Jetzt spricht der Zauberer von Oz Schweizerdeutsch
Im Mai hat das neue Stück der Commedia Adebar Premiere. Rahel Jud hat den amerikanischen Märchenklassiker «Der Zauberer von Oz» in eine theatergerechte Mundartfassung umgeschrieben.

Eigentlich ist Christoph Marthaler schuld. Im Dezember besuchte Rahel Jud im Zürcher Schauspielhaus die Aufführung von Marthalers neuestem Stück «Mir nämeds uf öis» und traf dort Barbara Schlumpf. Die beiden Frauen kennen sich; Jud ist in Uznach aufgewachsen, wenige Häuser von Schlumpf entfernt. 2010, gerade mal 20-jährig, übernahm sie in Schlumpfs Stück «Annas Carnifex» über die Foltererfamilie von Anna Göldi in Mollis die Regieassistenz.
Beim Gespräch nach der Marthaler-Aufführung wurde rasch klar, dass es eine nächste Zusammenarbeit geben würde. Unter der Regie von Barbara Schlumpf wird der Uzner Theaterverein Commedia Adebar im Sommer das Stück «Der Zauberer von Oz» aufführen. Schlumpf schlug Rahel Jud vor, den Märchenklassiker von Frank Baum aus dem Jahr 1900 in eine theatergerechte Mundartfassung zu bringen. Die theaterbegeisterte Uznerin, die vor zwei Jahren ihr Ethnologiestudium abgeschlossen hatte, hatte zwischen zwei Praktika gerade Zeit und machte sich sofort ans Werk.
Ein modernes Märchen
Der Stoff war Rahel Jud bekannt. Als Kind habe sie den «Zauberer von Oz» mit ihren Eltern am Theater St. Gallen gesehen. «Und ich hatte eine Kassette », erinnert sie sich. In den letzten zwei Monaten hat sie sich vorwiegend mit der deutschen Übersetzung des Buches beschäftigt. Frank Baum habe ein modernes Märchen geschrieben, sagt Jud. Er habe eine kernige, manchmal fast rohe Sprache benutzt, weit weg von den Ausschmückungen und Romantisierungen seiner Zeitgenossen.
Das Buch erzählt vom Mädchen Dorothee, das durch einen Wirbelsturm samt Haus und Hund ins geheimnisvolle Land Oz geweht wird. Hier herrscht ein mächtiger Zauberer, und der allein weiss, wie das Mädchen wieder nach Hause finden kann. Also macht sich Dorothee auf die abenteuerliche Suche.
Kreative Wissenschaft
Sie habe teilweise sehr nah am Buch gearbeitet, einzelne Szenen aber auch sehr frei geschrieben, erzählt Jud. Dabei sei sie fast wie in einer wissenschaftlichen Arbeit vorgegangen. «Einfach mit viel mehr Kreativität.» In einigen der 14 Kapitel musste sie rigoros kürzen. Immer wieder besprach sie sich mit Till Fiegenbaum, Dramaturg in mehreren Schlumpf-Stücken. Zusammen mit ihm und der Regisseurin entwickelte sie eine Rahmenhandlung: Anfang und Ende des Stücks spielen in einem verlassenen Zirkus.
«Seitenlange Monologe etwa sind unter freiem Himmel schwierig.»
Die Commedia Adebar wird das zeitlose Märchen für Erwachsene auf dem Escherhof in Uznach spielen. Das stattliche Bauerngut hat eine grossräumige, symmetrische Architektur und präsentiert sich in verlassener Schönheit. Die Freilichtinszenierung findet auf der Südseite des Gebäudes statt. Und zwar in allen Fenstern und Nischen bis hinauf zur Heuwagenrampe, sowie über und unter den Dächern, wie die Commedia auf ihrer Homepage schreibt. Da es sich um eine Freilichtaufführung handelt, musste Rahel Jud beim Schreiben einige spezifische Regeln beachten. «Seitenlange Monologe etwa sind unter freiem Himmel schwierig», erklärt sie.
Gegen die Einsamkeit
Wie in allen Inszenierungen von Barbara Schlumpf steht auch diesmal das Geschichtenerzählen im Zentrum: Warum erzählen sich Menschen Geschichten, warum hören sie sich Geschichten an? «Mit Geschichten kämpfen wir gegen das Verlassensein und die Einsamkeit», sagt Stückschreiberin Jud.
Ein weiteres probates Mittel gegen die Einsamkeit ist die Musik, und auch von ihr gibt es im neuesten Stück der Commedia Adebar reichlich. Die Truppe führt die bewährte Zusammenarbeit mit den Komponisten und Musikern Jimmy Gmür und Chrigel Bosshard fort. Ein Musical – auch das gibt es vom Zauberer-Stoff natürlich längst – wird es jedoch nicht werden. Die Proben haben begonnen, und Rahel Jud wartet jetzt gespannt auf die Umsetzung «ihres» Textes auf der Bühne.
Der Vorverkauf für das Stück «Der Zauberer von Oz» läuft unter www.commediaadebar.ch. Premiere ist am 23. Mai.
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