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Der Titan ist jetzt Wirtschaftskapitän

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Seine schlimmste Niederlage war im Champions-League-Final 1999. Dort verlor Bayern in der Nachspielzeit ein gewonnen geglaubtes Spiel gegen Manchester United. Ausgerechnet zu diesem Club hätte er ein paar Jahre später wechseln können – er entschied sich dagegen.
Zurück in einem vertrauten Umfeld: Der frühere Spitzentorwart Oliver Kahn (r.) kehrt als Vorstandsvorsitzender zum FC Bayern zurück und trifft dort auf einstige Mitspieler wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
Kahn war bei den Bayern der prägende Torwart der 90er- und Nuller-Jahre.
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Oliver Kahn spricht wieder, live und in Farbe. Das sind tatsächlich Neuigkeiten, kam es einem doch in den letzten Jahren vor, als kenne man die deutsche Goalie-Legende nur noch von der Werbefront. Wie Kahns Gesicht auftaucht vor diesem schwarzen Hintergrund, gross wie ein Sommermond, wie er die für die Industrie milliardenschwere Gemeinde der Tipico-Glücksritter beruhigt und verkündet: Alles gut, tippt weiter, eure Wette ist bei mir in sicheren Händen.

Es sind Hände, die einiges zu fassen gekriegt haben in ihrem Leben. Bälle im WM-Final (eher unglücklich) und in zwei Champions-League-Finals (einmal unglücklich, einmal triumphal), Bälle in über 400 Bundesliga-Spielen mit dem FC Bayern. Der FCB, sein fussballerischer Mutterschoss, aus ihm gebar Kahn sein Kapital, als Fussballer, Titan, Visionär, als Marke.

Wie früher beim Elfmeter

Die Hände sind zurück im Schoss. Am Dienstagmittag spricht Kahn vor über 100 Medienvertretern in München. Die neue Dekade bringt beim FC Bayern Veränderungen mit sich. Herbert Hainer ist als Präsident der neue Uli Hoeness (offiziell), Oliver Kahn schon so etwas wie der neue Karl-Heinz Rummenigge (inoffiziell). Die hausinterne Redensart ist ein «Onboarding», welches Kahn während der nächsten zwei Jahre bis zum Vorstandsvorsitzenden durchlaufen soll. «Verantwortung kann man auf keiner Universität lernen», sagt Kahn, die Lippen zusammengepresst wie früher beim Elfmeter.

Seinen Worten lauschen nicht nur die Leute in München, die Bilder gehen auch nach Doha, als «Signale dahoam», wenn man so will. Im Emirat, wo sich der Weltclub Bayern seit Jahren auf die Rückrunde vorbereitet, im Nachbarland Saudiarabiens, wo Kahn eine Goalieschule mitaufgebaut hat. Trainer Hansi Flick hat für den Dienstag nur ein Training angesetzt, am Nachmittag ist frei. König Kahn spricht, in Doha ist es schon kurz nach 13 Uhr, das Gefolge lauscht.

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«Grosse Herausforderungen entsprechen meinem Charakter», sagt Kahn an der Pressekonferenz. Selbstverständlich steigt ein Oliver Kahn nicht irgendwo ein. Dass er bei den Bayern direkt auf Stufe Vorstand ins Geschehen eingreift, wird seit Jahren verhandelt. 2008 trat der heute 50-Jährige zurück vom Spitzensport, war seither nebst Werbegesicht auch Unternehmer, TV-Experte, Buchautor. Doch eben, da ist fürs Erste auch noch Rummenigge. Der Titan als Schüler – wie lange geht das gut?

14 Jahre war er Spieler beim FCB, bald soll er den Verein von einer ganz anderen Warte aus leiten. Wirtschaftliche Erfahrungen hat er im kleinen Rahmen gemacht, einen Master of Business Administration nachgeholt. Reicht das für ein Unternehmen mit heute fast 1000 Angestellten und 750 Millionen Euro Umsatz? Das Projekt Kahn löst grosse Neugierde aus im Kosmos Bundesliga. Der Vertrauensvorschuss der Bayern ist ein Fünfjahresvertrag, auf der Lohn-Schmalspur wird Kahn damit kaum fahren.

«Great tasks ahead», grosse Aufgaben lägen vor ihm, so twitterte er zum Jahreswechsel, der Würde seines Amtes entsprechend auf Englisch. Oliver Kahn aber wird nun des Öfteren wieder sprechen. Man darf sich freuen.

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