Bizarre RedeJohnson lobt Serien-Schwein Peppa – und imitiert Motorengeräusche
Bei einer Rede vor Wirtschaftsführern schlängelt sich der britische Premier durch eine Vielzahl von Themen, fällt mit skurrilen Vergleichen auf – und verliert den Faden.
Viele britische Wirtschaftslenker stehen den wirtschaftlichen und politischen Plänen von Boris Johnson eher kritisch gegenüber. Dementsprechend waren auf der Jahrestagung des Industrieverbands CBI ernste Worte des Premiers erwartet worden. Am Ende bezeichneten die Zuhörer dessen Rede aber als «katastrophal» oder «bizarr». Was war passiert?
Während seiner Rede schweifte Boris Johnson – absichtlich oder nicht – immer wieder ab; er verglich sich mit Moses, zitierte Lenin, imitierte Motorengeräusche und schwärmte von einem Besuch am letzten Wochenende in einem Themenpark. Zwischendurch blätterte er sekundenlang durch seine Unterlagen, weil er offenbar den Faden verloren hatte.
Johnson sagte, dass «der wahre Wachstumstreiber nicht die Regierung ist», sondern der Privatsektor. Dabei kam er auf den Vergnügungspark Peppa Pig World zu sprechen. Peppa Pig ist eine britische Zeichentrickserie, die im deutschsprachigen Raum unter dem Namen «Peppa Wutz» bekannt ist. Die Serie läuft seit über 15 Jahren erfolgreich in 180 verschiedenen Ländern.
Ein Schwein, wie ein Föhn
Ein Schwein, das «wie ein Picasso-ähnlicher Föhn aussieht» sei zu einem Exportschlager geworden. Das zeige für ihn die Kraft der britischen Kreativität, sagte Johnson; kein Regierungsbeamter hätte sich Peppa ausdenken können, so Johnson. Minutenlang lobte Johnson den Themenpark im Süden Englands, den er am Wochenende mit seiner Familie besucht hatte. Dort gebe es sichere Strassen, Disziplin in den Schulen und ein gutes Nahverkehrssystem, lobte er. «Ich liebte es. Peppa Pig World ist genau mein Ort», schwärmte Johnson weiter.
Die hochrangigen Wirtschaftsbosse forderte er auf, per Handzeichen anzugeben, wer den Park schon mal besucht hat. Das kam nicht gut an: Am Montag zitierte die BBC den Führer der Liberaldemokraten, Ed Davey: «Die Unternehmen schreien nach Klarheit. Stattdessen haben sie nur Boris Johnson, der über Peppa Pig redet», lautete dessen Kommentar zum Auftritt des Premiers.
«Es ist eine perfekte Metapher für Johnsons chaotische, inkompetente Regierung, die unsere Wirtschaft zerstört, aber es ist eines britischen Premierministers nicht würdig», so Davey weiter.
Moses, Lenin und Brrrumm Brrrumm
Johnson kam bei seiner Rede nach Peppa Pig auf E-Autos zu sprechen und ahmte das Geräusch eines Autos nach: «Als ehemaliger Autokorrespondent kann ich Ihnen sagen, dass Elektroautos vielleicht nicht wie gurrende Tauben brummen und vielleicht nicht das Brrrumm Brrrumm raa raa haben, das Sie lieben, aber sie haben so viel Drehmoment, dass sie an der Ampel schneller starten als ein Ferrari.»
Ein Zuhörer von Johnsons Rede sprach gegenüber dem Guardian von einem «Durcheinander», während ein anderer vom peinlichsten Moment eines konservativen Premierministers sprach. Jürgen Maier, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Siemens und heutiger stellvertretender Vorsitzender der Northern Powerhouse Partnership nannte Johnsons Rede «fehlgeschlagen.»
Und dann noch Moses: Seine Pläne für die Umweltpolitik ähnelten den Zehn Geboten des Propheten, die er vom Berg Sinai niederbrachte, schwadronierte Johnson, um dann gleich noch auf den Kommunisten Lenin zu kommen. «Lenin hat einmal gesagt, die kommunistische Revolution sei die Sowjetmacht plus die Elektrifizierung des ganzen Landes. Die kommende industrielle Revolution ist Ökostrom plus Elektrifizierung des ganzen Landes», sagte Johnson weiter.
Johnson zufrieden mit Rede
Es ist nicht das erste Mal, dass Johnson mit skurrilen Vergleichen auffällt. Auf der UNO-Vollversammlung in New York bezog er sich zum Beispiel auf Kermit den Frosch. Solche Reden gehören zu Johnsons hemdsärmeligen Führungsstil, der bei vielen Briten gut ankommt.
Nach der Rede vor den Wirtschaftsvertretern wurde Johnson von einem Journalisten gefragt, ob es ihm gut gehe: «Ich denke, die Leute haben die überwiegende Mehrheit der Punkte, die ich ansprechen wollte, verstanden. Ich fand, dass es gut angekommen ist», resümierte der Premier.
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