Bericht nennt prominente NamenSexueller Missbrauch erschüttert Filmindustrie – #MeToo ist in Indien angekommen
Ein Gremium berichtet über Missstände in Keralas Filmbranche. Zwei Beschuldigte traten bereits von wichtigen Posten zurück.

In der südindischen Filmindustrie von Kerala herrscht derzeit grosse Aufregung. Eine Welle von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs gegen prominente männliche Schauspieler erschüttert die Branche, nachdem ein viel beachteter Bericht veröffentlicht worden ist. Ein dreiköpfiges Gremium, das sogenannte Hema-Komitee, beleuchtet darin die Probleme, denen Frauen in der Malayalam-Filmindustrie ausgesetzt sind, darunter schlechte Arbeitsbedingungen und weitverbreitete sexuelle Belästigung.
Seit der Veröffentlichung des 290-seitigen Dokuments haben mehrere Frauen, darunter auch ehemalige Schauspielerinnen, öffentlich über ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen gesprochen.
Über ein Dutzend Beschwerden wurden gegen verschiedene männliche Stars bei der Polizei eingereicht, von denen einige Gegenklagen eingereicht haben, wie die BBC schreibt. Die Situation eskalierte so stark, dass der Präsident der Association of Malayalam Movie Artists (Amma), der indische Superstar Mohanlal, aus «moralischen Gründen» zurücktrat und die gesamte Führung des Verbandes aufgelöst wurde.
Hema-Bericht erregt in ganz Indien Aufsehen
Der Bericht hat nicht nur in Kerala, sondern auch in anderen Teilen Indiens, einschliesslich Bollywood, Aufmerksamkeit erregt. Während der #MeToo-Bewegung hatte es zahlreiche Vorwürfe gegen Schauspieler und Regisseure gegeben, die jedoch nur selten untersucht wurden.
Die Regierung von Kerala hatte das Hema-Komitee 2017 nach einem schockierenden sexuellen Übergriff auf die Schauspielerin Bhavana Menon ins Leben gerufen. Einer der bekanntesten Schauspieler Keralas, Dileep, wurde von der Polizei als Beteiligter benannt und wegen krimineller Verschwörung angeklagt. Dileep bestreitet die Vorwürfe, wurde aber verhaftet und verbrachte drei Monate in Untersuchungshaft.
Nach der Veröffentlichung des Berichts erhob die bengalische Schauspielerin Sreelekha Mitra als Erste öffentlich Vorwürfe und beschuldigte den bekannten Regisseur Ranjith der sexuellen Belästigung. Er trat daraufhin von seinem Posten als Vorsitzender der Filmakademie des Bundesstaates zurück. Viele der anderen Beschwerden ähneln den im Hema-Bericht geschilderten Fällen, in denen Frauen aufgefordert wurden, «Kompromisse einzugehen», um berufliche Chancen zu erhalten.
Auch gegen den in Indien bekannten Schauspieler Siddique erhob eine Schauspielerin Vorwürfe: Er soll sie 2016 vergewaltigt haben. Siddique bestreitet die Vorwürfe, man wolle nur seinen Ruf schädigen. Dennoch trat er als Amma-Generalsekretär zurück, wie BBC schreibt.
Lob und Kritik am Hema-Bericht
Die Regierung von Kerala wurde zwar dafür gelobt, als erste Instanz ein solches Komitee eingerichtet zu haben. Jedoch wurde der Hema-Bericht erst mit fünfjähriger Verzögerung veröffentlicht, was ihr auch Kritik einbrachte. Zudem seien darin 54 geschwärzte Seiten enthalten. Der Oberste Gerichtshof von Kerala soll die Regierung darum aufgefordert haben, auch diese zu veröffentlichen.
Die Veröffentlichung des Berichts hat zu einer intensiven Diskussion innerhalb der Malayalam-Filmindustrie geführt. Während einige prominente Schauspieler den Bericht begrüssen und eine gründliche Untersuchung fordern, gibt es auch Stimmen, die bedauern, dass alle Männer der Branche unter Generalverdacht gestellt werden. Dennoch wird der Bericht von vielen als notwendiger Schritt in Richtung einer sichereren und gerechteren Arbeitsumgebung angesehen.
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