Plastikblumen, aber gutSchenkt Blumen – aus Lego!
Wir verschenken gerne Blumen – besonders am Valentinstag. Allerdings haben sie ein Nachhaltigkeitsproblem. Unser Autor empfiehlt einen Ausweg.

Blumen, sie sind doch etwas Sanftes, etwas Unschuldiges, etwa Duftendes. Wir verschenken Sie gerne. An unsere Liebsten, an unsere Männer und, der Muttertag kommt genauso, wie der Valentinstag jedes Jahr wieder anklopft, an unsere Frauen.
Blöderweise hat die Blume, ähnlich wie sensibel im Umgang mit Menschen zu sein («woke») oder der deutsche Kanzler («blass»), ein Image-Problem. Wir leben in kapitalistischen Zeiten, die Blume muss, pflückt man sie nicht selbst (was im Valentinstag-Februar hierzulande nahezu unmöglich ist), produziert werden. Und da fangen die Probleme an.
Die Valentinsrose, das zeigt etwa diese eindrucksvolle Recherche der Kolleginnen und Kollegen, hat ein Beschaffungsproblem. Blumen werden in fernen Ländern unter ausbeuterischen Methoden angebaut, Menschen wie Erdböden müssen darunter leiden, die einen kriegen kaum Geld dafür, die anderen Pestizide gespritzt.
Kein Valentinstag ohne Blumen
Aber des Kapitalismus und unser aller (nicht aller, zugegeben) Ritual ist es, wir verschenken Blumen am Valentinstag und am Muttertag. Koste es, was es wolle. Hauptsache, Mutti freut sich!
Haben wir deswegen ein schlechtes Gewissen? Eigentlich nicht.
Müssten wir ein schlechtes Gewissen haben? Irgendwie schon.
Und da kommt Dänemark ins Spiel. «Wie? Blumen aus Dänemark?», sagen Sie? «Da ist es doch kalt und unwirtlich (ausser im dänischen Sommer), und so viele Gewächshäuser wie in den Niederlanden gibt es doch auch nicht». Ja, das stimmt alles. Aber diese Blumen, die ich Ihnen heute an dieser Stelle wärmstens empfehle, sind anderer Natur. Sie wachsen auch auf Böden, die einen chemischen Untergrund haben, sie wachsen – nun ja – auf und aus Plastik.
Also: Absolute, wirklich absolute Kaufempfehlung mit wahrscheinlich fast reinem Gewissen, gehen Sie zu Ihrer vertrauensvollen Spielwarenhändlerin – und: Verschenken Sie Blumen aus Lego!
Blumen statt Burgen und Raumschiffe
Seit ein paar Jahren hat nämlich der ikonische Bauwürfel-Riese aus Billund in Dänemark auch Blumen in seinem bunten Marktstand, die sogenannte Botanical Collection.
Dreimal habe ich bereits diese Blumen verschenkt, und immer war die Freude gross. Meine Mutter etwa bekam eine zum Muttertag. Sehr stark empfehlen kann ich daher das in hochwertigem schwarzen Karton veräusserte «Flower Bouquet» der Botanical Collection, 756 Teile, mit Rosen (Valentinsrosen?), Gänseblümchen (die eher wie Margeriten wirken) und Astern. Auch der Wildblumenstrauss ist eine Augenweide, 939 Teile allerdings.

Mutter und Sohn bauten – wie es Lego will, beide sind wir über 18 Jahre – das Flower Bouquet zusammen. Generationsübergreifende Quality-Time, wird heute von der Politik und Wissenschaft immer gefordert, sei eminent wichtig. Lego bringt sie uns einfach auf unsere Wohnzimmertische. Dort können wir basteln. Und sind wir damit fertig, haben wir ein Erfolgserlebnis einerseits, anderseits einen lebenslangen Vorteil: Die Blumen, sie wandern in eine nette Ecke und müssen nicht gegossen werden, können nicht wirklich kaputt gehen. Auch wochenlange Ferien überstehen sie. Die einzige Pflege: Abgestaubt müssen sie – das sollten echte Pflanzen ja auch – hier und da werden. Und da muss, aus Erfahrung, vorsichtig vorgegangen werden, denn sonst darf man wieder basteln (was auch nicht schlimm ist).
Wie im echten Pflanzenreich hat Lego auch einen ziemlichen Kosmos erschaffen, das spricht für den Erfolg dieser Blumen. Es gibt welche für biedere Haushalte (Orchideen) und welche für den Kreis 4 in Zürich oder gleich Berlin-Kreuzberg (Sukkulenten).
Plastik statt Pflanzen
So, nun wird aber, bei aller Lobhudelei, noch ein wenig gebrauchtes Wasser in die Blumenvase geschüttet: Natürlich müssen auch die Legosteine fabriziert werden.
Plastiksteine, so lange sie auch halten, bestehen aus Erdöl. Weil sich Lego aber dieses Problems bewusst ist, sucht das Unternehmen seit Jahren nach Alternativen. Bei der «Botanical Collection» dürfte es so sein, dass die Kunststoffelemente, die Blüten etwa, aus nachhaltig gewonnenem Zuckerrohr stammen dürften. Die Bausteine jedoch aus herkömmlichem Plastik. Ein Anfang. Und die Flower Collection dürfte nicht nur aus Werken in Billund, sondern auch aus welchen in Ungarn, China oder Mexiko stammen, wie andere Lego-Bausteine eben auch.
Die Lego-Blumen sind also aus Plastik, aber keine seelenlosen Plastikblumen. Sie wirken von weitem (wie vom Nahen ohne Brille) wie echte Blumen. Auch Komplimente gibt es für sie, je nach Alter unterschiedlich, zwischen «pfiffig» und «hip» – und alle freuen sich über sie! Schenken Sie also Plastikblumen, aus Lego. Diesen Artikel können Sie auf Wiedervorlage vor dem Muttertag rausholen, versprochen.
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