Leichtathletik-EuropameisterschaftKambundji fehlen 5 Tausendstel zu Gold
Mujinga Kambundji gewinnt hinter der Deutschen Gina Lückenkemper die Silbermedaille – im Fotofinish.
Und dann gab es endgültig kein Halten mehr im Olympiastadion von München. Eben hatte der Zehnkämpfer Niklas Kaul Gold gewonnen – und dann diese riesige Überraschung: Die 25-jährige Deutsche Gina Lückenkemper wird Europameisterin über 100 m – wer hätte auf diesen Ausgang des Rennens gewettet?
Zuletzt war es ein so genannt «totes Rennen» gewesen – von Beginn weg hatte Mujinga Kambundji geführt und als nächste Europameisterin ausgesehen. Doch auf der Ziellinie waren die beiden dann gleichzeitig – oder Lückenkemper eben noch fünf Tausendstel früher. Beide wurden in 10,99 Sekunden gemessen, für die Goldgewinnerin bedeutete dies eine Saisonbestzeit, für die 30-jährige Bernerin letztlich eine weitere Marke unter elf Sekunden – und dennoch eine Enttäuschung.
Kambundji schaute sich im Ziel irgendwie ungläubig um – nicht Titelverteidigerin Dina Asher-Smith hatte dominiert, diese war erst nach 16 Sekunden angekommen. Kambundji hatte lange nicht einmal gewusst, ob diese zu ihrer grössten Gegnerin werden würde. Die Britin hatte sich am vorletzten Tag der WM in Eugene bei ihrem Staffeleinsatz am hinteren Oberschenkelmuskel verletzt – und danach geschwiegen. Sie sagte ihre Starts an den gleich darauf folgenden Commonwealth Games ab – immerhin der deutliche Hinweis darauf, dass für sie nun das Rennen um die Genesung bis zur EM begonnen hatte. Beste Britin war Daryll Neita (11,00) mit dem Gewinn von Bronze.
Nach ihren herausragenden Rennen an der WM hatte Kambundji in der Schweiz versucht, ihr Niveau mindestens zu halten, hatte zuletzt sogar den Eindruck hinterlassen, noch zulegen zu können. Dass 10,99 auch auf europäischer Bühne nicht in jedem Fall für Rang 1 reichen, dürfte eine schmerzvolle Erfahrung für sie sein.
Angereist war Kambundji eigentlich, um die drei vierten Plätze von Berlin vergessen zu machen – mit ihrem ersten EM-Titel. Den hat nun Lückenkemper überraschend gewonnen, auch wenn sie in Berlin bereits Zweite gewesen war. Für die Deutschen, die an der WM in Eugene so schlecht wie kaum je abgeschnitten hatten, war es die achte Medaille.
Frey und Kouni enttäuschen
Kambundji erhält mit dem Start über 200 m eine weitere Chance – mit Asher-Smiths Auftritt am Dienstag dürfte sie dort eine Gegnerin weniger haben. Statistisch war bereits der Halbfinal ein besonderes Ereignis aus nationaler Sicht gewesen: Nie zuvor auf diesem Niveau hatte sich ein Schweizer Trio dafür qualifiziert. Für die Zugerin Géraldine Frey, die ihren Startplatz nach dem Stechen von Ajla Del Ponte geerbt hatte, und Nachwuchssprinterin Natacha Kouni aus Zürich bedeutete dies ein grosser Schritt in unterschiedlicher Karrierephase: Frey ist 25, Kouni erst 20.
Doch beide kamen in ihren Läufen nicht annähernd an ihre Saisonbestleistungen heran – Frey verpasste als Fünfte ihre Bestzeit in 11,38 um 15 Hundertstel, Kouni in enttäuschenden 11,54 um mehr als vier Zehntel. Es sind beides nicht Leistungen, die für einen Einsatz in der Staffel sprechen. Doch für mindestens eine dieser Sprinterinnen wird sich Coach Adi Rothenbühler entscheiden. Deutschland wird auch da der grosse Gegner.
Jacobs gewinnt bei den Männern
Der italienische Olympiasieger Marcell Jacobs ist auch der schnellste Mann Europas. Der 27-Jährige gewann über 100 Meter in 9,95 Sekunden. Der Brite Zharnel Hughes war als Zweiter vier Hundertstel langsamer. Bronze ging an seinen Landsmann Jeremiah Azu in 10,13 Sekunden.
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