Corona beim EV ZugHaben sich geimpfte Spieler auf dem Eis infiziert?
Sie waren die Vorbilder im Schweizer Eishockey, nun hat es sie als Erste erwischt. Was die Ansteckungen beim EVZ für den Sportwinter bedeuten könnten.
Der EV Zug war das erste Team in der höchsten Schweizer Liga, das hundertprozentig durchgeimpft ist. Dennoch sind die Zentralschweizer nun auch das erste Team, das eine Partie wegen Corona verschieben muss. Wenige Tage nach dem 1:6 gegen Red Bull München und dem damit verbundenen Out aus der Champions Hockey League wurde aus Bayern vermeldet, viele Mitglieder des Teams seien positiv auf Corona getestet worden. Die Zahl stieg stetig an, zuletzt waren es 22 Fälle.
Die Zuger, aufgeschreckt durch diese Geschehnisse, liessen das ganze Team testen, weil auch zwei Spieler mit mässigen Symptomen mittels PCR-Test positiv getestet wurden. Der Antigen-Schnelltest ergab einen weiteren positiven Fall bei einem Spieler. Weil die Ergebnisse der folgenden PCR-Tests noch nicht bekannt waren, wurde die Partie gegen den HC Davos in Absprache mit der Liga kurzfristig verschoben. «Wir haben präventiv gehandelt, um einen Flächenbrand zu verhindern», sagt Sportchef Reto Kläy.
Sind die Ansteckungen auf dem Eis passiert?
Wie und wo sich die Zuger angesteckt haben, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es ist nicht einmal ganz klar, dass die positiven Tests in Zusammenhang mit der Partie gegen München stehen. «Die hohen Fallzahlen bei den Münchnern machen diese Variante aber möglich», sagt EVZ-Teamarzt Beat Schwegler.
Die Wahrscheinlichkeit für Ansteckungen auf dem Eis galt bisher als sehr gering, weil die Spieler jeweils nur sehr kurz nahe beieinander sind. «Ausserhalb der Eisfläche ist die Gefahr grundsätzlich grösser», sagt Schwegler. Als Ansteckungsherde infrage kommen zum Beispiel die Garderobe, die gemeinsamen Carfahrten oder Teamessen.
Hat Gegner München fahrlässig gehandelt?
Mit letzter Sicherheit lässt sich diese Frage nicht beantworten. Innerhalb der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gelten die Münchner aber bezüglich Corona-Massnahmen als vorbildlich. Sogar zu Auswärtsspielen sollen die Münchner ihre Hygienebeauftragten mitgebracht haben.
Von der Konkurrenz seien diese «halb spöttisch, halb bewundernd» als «Tatortreiniger» bezeichnet worden, schreibt die «Süddeutsche Zeitung». «Ich denke, es ist Zufall, dass es in einem solchen Spiel passierte», sagt Sportchef Reto Kläy.
Der EVZ ist 100 Prozent durchgeimpft. Wie kann so etwas trotzdem passieren?
Die Zentralschweizer waren der erste Schweizer Club, bei dem sowohl Spieler wie auch Staff komplett geimpft waren, sie haben sich in dieser Hinsicht also vorbildlich verhalten. «Wir können uns gar nichts vorwerfen», sagt Schwegler. Er betont aber auch, dass dies nicht vor Ansteckung schütze: «Die Impfung hilft aber, Verläufe zu mildern und die Übertragungsrate zu verringern.»
Viele Leute hatten in den letzten Wochen und nach dem reibungslosen Start in die Saison die Pandemie wohl etwas abgehakt. Reto Kläy war sich der Gefahr immer bewusst: «Ich habe immer damit gerechnet, dass noch etwas passieren kann. Die Impfung bietet kein Schutzschild.»
Ist das Spiel vom Freitag gegen Bern in Gefahr?
Stand heute, nein. Die PCR-Tests zeigten einen weiteren positiven Test bei einem Staff-Mitglied. Das Team kam am Mittwoch nicht zusammen und wird sich am Donnerstag wegen der Inkubationszeit noch einmal testen lassen. Für die nächste Zeit plant man beim EVZ keine Anpassung des Schutzkonzepts. «Wir werden weiterhin die Hygienemassnahmen umsetzen, viel mehr können wir nicht tun», sagt Kläy.
Erträgt es in dieser Eishockeysaison viele Verschiebungen?
Die Partie zwischen Zug und Davos konnte problemlos neu angesetzt werden, auf den 16. November. Dies ging aber nur wegen des Ausscheidens der Zentralschweizer aus der Gruppenphase der Champions Hockey League. «Ansonsten hätte ich in den nächsten Monaten kein freies Datum gehabt», sagt Spielplangestalter Willy Vögtlin.
In der letzten Saison gelang dem ehemaligen Topschiedsrichter praktisch die Quadratur des Kreises – obwohl praktisch täglich vor neue Tatsachen gestellt, konnte er die Mutationen irgendwie bewältigen. Dies wäre diesmal aber nicht möglich und nicht nur wegen der dreieinhalbwöchigen Olympiapause. «Mit den Geisterspielen konnte ich damals einfach einen neuen Match ansetzen, wenn ich zwei spielfreie Teams hatte. Jetzt, da es wieder Zuschauer hat, wäre dies natürlich nicht möglich», sagt Vögtlin.
Was kann das in den nächsten Monaten für andere Indoor-Sportarten bedeuten?
In Deutschland schrillen nach den Geschehnissen von München auch bei Vertretern von anderen Sportarten die Alarmglocken. Manch einer fragt sich bereits, ob gerade die Indoor-Disziplinen vor einem erneuten sehr langen Winter stehen. Schwegler glaubt nicht, dass man von einem spezifischen Sport-Problem sprechen kann: «Der Sport ist Teil des Indoor-Mechanismus wie beispielsweise auch die Restaurants. Solange wir in Ländern wie Deutschland oder der Schweiz eine so schlechte Impfquote haben, ist das Risiko gross.» Für Schwegler wäre die Lösung grundsätzlich für alle Ebenen einfach: «Wenn wir eine Impfquote von 85 Prozent haben, müssten wir nicht mehr gross über Corona reden.»
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