmlassung am 14. Oktober wird das Bundesamt für Verkehr alle eingegangenen Anträge analysieren und eine Botschaft für den Bundesrat aufbereiten. Der Bundesrat wird diese wohl nächstes Jahr zuhanden des Parlaments verabschieden. Dieses wird also das letzte Wort über die anstehenden Grossprojekte der Bahninfrastruktur haben.
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