Premiere in der Swiss-Life-Arena«Ich hatte immer gehofft, dass ich diese Eröffnung noch erlebe»
Mit vielen Ehrengästen, 12’000 Zuschauern und einem 2:1 über Fribourg feiern die ZSC Lions ihren ersten Auftritt im neuen Stadion. Der heimliche Star ist ein 99-Jähriger.
«Papi, ist das jetzt das Stadion?», fragt ein junger ZSC-Fan seinen Vater. Es ist für ihn kaum zu sehen in den Menschenmassen, die sich bereits kurz nach 18 Uhr vor der Swiss-Life-Arena versammelt haben. Und es strömen immer mehr herbei, den Geleisen entlang an der Vulkanstrasse.
An einem trüben 6. März 2019 war der Spatenstich erfolgt, zwei Tage, nachdem die ZSC Lions als Meister das Playoff verpasst hatten. 1322 Tage später wird die imposante Arena in Zürich-Altstetten nun tatsächlich mit dem ersten ZSC-Heimspiel so richtig eröffnet. «Tickets gesucht», hat ein Mann auf einen Karton geschrieben. Verzweifelt patrouilliert er hin und her.
Das Spiel ist mit 12’000 Zuschauern natürlich schon längst ausverkauft. Rund 8000 Saisonkarten wurden abgesetzt, so viele wie noch nie. Und für die Premiere finden sich alle schon ganz artig um 18.55 Uhr im Stadion ein, um die Eröffnungszeremonie zu verfolgen. Sie beginnt, wie es sich in Zürich gehört, mit dem Sechseläutenmarsch, von einem Blasorchester gespielt.
TV-Moderatorin Patty Boser führt durch die 40 Minuten, in denen die drei Investoren Walter Frey, Peter Spuhler und Rolf Dörig ebenso gefeiert werden wie viele Heroen aus der Clubgeschichte. «Ich habe immer davon geträumt», sagt Frey, als er im Mittelkreis interviewt wird, sichtlich gerührt und mit geröteten Augen. «Es war ein langer Weg, wir trafen uns vor 30 Jahren auf dem Dolder, Peter Spuhler und ich.» Spuhler ergänzt: «Und jetzt stehen wir hier. Ich kann es kaum fassen.»
Apropos Dolder: Auch Heinz Hinterkircher, 99-jährig und Meisterspieler von 1949, ist bei der Eröffnungszeremonie dabei. Er machte 1950 schon den Umzug des alten ZSC vom Dolder ins Hallenstadion mit. Mit Stöcken und gestützt von seinem Sohn Ronnie, aber immer noch hellwach im Kopf, geniesst er den Moment. «Ich hatte immer gehofft, dass ich diese Eröffnung noch erlebe», sagt er.
So richtig laut wird es, als Ari Sulander und Mathias Seger aufs Eis kommen, um ihre Banner in den Mittelkreis zu tragen. Ihre Nummern 31 und 15 werden unters Stadiondach gezogen, ebenso wie die neun Meisterbanner (1936, 1949, 1961, 2000, 2001, 2008, 2012, 2014 und 2018) und je einem für den Sieg in der Champions League (2008) und im Victoria Cup (2009).
Ari «The Wall» Sulander, der in seinem neuen Leben Tierkremator hoch oben im finnischen Oulu ist, strahlt bei den Ovationen übers ganze Gesicht. Seger scheint das Ganze fast ein bisschen peinlich. Er war ja noch nie einer, der sich in den Vordergrund drängte.
Was nebst vielem in der hochmodernen Arena neu ist: Die Stehplatzfans befinden sich nicht mehr hoch oben in einer Ecke wie im Hallenstadion, sondern haben ihre Kurve hinter dem einen Tor. Es ist die Südost-Kurve, gemäss Kompass. Und diese Nähe am Eis sorgt für gute Stimmung, sofern die Fans gut aufgelegt sind wie an diesem Abend. Oder für gellende Pfiffe, die ins Mark gehen, wie in der 37. Minute, als der Freiburger Kuokkanen ZSC-Goalie Hrubec umcheckt.
Richtig, Eishockey gespielt wird auch noch. Und zwar pünktlich ab 19.45 Uhr. Die Frage, wer der erste ZSC-Torschütze in der Swiss-Life-Arena sein wird, ist bald beantwortet: Denis Hollenstein wuchtet den Puck in der 9. Minute im ersten Zürcher Powerplay zum 1:0 ins Freiburger Tor. Damit hat sich Hollenstein seinen Platz in der ZSC-Historie gesichert. Nach dem Treffer erklingt der Sechseläutenmarsch aus den Boxen – die Zürcher Anhänger hatten online über den Torsong abstimmen können und sich für die traditionelle Variante entschieden.
Auf dem Eis liefern sich die ZSC Lions und Gottéron, im vergangenen Frühling noch Halbfinalgegner, an diesem speziellen Abend einen erbitterten Kampf mit wenigen klaren Torchancen. Die Zürcher setzen sich hauchdünn 2:1 durch, nicht zum ersten Mal dank ihrem souveränen tschechischen Goalie Simon Hrubec. «Es war ein bisschen ein Krampf, aber ich bin einfach froh, haben wir gewonnen», sagt der erleichterte Captain Patrick Geering.
Was aber wohl das Wichtigste war: dass die Premiere ohne nennenswerte Pannen über die Bühne ging.
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