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Skandale am Unispital Zürich
Der Herzchirurgie-Chef wird beurlaubt

Francesco Maisano führt erst mal keine Herzoperationen mehr durch. 

Der Direktor der Uniklinik für Herzchirurgie, Francesco Maisano, wird für drei Wochen beurlaubt. «Aufgrund der belastenden Ausnahmesituation stellt der Spitalrat damit sicher, dass der Betrieb funktioniert», schreibt das Aufsichtsorgan des Unispitals. Die Massnahme erfolge in Absprache mit der Spitaldirektion. Maisano erhalte so auch Zeit für eine detaillierte Stellungnahme zum Bericht des Anwaltsbüros Walder Wyss sowie für die laufende Untersuchung der Universität Zürich.

Der Klappenspezialist Maisano ist letzte Woche in die Schlagzeilen geraten, weil er bei Patienten neuartige Implantate eingesetzt und wissenschaftliche Publikationen darüber geschönt hatte. Als Aktionär von Medtech-Firmen profitierte er persönlich. Das Unispital bestätigte entsprechende Recherchen von Tamedia-Zeitungen weitgehend und machte den Bericht des Anwaltsbüros öffentlich, den es vor einigen Monaten in Auftrag gegeben hatte. Der Untersuchung liegen zahlreiche Vorwürfe über die Arbeit Maisanos zugrunde, die ein Whistleblower der Spitalleitung zugetragen hatte. Am Dienstag hat auch die Uni beschlossen, eine Untersuchung wegen Verdachts auf Unlauterkeit in der Wissenschaft durchzuführen.

Patienten umgeleitet

Neben dem Herzchirurgen sind jüngst zwei weitere Direktoren von Unikliniken in die Kritik geraten. Dem Kieferchirurgie-Chef Martin Rücker wird vorgeworfen, Patientinnen und Patienten aus dem Unispital in seine Privatpraxis umgeleitet und sie auf sein Konto abgerechnet zu haben, obwohl häufig seine Assistenten und Oberärzte die Behandlungen durchführten. Das war möglich, weil Rückers Praxis am Zentrum für Zahnmedizin angesiedelt ist, welches zur Universität gehört. Der Spitalrat hat jetzt angeordnet, dass Rücker ab sofort Patienten nur noch am Unispital behandeln darf. Zudem überprüft eine Taskforce die Schnittstellen zwischen der Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie dem Zentrum für Zahnmedizin.

Im dritten Fall geht es um den langjährigen Gynäkologie-Chef Daniel Fink. Ihm wird ebenfalls unlautere Bereicherung vorgeworfen. Gemäss «NZZ am Sonntag» liess er sich in Operationsplänen systematisch für Eingriffe eintragen, die gleichzeitig stattfanden. Fink ist bereits seit einigen Wochen freigestellt. Nun beendet er seine Tätigkeit am Unispital definitiv. Darauf habe man sich gemeinsam geeinigt, schreibt der Spitalrat. Und: Die Trennung erfolge «aus gesundheitlichen Gründen».

«Der Ruf des Unispitals hat durch die bekannt gewordenen Vorwürfe erheblichen Schaden genommen.»

Spitalrat

Der Spitalrat sei sich bewusst, dass der Ruf des Unispitals durch die drei Fälle «erheblichen Schaden genommen hat», heisst es im Communiqué. Es werde alles unternommen, um das Vertrauen in die Institution wiederherzustellen. Über die getroffenen Massnahmen hinaus sei das Spital in Austausch mit der Gesundheitsdirektion und mit der kantonsrätlichen Aufsichtskommission für Bildung und Gesundheit.

«Wir haben schon am Donnerstag eine Sitzung mit der Aufsichtskommission», sagt Spitalratspräsident Martin Waser. Das Unispital könne es sich nicht leisten, etwas unter dem Deckel zu halten. Es wolle die Probleme «schnell und gründlich anschauen und Konsequenzen daraus ziehen». Nicht nur die Vorwürfe gegenüber Maisano würden untersucht, sondern auch jene gegenüber Fink und Rücker, in allen Fällen seien externe Fachleute mit der Prüfung beauftragt worden.

Vier Audits bei Maisano

Weshalb hat die Spitalleitung nicht schon früher eingegriffen? Dass es in der Klinik für Herzchirurgie Probleme gibt, war intern schon länger bekannt. Waser: «Wir sind seit drei Jahren daran, Verbesserungen herbeizuführen, es wurden bereits vier Audits durchgeführt.» Unter anderem ging es um die hohen Mortalitätsraten nach Herzoperationen. Neu dazugekommen sei jetzt das Thema wissenschaftliche Integrität, so Waser, darauf liege der Fokus der Untersuchung durch die Uni.

Das Spital werde die Resultate dieser Untersuchung akzeptieren und die Konsequenzen zusammen mit der Universität beschliessen. Maisano ist als Professor und Klinikdirektor sowohl bei der Uni als auch beim Spital angestellt. Waser betont, dass der Herzchirurg derzeit nicht freigestellt sei, sondern lediglich Urlaub beziehe. «Wir machen keine Vorverurteilung, es gilt die Unschuldsvermutung.»

Korrektur vom 22.03.2021: In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass Daniel Fink bei Operationen Privathonorare für sich verbucht habe, was falsch ist. Richtig ist, dass die Honorare in einen Pool der Klinik fliessen, die dann ans Führungsteam verteilt werden.