Thalwil verliert VerbindungJetzt kommt die letzte Chance, den Halbstundentakt nach Luzern zu retten
Die Gemeinde Thalwil ist enttäuscht: Ab Dezember 2020 hält nur noch stündlich ein Direktzug von und nach Luzern. Doch das ist erst der Anfang.
Bald ist Schluss mit dem Halbstundentakt zwischen Luzern und Thalwil. Mit dem Fahrplanwechsel im kommenden Dezember können Reisende nur noch stündlich umsteigefrei an den Vierwaldstättersee gelangen. Dies geht aus dem am Mittwoch publizierten Fahrplanentwurf der ÖV-Branche hervor. Mit der Ankündigung wird ein Abbau Tatsache, der sich in den vergangenen Jahren schon mehrfach schleichend angekündigt hat.
Die Gemeinde Thalwil sagt, die Abbaupläne seien für die Gemeinde, aber auch die Zimmerberg-Region enttäuschend. «Insbesondere, da seit mehreren Jahren Gespräche und Verhandlungen geführt wurden, um einen Abbau der Verbindungen zu verhindern», sagt Mediensprecherin Joana Büchler. Aufgeben will die Gemeinde den Kampf um den Halt aber noch nicht: Die Gemeinde Thalwil werde weiterhin mit den Verkehrsbetreibern verhandeln «und sich vehement dafür einsetzen, die Bedeutung des Bahnhofs Thalwil und der Region Zimmerberg im Fernverkehrsnetz zu erhalten». Auch interessierte Einzelpersonen haben bis Ende Juni die Möglichkeit, mit Eingaben zum Fahrplan zu den Plänen Stellung zu nehmen.
Eingaben haben wenig Chancen
Die Chancen, dass Eingaben den Fahrplan nochmals umkrempeln könnten, dürften allerdings gering sein. Verschiedene politische Vorstösse in dieser Frage blieben in den vergangenen Jahren ohne Erfolg. Wie gross ist die Chance, dass es nun im letzten Anlauf klappt? Die SBB wollen sich zu den Chancen von einzelnen Fahrplanbegehren nicht äussern.
Grund für die Änderung ist ein neues Konzept auf der Nord-Süd-Achse, das mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels 2016 und des Ceneri-Tunnels in diesem Jahr möglich wird. Weil sich die Luzerner Züge und jene Richtung Tessin zwischen Zürich und Zug die wenigen Gleise teilen müssen, kommt es zum Fahrplankonflikt – andere Abfahrtszeiten werden nötig. Damit an den wichtigen Umsteigebahnhöfen in Arth-Goldau und Luzern weiterhin gute Anschlüsse möglich sind, muss ein Halt in Thalwil gestrichen werden.
8 Minuten längere Fahrzeit
Für Pendler in Thalwil bedeutet der gestrichene Halt nicht nur einmal Umsteigen – von der S24 auf den Interregio in Zug –, sondern auch eine rund 8 Minuten längere Fahrzeit nach Luzern. Reisende ab Oberrieden, Horgen, Wädenswil und Richterswil müssen ebenfalls einmal mehr umsteigen, bei den Reisezeiten ändert sich jedoch nur wenig. In erster Linie ist es für diese Reisenden also ein Komfortverlust.
Gar nichts ändert sich hingegen für Reisende ab Kilchberg, Rüschlikon, Horgen Oberdorf und Oberrieden Dorf. Sie steigen zukünftig je nach Verbindung einfach in Thalwil, Baar oder Zug Richtung Luzern um, dies bei praktisch gleich bleibenden Reisezeiten.
Verbindung fällt zukünftig ganz weg
Der Wegfall des Halbstundentakts ist nur ein Vorbote dafür, wie es mit der Verbindung von Thalwil nach Luzern langfristig wohl weitergehen wird. Mit der Erweiterung des Zimmerberg-Basistunnels im finanziell bereits bewilligten Bahnausbauschritt 2035 wird auch die verbleibende Direktverbindung nach Luzern gestrichen. Umsteigen ist dann laut Konzept in Zug immer Pflicht, weil alle Fernverkehrszüge im 15-Minuten-Takt durch den verlängerten Tunnel Richtung Zentralschweiz rauschen.
Bis Ende Jahr wollen die SBB eine Konzeptstudie zum neuen Tunnel vorlegen. Darin geklärt werden Fragen zur Linienführung, der baulichen Machbarkeit und der Kosten.
Die Fahrpläne 2021 und die Informationen zu Eingabemöglichkeiten sind unter www.fahrplanentwurf.ch zu finden.
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