AboChina wird immer ungleicher «Ich werde arbeiten, bis ich tot umfalle»
Während der Nationale Volkskongress über eine rosige Zukunft redet, sieht die Realität für die einfachen Chinesinnen und Chinesen anders aus. Wanderarbeiter und kleine Angestellte trifft die Krise besonders hart.
Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, als der Bus auf einer Kreuzung am Rand Pekings hält. Sofort stürzen Männer und Frauen heran, drängen sich um das Fahrzeug. Seine Ankunft bringt, worauf die vielen Arbeiter hier warten: die Hoffnung auf einen Job und damit etwas Geld, wenn auch nur für einen Tag. In der Menge ist ein junger Mann namens Kong, 24 Jahre alt, der aus Angst vor den Behörden nur seinen – sehr verbreiteten – Nachnamen nennt. Auf seine Jacke sind weisse Farbkleckse gesprenkelt, im Rucksack trägt er seinen Spachtel und eine Kelle. Er arbeitet gern auf dem Bau, doch heute sieht es nicht gut aus. Auch wegen «der Treffen», die gerade in Peking stattfinden, wie er sagt. Gemeint ist der Nationale Volkskongress, der seit Sonntag in der chinesischen Hauptstadt tagt, und bereits seit Samstag dessen Beratungsgremium.