Krieg in Nahost«Bleib stark und überlebe» – Eltern reagieren auf Hamas-Geiselvideo
Als Lebensbeweis veröffentlichte die Hamas Aufnahmen einer israelisch-amerikanischen Geisel. In einem emotionalen Video sprechen die Eltern ihrem Sohn nun Mut zu und fordern einen neuen Geiseldeal.
Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat am Mittwoch ein Video einer aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geisel veröffentlicht. «Ich wollte mit meinen Freunden abhängen und fand mich stattdessen mit schweren Verletzungen am ganzen Körper um mein Leben kämpfend wieder», sagt der Mann mit laut Hamas israelischer und US-Staatsbürgerschaft in dem Video auf dem offiziellen Kanal der Hamas im Onlinedienst Telegram.
Darin ist er auf einem Plastikstuhl vor einer weissen Wand sitzend zu sehen. Der Mann sagt, er sei am 7. Oktober – dem Tag des beispiellosen Grossangriffs der Hamas auf Israel – schwer verletzt worden. Er beschuldigt Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu und dessen Regierung, am 7. Oktober Tausende Israelis und seitdem auch die Geiseln im Stich gelassen zu haben. Die Geiseln seien unter der Erde, es fehle ihnen an Wasser, Nahrung und an medizinischer Versorgung.
Die Nachrichtenagentur AFP konnte die Echtheit und den Aufnahmezeitpunkt des Videos zunächst nicht unabhängig prüfen. Israelische Medien identifizierten den Mann als Hersh Goldberg-Polin, der am 7. Oktober vom Nova-Musikfestival in Südisrael entführt worden war.
Eltern fordern dringend neuen Geiseldeal
Die Eltern der verschleppten Geisel haben nach der Veröffentlichung des Videos nun reagiert: In einem eigenen Video sprechen sie ihrem Sohn Mut zu. Er solle stark bleiben und versuchen zu überleben. Ausserdem forderten sie die israelische Regierung dazu auf, mehr zu tun, um einen neuen Deal zur Geiselfreilassung zu erreichen. Israel, die Hamas und die Vermittler USA, Ägypten und Katar sollen «eine Vereinbarung treffen», um «uns alle mit unseren Lieben wieder zu vereinen und das Leid in dieser Region zu beenden».
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Das US-Nachrichtenportal «Axios» berichtete, die Hamas habe das Video an Katar weitergeleitet. Das Golfemirat habe es am Montag an die USA geschickt. «Axios» zufolge übt Katar seit einiger Zeit Druck auf die Hamas auf, um einen Lebensbeweis der Geiseln zu erhalten und diesen an die USA weiterzuleiten. Für die Hamas gehe es darum, Druck auf Israel im Rahmen der Gespräche über eine Feuerpause und eine Freilassung von Geiseln aufzubauen.
Dutzende Demonstranten versammelten sich am Mittwochabend in Jerusalem vor Premier Netanyahus Amtssitz. Sie forderten, die Geiseln nach Israel zurückzubringen.
Der beispiellose Angriff der Hamas am 7. Oktober hatte den Krieg zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation ausgelöst. Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen drangen dabei in israelische Orte ein und verübten Gräueltaten an Zivilisten.
Nach israelischen Angaben töteten sie etwa 1170 Menschen, zudem verschleppten sie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen. Israel schätzt, dass sich noch 129 dieser Geiseln im Gazastreifen befinden – darunter 34, die das Militär für tot hält.
Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 34.200 Menschen getötet.
AFP/step
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