Formel 1: GP SilverstoneHamiltons Aufholjagd hat einen Nachgeschmack
Lewis Hamilton gewinnt, weil sein grösster Konkurrent Max Verstappen nach einer Berührung heftig von der Strecke fliegt.
«Michael», fragt es plötzlich am Funk. «Ich hab dir ein Mail geschickt. Hast du es erhalten?» Toto Wolff, der Mercedes-Teamchef, will ruhig bleiben. Aber er ist aufgebracht. Der GP von Grossbritannien ist unterbrochen. Und der Rennleiter ignoriert sein Mail. «Ich muss mich aufs Rennen konzentrieren», funkt Michael Masi zurück.
Drei Runden dauert dieser GP, bis er wieder gestoppt wird. Neun Kurven Spektakel zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton. Der WM-Leader ist von der Pole gestartet, Hamilton von Platz 2. Schon in der ersten Kurve berühren sich die beiden Autos, und auch die nächsten Kurven liefern beste Unterhaltung.
Dann kommt Kurve 9. Und einige Zeit danach Toto Wolffs Funkspruch. Es ist eine skurrile Szene. Aber sie wird gesendet, weil dazwischen etwas passiert ist: WM-Leader Verstappen verunfallt. Und Wolffs Fahrer Hamilton ist nicht unbeteiligt.
Fast nebeneinander biegen Hamilton und Verstappen in die Copse-Kurve ein. Die Geschwindigkeit beträgt fast 300 km/h. Hamilton will innen überholen, berührt mit seinem Vorderrad aber Verstappens Hinterrad, und dieser fliegt ab. Der Reifen wird weggeschleudert, das Auto des Niederländers schlittert quer übers Kiesbett und kracht hart in die Reifenstapel.
Verstappen kann zwar aus eigener Kraft aussteigen, wirkt aber leicht benommen. Er wird zur Abklärung ins Krankenhaus gebracht. Als der Kranwagen das Auto endlich hochhieven kann, zeigt sich die volle Wucht des Aufpralls: Von der linken Seite des Red Bull ist nicht mehr viel übrig.
Während Toto Wolff E-Mails schreibt, um Hamiltons Unschuld zu beweisen, tobt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko: «Ich weiss gar nicht, was da die Höchststrafe wäre. So ein rücksichtsloses, gefährliches Verhalten gehört mit einer Sperre oder Ähnlichem bestraft.» Hamilton erhält von den Rennkommissären eine 10-Sekunden-Strafe.
Dieses Wochenende in Silverstone war die Bewährungsprobe für Mercedes. Im Auto waren neue Teile verbaut worden, es wirkte schneller. Im Qualifying vom Freitag war erstmals seit Anfang Mai wieder der Silberpfeil das schnellste Auto.
Und so fuhr Hamilton die 10 Sekunden wieder raus und gewann am Ende das Rennen und damit 25 Punkte in der Fahrerwertung. Sein Rückstand auf Max Verstappen ist nun auf sieben Punkte geschrumpft. Es ist eine Aufholjagd mit Nachgeschmack.
Charles Leclercs grosse Fahrt
Zum Mercedes-Doppelsieg kommt es dennoch nicht. Denn da ist noch einer: Charles Leclerc. Er übernimmt nach dem Unfall von Verstappen die Führung und kann sie auch nach dem Restart halten. Verteidigt sie sogar dann, als bei seinem Ferrari zwischenzeitlich immer wieder der Motor kurz aussteigt. Doch am Ende ist dieser GP von Silverstone für ihn drei Runden zu lang.
In der zweitletzten Runde zieht Hamilton an ihm vorbei – wieder in Kurve 9. Doch dieses Mal gibt es keine Berührung. Wenig später fährt der Brite mit dem Union Jack in der Hand die Ehrenrunde. Und die 140’000 Zuschauer an der Strecke jubeln ihm zu.
Sie haben einen unterhaltsamen Nachmittag hinter sich, nicht nur wegen des Crashs in Runde 1. Auch im hinteren Teil des Feldes wird gekämpft. Kimi Räikkönen im Alfa Romeo duelliert sich mit Sergio Pérez, findet sich aber kurz vor Schluss nach einer Berührung neben der Strecke wieder. Er beendet das Rennen auf Rang 15. Gegen das Rencontre haben die Kommissäre keinen Einwand. Antonio Giovinazzi platziert sich als 13.
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