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Erdbeben in Türkei und Syrien
Bereits über 4800 Todesopfer – mehr als 15’000 Menschen verletzt

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Nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Gesamtzahl der Toten auf mehr als 4800 gestiegen. Allein in der Türkei wurden laut einer am Dienstagmorgen veröffentlichten neuen Bilanz der Katastrophenschutzbehörde Afad mindestens 3381 Menschen getötet. In den betroffenen Gebieten wurde derweil weiter nach möglichen Überlebenden der Katastrophe gesucht. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter erheblich steigt.

Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Montagmorgen getroffen. In den Stunden danach wurde die Region von mehr als 50 Nachbeben erschüttert. Eines von ihnen hatte die Stärke 7,5. Das schwere Beben um 04.17 Uhr (02.17 Uhr MEZ) überraschte die Menschen im Schlaf. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag sein Epizentrum in 17,9 Kilometern Tiefe in der Nähe der zwei Millionen Einwohner zählenden türkischen Stadt Gaziantep, rund 60 Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt. Die Erschütterungen waren bis zum Libanon, Zypern und Ägypten zu spüren.

Erschütterungen auf Grönland messbar

Das dänische geologische Institut teilte mit, die Erschütterungen seien sogar auf Grönland und dem dänischen Festland messbar gewesen – auch in der Schweiz wurden sie registriert. Die türkisch-syrische Grenzregion wurde von mehr als 50 Nachbeben erschüttert, darunter um 13.24 Uhr (Ortszeit, 11.24 Uhr MEZ) ein Beben der Stärke 7,5. Das schwere Erdbeben ist auch in der Schweiz registriert worden.

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Smoke rises from burning containers at the port in the earthquake-stricken town of Iskenderun, southern Turkey, Tuesday, Feb. 7, 2023. Television images on Tuesday showed thick black smoke rising from burning containers at Iskenderun Port. Reports said the fire was caused by containers that toppled over during the powerful earthquake that struck southeast Turkey on Monday. Turkey's state-run Anadolu Agency said a Turkish Coast Guard vessel was assisting efforts to extinguish fire. (Serdar Ozsoy/Depo Photos via AP)
epa10452052 People wait near the site of a collapsed building after an earthquake in Iskenderun district of Hatay, Turkey, 07 February 2023. More than 4,000 people were killed and thousands more injured after a major 7.8 magnitude earthquake struck southern Turkey and northern Syria on 06 February. Authorities fear the death toll will keep climbing as rescuers look for survivors across the region. EPA/ERDEM SAHIN

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat eine siebentägige Staatstrauer angeordnet. Laut einem am Montagabend veröffentlichten Dekret werden alle Flaggen bis Sonntagabend auf Halbmast gesetzt.

Das tatsächliche Ausmass der Katastrophe war zunächst nicht absehbar, immer noch wurden zahlreiche Menschen unter Trümmern vermisst. 

Rettungskräfte suchten teilweise mit blossen Händen in den Trümmern nach Verschütteten. «Sieben Mitglieder meiner Familie sind noch unter den Trümmern», sagte der Überlebende Muhittin Orakci in Diyarbakir der Nachrichtenagentur AFP. Die deutsche Politikerin und Chefin der Linken Janine Wissler erlebte das Beben in Dyarbakir mit. Alle seien auf die Strasse gerannt, «überall Menschen, teils nur in Sandalen, bei Minusgraden», sagte sie der Nachrichtenagentur AFP telefonisch.

Allein in der mehrheitlich von Kurden bewohnten Grossstadt seien vermutlich noch rund 200 Menschen unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes begraben, sagte ein Vertreter der Rettungsmannschaften dem türkischen Sender NTV.

Berühmte Moschee aus dem 13. Jahrhundert zerstört

Im Kurzbotschaftendienst Twitter teilten türkische Internetnutzer die Identität und den Aufenthaltsort von Menschen, die in verschiedenen Städten unter den Trümmern eingeschlossen waren. Der Bürgermeister der Stadt Adana, Zeydan Karalar, sagte dem Fernsehsender TRT, zwei 17- und 14-stöckige Gebäude seien vollkommen zerstört. Der Gouverneur von Kahramanmaras wollte angesichts der zahlreichen zerstörten Gebäude zunächst keine Opferzahl nennen.

In der Provinz Maltaya wurde eine berühmte Moschee aus dem 13. Jahrhundert zerstört. In Gaziantep traf es eine Festung aus der Römerzeit, wie aus Bildern im Internet hervorging.

Präsident Erdogan rief die Türken zum Zusammenhalt auf. Er hoffe, «dass wir diese Katastrophe zusammen so schnell wie möglich und mit möglichst geringen Schäden durchstehen», schrieb Erdogan auf Twitter.

Drei Flughäfen in Türkei für zivile Flüge gesperrt

Mehrere Flughäfen in den vom Erdbeben besonders betroffenen Regionen der Türkei bleiben vorerst für zivile Flüge geschlossen. Dabei gehe es um die Flughäfen in Hatay, Kahramanmaras und Gaziantep, sagte Vizepräsident Fuat Oktay am Montagmorgen.

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Der Sender CNN Türk zeigte Bilder von einem tiefen Riss in einer Landebahn am Flughafen Hatay. Hilfsorganisationen und Gemeinden in den betroffenen Regionen riefen neben Blutspenden auch zu Sachspenden auf und baten etwa um Decken, Heizer, Winterkleidung, Essenspakete und Babynahrung.

Syrien beantragt nach Erdbeben offiziell internationale Hilfe

Nach dem verheerenden Erdbeben hat Syrien offiziell internationale Hilfe beantragt. Syrien wandte sich am Montag an die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und andere Hilfsorganisationen und bat sie darum, «die Bemühungen der syrischen Regierung zur Bewältigung des verheerenden Erdbebens zu unterstützen», wie es in einer Erklärung des syrischen Aussenministeriums hiess.

Der russische Präsident Wladimir Putin telefonierte nach dem Beben mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und bot an, Rettungskräfte in beide Länder zu schicken. «In den kommenden Stunden werden Rettungskräfte des russischen Katastrophenschutzministeriums nach Syrien abfliegen», erklärte der Kreml. Auch Erdogan habe das russische Hilfsangebot angenommen.

Selenski und USA bieten Türkei Hilfe an

Auch die Europäische Union entsendet Rettungsteams in die Türkei. «Nach dem Erdbeben in der Türkei heute Morgen haben wir den EU-Zivilschutzmechanismus aktiviert», kündigte der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Montag auf Twitter an. Rettungsteams aus den Niederlanden und Rumänien seien bereits auf dem Weg.

Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet im Nachbarland zu schicken. «Griechenland wird sofort helfen», erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Auch Israel will der Türkei humanitäre Hilfe leisten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wies Armee und Verteidigungsministerium am Montag an, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. 

Auch Wolodimir Selenski hat der Türkei die Hilfe seines Landes angeboten. Er sei schockiert über den Tod und das Leid von Hunderten Menschen infolge der Beben, schrieb der ukrainische Präsident gemäss DPA am Montag in einem Tweet. Er sprach den Menschen sein Mitgefühl aus. «In dieser Zeit stehen wir dem freundlichen türkischen Volk zur Seite und sind bereit, die notwendige Hilfe zu leisten.»

Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, erklärte, die Regierung in Washington sei «zutiefst besorgt» über die Lage im Erdbebengebiet. Die USA stünden «bereit, jede benötigte Hilfe zu liefern».

Die Türkei liegt in einer der aktivsten Erdbebenregionen der Welt. 1999 waren bei einem Beben der Stärke 7,4 in Düzce im Norden mehr als 17’000 Menschen ums Leben gekommen. Ein Beben der Stärke 7,8 wurde zuletzt 1939 registriert. Damals starben in der östlichen Provinz Erzincan 33’000 Menschen.

AFP/SDA/roy/sep