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Am Jahrestag von Katrina
Hurrikan Ida trifft New Orleans mit voller Wucht

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Ausgerechnet am 16. Jahrestag des verheerenden Sturms Katrina hat Hurrikan Ida kurz vor Mittag Ortszeit Louisiana erreicht. Mit Windspitzen von 240 Stundenkilometern traf er südwestlich von New Orleans auf die Küste, als der bisher fünftstärkste Sturm auf dem US-Festland, wie Katrina einer der Kategorie 4.

Ein erstes Todesopfer wurde nach wenigen Stunden gemeldet: In der Gemeinde Prairieville sei eine Person von einem umstürzenden Baum tödlich verletzt worden, teilte das örtliche Sheriff-Büro am Sonntagabend (Ortszeit) auf Facebook mit. Der Ort liegt südöstlich von Baton Rouge, der Hauptstadt Louisianas.

Ein Mann geht in New Orleans über die Strasse, während der starke Regen des Hurrikans fällt. (29. August 2021

Weitere Opfer sind zu befürchten: Ida zog eine Spur der Verwüstung durch das Land. In der Ortschaft La Place seien zahlreiche Häuser und Personen von den Fluten eingeschlossen, meldeten die Behörden am Sonntagabend.

Der Hurrikan schwemmte ganze Häuser weg, deckte andere ab, entwurzelte Bäume und überflutete weite Gebiete. Ein Mann filmte sein Haus in Houma westlich von New Orleans: Das Dach fehlte, in den Wänden klafften Löcher, der Regen drang ungehindert ein. Bis am späten Abend fielen bis zu 30 Zentimeter Niederschlag, Flutwellen bahnten sich ihren Weg durch Strassen.

Ida verursachte an einigen Teilen der Küste eine meterhohe Sturmflut. Wie US-Medien berichteten, war die Wucht des ankommenden Wassers so stark gewesen, dass das Wasser im Süden von New Orleans im Mississippi Messungen zufolge rund drei Stunden flussaufwärts floss.

Ein Mann filmt die Flutwellen im Hafen von Saint Louis, Mississippi. (29. August 2021)

Besonders betroffen waren niedrig liegende Gebiete südwestlich der Stadt New Orleans, für die es zuvor zumeist Evakuierungsanordnungen gegeben hatte. Auch aus der weiter nördlich gelegenen Kleinstadt Houma mit rund 30’000 Einwohnern, die direkt im Pfad des Sturms lag, kamen erste Berichte über schwere Schäden.

Für fast eine Million Menschen in New Orleans fiel am frühen Abend der Strom aus. Das Energieunternehmen der Stadt teilte mit, das Netz habe «katastrophalen Schaden» erlitten. Wann es die Versorgung wieder sicherstellen kann, ist offen, einige Beamte sprachen von einem möglicherweise wochenlangen Stromunterbruch. Notstromaggregate sollen nun sicherstellen, dass wenigstens die Pumpen weiter funktionieren, welche die Siedlungsgebiete hinter den Dämmen schützen.

Dieser Teil eines Dachs wurde in New Orleans weggerissen und blockiert nun die Strasse. (29. August 2021)

Videos zeigten eine gespenstisch dunkle Stadt, in der sich der Grad der Zerstörung noch nicht einmal ansatzweise ermessen lässt. Die Behörden hatten die Bewohner vergangene Woche aufgefordert, sich ausserhalb der Katastrophenregion in Sicherheit zu bringen. Doch mehrere Millionen harren aus, einige Ortschaften verhängten darum Ausgangssperren. Die Stadtpräsidentin von New Orleans, LaToya Cantrell, richtete am Sonntagabend eindringliche Appelle an die Einwohner, zu Hause zu bleiben und sich einen sicheren Ort zu suchen.

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Louisianas Gouverneur John Bel Edwards warnte, das wahre Ausmass der Zerstörung werde in dem Bundesstaat erst ab Montag ersichtlich werden, sobald der Sturm in nordöstlicher Richtung abgezogen sei und Rettungs- und Bergungseinsätze beginnen könnten. Edwards erklärte wegen des Hurrikans den Notstand, aktivierte die Nationalgarde mit rund 5000 Soldaten und mobilisierte Hunderte Bergungsexperten. Zudem standen Tausende Arbeiter bereit, um die Stromversorgung wieder herzustellen.

Corona-Patienten mussten von Hand beatmet werden

Besonders herausgefordert sind die Notfalldienste. Einem Spital in Galliano riss Ida das Dach weg, ein Teil der Patienten musste evakuiert werden. In Zeiten von Covid ist das eine besondere Herausforderung: Das Personal musste Intensivpatienten während der Verlegung von Hand beatmen.

Louisiana ist einer der Corona-Hotspots im Land. Soeben schwappt die vierte Covid-Welle über das Land, die bisher heftigste in dem südlichen Staat, in dem noch immer nur rund die Hälfte der Erwachsenen geimpft sind. Nun sind sämtliche Spitäler voll mit Covid-Patienten, und die Ärzte bemühen sich, im Sturm Verletzte ebenfalls noch zu versorgen.

Krankenschwestern verlegen in Louisiana einen Patienten, der an den Folgen seiner schweren Corona-Infektion gestorben ist. (28. August 2021)

Schäden auch in Mississippi und Alabama befürchtet

Nach neun Stunden verlor Hurrikan Ida am Abend etwas an Wucht, verlangsamte sich auf 150 Stundenkilometer und gilt fortan noch als tropischer Sturm der Kategorie 1. «Ida» führt jedoch auf dem Weg Richtung Nordosten weiterhin sehr viel Feuchtigkeit mit sich, das Risiko weiterer Überschwemmungen in den nächsten Tagen ist damit keineswegs gebannt. Zudem bewegt sich der Sturm nur sehr langsam fort, daher sind die Orte in seinem Pfad längerer Zeit extremen Winden ausgesetzt. Experten befürchteten deshalb grosse Schäden. Betroffen sind neben Louisiana auch die Staaten Mississippi und Alabama.

US-Präsident Joe Biden besuchte am Sonntag wegen des Sturms die Zentrale der US-Katastrophenschutzbehörde Fema in Washington. «Das wird ein zerstörerischer Hurrikan, ein lebensbedrohlicher Sturm», warnte Biden. «An die Menschen der Golfküste, ich will, dass Sie wissen: Wir beten für den besten Ausgang und bereiten uns auf das Schlimmste vor.»

Biden versprach den Menschen die Unterstützung der Regierung. «Sobald der Sturm vorübergezogen sein wird, werden wir die ganze Macht dieses Landes für Rettung und Wiederaufbau einsetzen», sagte Biden.

US-Präsident Joe Biden rief am Sonntagabend für Louisiana den Katastrophenfall aus und versprach Bundeshilfe bei der Sturmbewältigung und dem Wiederaufbau. (29. August 2021)

Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema flog Hunderte Helfer und Vorräte – darunter Millionen Mahlzeiten, Trinkwasser und Generatoren – in die Region. Auch Dutzende Krankenwagen und mehrere Sanitätsflugzeuge wurden bereitgestellt. Die Küstenwache stationierte zahlreiche Helikopter und Boote für den bevorstehenden Rettungseinsatz.

Erst 16 Jahre ist es her, dass New Orleans fast komplett von Katrina zerstört wurde. Danach hatten die Behörden 14,5 Milliarden Dollar in den Ausbau von Schutzdämmen investiert. Inwiefern diese Ida standhalten, wird sich erst im Verlauf der nächsten Tage zeigen. Sorgen bereitet Fachleuten unter anderem, dass der Sturm Schiffe losgerissen hat, die Dämme beschädigen könnten. Das hatte sich bereits bei Katrina als Problem erwiesen.

Mit Material der SDA