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Pro und Kontra
Ist Tempo 50 auf weiten Teilen der Seestrasse sinnvoll?

Tempo 50 auf der Seestrasse: Ein weiser Entscheid oder eine unnötige Massnahme?
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BotTalk

Ja

Pascal Jäggi,
Redaktor
«Wer schnell durch den Bezirk fahren will, weicht auf die Autobahn aus.»

Tempo 50 von Zürich bis Oberrieden und in Richterswil ist ganz einfach vernünftig. Genauso wie es schon länger vernünftig war, in den Zentren von Wädenswil und Horgen 50er-Tafeln aufzustellen. Auch wenn die Seestrasse vielleicht einmal hauptsächlich eine Transitstrasse war, ist sie es heute nicht mehr. Wer schnell durch den Bezirk Horgen fahren will, weicht auf die Autobahn aus.

Die Kilchberger, Rüschlikerinnen, Thalwilerinnen und Oberriedner zieht es an den Zürichsee. Ob auf öffentliche Plätze oder in die Seebadis – es läuft, vor allem im Sommer, immer etwas. Wieso auf dieser belebten Strasse weiterhin Tempo 60 gelten soll, ist nicht ersichtlich. Der motorisierte Verkehr verliert nichts, wenn er etwas langsamer unterwegs sein muss. 60 fahren Autos und Töff auf der Seestrasse schon heute vor allem in der Nacht.

Fragwürdig ist einzig, warum die Kantonspolizei nicht auch in der Au die 50er-Limite einführt.

Zu Recht wird von gewissen Gemeinden kritisiert, dass die grosszügige Gestaltung der Strasse nicht dem neuen Tempo angepasst ist. Das muss sich noch ändern. Ob die farblichen Anpassungen, welche die Kantonspolizei plant, reichen, muss sich zeigen. Mehr Platz für Velos und Flaneure wäre sicher auch eine gute Idee.

Ob auf einzelnen Abschnitten weiter seeaufwärts Tempo 80 oder 60 gilt, ist vernachlässigbar. Wichtig ist die Temporeduktion in den belebten Gebieten. Fragwürdig ist darum einzig, warum die Kantonspolizei nicht auch in der Au die 50er-Limite einführt. Zumindest in der Nähe des Bahnhofs haben Autofahrerinnen und Autofahrer schon heute besser den Fuss an der Bremse. Spätestens wenn das Gymi steht, wird das Gewusel gross sein. Da müsste nachgebessert werden.

Die Kantonspolizei hat das neue Temporegime auf Antrag der Planungsgruppe Zimmerberg umgesetzt, letztlich also auf Wunsch von Gemeindevertretern. Es wäre sinnvoll, wenn die Planungsgruppe Pfannenstil nachziehen würde. Tempo 60 macht auch zwischen Zollikon und Herrliberg keinen Sinn.

Nein

Daniel Hitz,
Redaktor
«Innerorts ist nicht gleich innerorts.»

Dass die Kantonspolizei die Höchstgeschwindigkeit zwischen Zürich und Horgen mit 50 Stundenkilometern vereinheitlicht, mag schön und gut klingen, ist aber falsch. Denn so einfach darf sie es sich nicht machen. Anstatt die Verhältnisse auf der Seestrasse zu generalisieren, sollten die einzelnen Abschnitte separiert und differenziert angeschaut werden. So macht es einen entscheidenden Unterschied, ob die Autofahrerin oder der Autofahrer zwischen Kilchberg und Oberrieden unterwegs ist oder durch Horgen fährt.

Denn innerorts ist nicht gleich innerorts. Durch das Dorfzentrum mit Kreiseln, Rotsignalen und nahe beieinanderliegenden Fussgängerstreifen führt die Seestrasse auf besagtem Abschnitt nur durch Horgen. Dort gilt vernünftigerweise seit Jahren Tempo 50. Wer von der Zürcher Stadtgrenze auf der Seestrasse bis nach Oberrieden fährt, findet jedoch andere Verhältnisse vor. Hier ist man auf mehreren langen, übersichtlichen Streckenteilen unterwegs. Tempo 60 stellt hier kein Risiko dar.

Tempo 50 auf der Seestrasse verschiebt das Problem lediglich vom See in die Dörfer.

Die Geschwindigkeit auf der Seestrasse zwischen Kilchberg und Oberrieden zu drosseln, reduziert weder erheblich die Emissionen noch den Lärm. Es verschiebt das Problem lediglich vom See in die Dörfer. Denn eine tiefere Höchstgeschwindigkeit dürfte einen Teil des motorisierten Verkehrs auf alternative Routen führen – sei es nur schon, um vom See auf die Autobahn zu gelangen. Die Seestrasse mag dadurch entlastet werden, die Zentren von Kilchberg, Rüschlikon, Thalwil und Oberrieden erleiden das Gegenteil.

Der Entscheid der Kantonspolizei erscheint zudem willkürlich. Im Bereich des Bahnhofs Au wäre Tempo 50 beispielsweise sinnvoller als zwischen Kilchberg und Oberrieden. Dort will sie den Hebel aber noch nicht ansetzen. Auch stellt sich die Frage, warum der Tacho auf der Seestrasse im unteren Teil der Goldküste Tempo 60 anzeigen darf, ennet des Sees jedoch nicht mehr.