Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Hüttenwart zu extremer Hitze
«Es fühlt sich an, als wären wir im Tal»

T-Shirt-Wetter im Hochgebirge: Yann Roulet ist Hüttenwart der Mönchsjochhütte.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Nullgradgrenze erreichte in der Nacht auf Montag einen neuen Rekordwert: 5298 Meter über Meer betrug sie in der Schweiz. Somit liegen momentan im ganzen Land die Temperaturen über dem Gefrierpunkt – auch in der höchstgelegenen bewarteten Hütte der Schweiz, der Mönchsjochhütte.

Die Mönchsjochhütte auf 3657 Meter ist zu Fuss vom Jungfraujoch erreichbar. Hüttenwart Yann Roulet hat alle Hände voll zu tun. Als diese Zeitung ihn per Telefon erreicht, ist er gerade daran, eine Gletscherspalte zu schliessen. Im T-Shirt.

Die Hitze erreicht nun auch die Berge. Sind Sie am Schwitzen?

Es ist abnormal momentan. Ich habe hier oben im Sommer auch schon hohe Temperaturen erlebt, aber seit Sonntag ist es extrem. Es fühlt sich an, als wären wir im Tal und nicht auf 3657 Meter über Meer. Wir laufen alle im T-Shirt rum.

Wie machen sich die extremen Temperaturen sonst noch bemerkbar?

Es tropft überall. Es ist mittlerweile so viel Schnee geschmolzen, dass der Aletschgletscher gelb ist. Das liegt am Saharastaub, der im April 2022 über die Schweiz geweht wurde. Er kommt nun an die Oberfläche, weil die Schneeschichten darüber weg sind.

Bei den warmen Temperaturen kommt der Saharastaub aus dem letzten Jahr zum Vorschein.

Der Weg zur Mönchsjochhütte führt über den Gletscher. Gelangen nun weniger Gäste zu Ihnen?

Ja. Es braucht momentan mehr Energie, um den Weg zu bestreiten. Der Schnee ist weich, man sinkt häufiger ein als sonst. Ausserdem öffnen sich Gletscherspalten, in die man hineinfallen könnte. Ich bin gerade mit dem Pistenbully eine Spalte am schliessen, indem ich sie mit Schnee fülle. In der Nacht gefriert es nicht, daher wird der Zustand des Wegs immer schlechter. Viele Leute kehren unterwegs um und kommen gar nicht erst bis zur Mönchsjochhütte. Und die, die kommen, konsumieren weniger.

Warum?

Bei diesen warmen Temperaturen vergeht einem der Appetit auf schwere Käsespeisen. Eigentlich sollte ich den Menüplan ändern und Gazpacho anbieten. (lacht) Aber das geht natürlich nicht so einfach. Auch beim Frühstück müssen wir umplanen. Normalerweise servieren wir das Zmorge in dieser Jahreszeit um 5.30 Uhr. Wegen der Schneeschmelze müssen die Leute nun aber früher zu den Touren aufbrechen. Deshalb muss das Frühstück jetzt schon um 3.30 Uhr bereit sein.

Sind denn überhaupt Touren möglich im Moment?

Die Verhältnisse sind aktuell zum Glück noch sehr gut. Man muss allerdings mehr Zeit einplanen für die Touren, da alles viel anstrengender ist im weichen Schnee.

Wie sieht es in der Hütte aus? Schlafen die Leute bei offenem Fenster?

Fenster, Türen – alles ist offen. Als ich heute Morgen um 3 Uhr aufgestanden bin, waren es draussen 8 Grad. Wir haben hier oben im Vergleich zum Flachland immerhin noch den Vorteil, dass wir uns durch offene Fenster tatsächlich abkühlen können. Im Tal bringt wahrscheinlich auch das nicht mehr viel.