Giftige Stoffe auf Halbinsel AuJetzt schalten sich Kantonsräte wegen Schadstoffen im Moor ein
Unter dem Moor der Halbinsel Au liegen giftige Abfälle. Der Regierungsrat will das Naturschutzgebiet aber nicht sanieren. Drei Kantonsratsmitglieder wollen nun wissen, weshalb.
- Im Moor der Halbinsel Au liegen Schadstoffe aus vergangenen Jahrzehnten.
- Der Regierungsrat hat die geplante Sanierung mit 1,9 Millionen Franken gestoppt.
- Drei Kantonsratsmitglieder fordern eine Erklärung zu dieser Entscheidung.
Rund ein Drittel der Naturschutzflächen auf der Halbinsel Au weisen heute eine unbefriedigende Vegetation auf. Dies, weil die Flachmoore einst mit Aushub und Abfällen aus den 1930er- bis 1960er-Jahren überschüttet wurden. Bis heute liegen diese teils giftigen Stoffe wie Blei, Arsen, Chrom oder schädliche Kohlenwasserstoffe unter der Erde.
Die kantonale Baudirektion wollte die Moore für 1,9 Millionen Franken sanieren. Der Regierungsrat hat das Geld jedoch nicht gesprochen, wie diese Redaktion kürzlich publik machte.
Jetzt wird die Moorlandschaft auf der Halbinsel Au zum kantonalen Politikum. Die drei Kantonsratsmitglieder Christa Stünzi (GLP, Horgen), Jonas Erni (SP, Wädenswil) und Edith Häusler (Grüne, Kilchberg) haben eine Anfrage an den Regierungsrat eingereicht. Sie fordern eine Erklärung, weshalb er den Kredit nicht gesprochen hat. Diese Fragen liess der Rat gegenüber den Medien bisher unbeantwortet.
«Wäre ein dreifacher Gewinn»
Der Entscheid des Regierungsrates, der aus einer Ausschreibung auf der öffentlichen Plattform Simap zu erfahren war, sorgte bereits bei der Stadt Wädenswil und Naturschützern für Ärger und Unverständnis. Die drei Kantonsratsmitglieder äussern in ihrem Vorstoss nun ähnliche Argumente.
Gemäss ihnen würde eine Renaturierung der belasteten Böden gleich drei Vorteile bieten. Erstens würden die Schadstoffe so in einer Deponie sicher entsorgt, zweitens entstünde «dringend benötigter Lebensraum für Pflanzen und Tiere der Moore», und drittens würde das Naherholungsgebiet auch für den Menschen aufgewertet.
Noch etwas anderes stört die Anfragesteller am gestoppten Projekt. Sie verweisen auf das vom Kantonsrat 2020 überarbeitete Natur- und Heimatschutzfondsgesetz. Damit stellt der Kanton eigentlich mehr Mittel für Massnahmen zugunsten des Natur- und Heimatschutzes zur Verfügung. «Das Parlament gab damit dem Regierungsrat explizit den Auftrag, Projekte wie das vorliegende zu realisieren», schreiben die drei Mitte-links-Kantonsräte vom Zürichsee.
Konkret wollen sie wissen, ob er bereit wäre, den Entscheid unter Berücksichtigung der oben aufgeführten Argumente noch einmal zu überdenken.
Kantonsräte fordern mehr Moorflächen
Etwas suggestiv fragen die drei Kantonsräte zudem, wie der Regierungsrat «das massive Defizit von weit über 1000 Hektaren Moorflächen im Kanton verringern will, wenn nicht mit einem Projekt wie dem vorliegenden.» Sie beziehen sich dabei auf ein Naturschutz-Gesamtkonzept aus dem Jahr 2015, wonach im Kanton noch 1300 Hektaren an Moorflächen fehlen, um das in der Strategie gesetzte Ziel zu erreichen.
Der Regierungsrat hat nun drei Monate Zeit, die Anfrage zu beantworten. Die stillen Gefahren in den Mooren der Halbinsel Au werden damit sicher noch länger zu reden geben.
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