Geldberater: Der Marktschrei(b)erGute Voraussetzungen für Clariant
Arbonia überrascht positiv +++ Meier Tobler stärkt die Kundenbindung +++ Aufatmen bei Ypsomed +++ Airbnb ist gut gerüstet.
Clariant: Halten
Clariant, der Spezialchemiekonzern, erneuert sich. Was ihm bisher noch fehlte, war eine Person auf dem operativen Chefposten, die Hariolf Kottmann als geschäftsführenden Verwaltungsratspräsidenten ablöst. Nun ist diese Lücke geschlossen: Ab 1. Januar wird der frühere AkzoNobel-Manager Conrad Keijzer der Konzernleitung vorstehen. Der 52-jährige Niederländer bringt gute Voraussetzungen mit, wirkt ambitioniert und sollte gut zu Clariant passen. Für die Entwicklung der Firma ist das gut. Die Spitzenkräfte können sich nun auf ihre Arbeit konzentrieren, Keijzer auf die operative Führung und Kottmann auf seine Aufgaben im Verwaltungsrat. Dieser hat die Strategie bereits vorgegeben, Keijzer wird sie umsetzen – und dabei besonders auf die finanzielle Performance und den Aufbau unternehmenseigener Fähigkeiten achten, wie er sagt. Das Portfolio von Clariant stimmt, der eingeschlagene Weg auch. Man darf zuversichtlich sein. Das Geschäftsumfeld allerdings dürfte noch eine Weile schwierig bleiben. Daher gilt vorerst weiterhin, wenn auch mit optimistischer Note: Halten
Arbonia: Kaufen
Es gibt sie selbst in Krisenzeiten noch, die positiven Überraschungen aus der Unternehmenswelt. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als der Gebäudezulieferer Arbonia zur Wochenmitte mitteilte, das operative Ergebnis werde bei stagnierendem Umsatz im laufenden Jahr deutlich über den Erwartungen liegen. Schon zur Jahresmitte machte Arbonia mit einer ähnlichen Mitteilung von sich reden. Das Unternehmen ist ein Spezialfall: Die negativen Wirkungen von Corona – vor allem im ersten Semester – werden überlagert von den positiven Effekten der grundlegenden Restrukturierungen der vergangenen Jahre. Die Auslagerungen weiter Teile der Produktion nach Osteuropa sowie erhebliche Investitionen in Effizienzsteigerungen zahlen sich aus. Arbonia ist nach diesen Massnahmen gut aufgestellt und fit für weiteres Wachstum. Ich gehe davon aus, dass das Unternehmen vor einer erfreulichen Zukunft steht. Kaufen
Meier Tobler: Halten
Seit rund 100 Tagen ist Roger Basler nun Chef des Gebäudetechnikunternehmens Meier Tobler. Im Gespräch mit der «Finanz und Wirtschaft» gibt sich der 1965 geborene Schweizer optimistisch, was die Lösung bestehender Probleme betrifft. Meier Tobler hat beim Geschäft mit der Wärmeerzeugung, das für rund 20 Prozent des Gruppenumsatzes steht, seit der Fusion von Walter Meier und Tobler Haustechnik im Jahr 2017 laufend Marktanteile verloren. Gemäss Basler hat das Unternehmen in den letzten Monaten in diesem Segment gut gearbeitet und die schlecht abgestimmten Prozesse verbessert. Der Oktober und der November hätten ein positives Momentum gezeigt. Grossen Wert legt der neue Chef auf die Digitalisierung, die er in erster Linie als Marketinginstrument betrachtet. Digitalisierte Prozesse verstärken die Kundenbindung, senken die Kosten und steigern die Profitabilität. Das hat Meier Tobler auch dringend nötig, denn das erste Halbjahr endete mit einem Verlust. Höhere Profitabilität steht daher bei Basler ganz oben auf der Agenda. Hat er Erfolg, sind die Titel eine Erwägung wert, zumal der Markt in Zeiten der Energiewende viele Chancen bietet. Ich wäre aber noch zurückhaltend. Halten
Ypsomed: Kaufen
Aktionäre von Ypsomed können aufatmen. In kurzer Zeit hat das Medizintechnikunternehmen Risiken reduziert. Zunächst hat es die kostspielige Weiterentwicklung der schlauchlosen Insulinpumpe Ypsopod ausgelagert. Und jetzt hat das Unternehmen im Pharmakonzern Eli Lilly einen gewichtigen Partner in den USA für den Vertrieb der Ypsopump gefunden, die über einen Schlauch Diabetespatienten mit dem lebenswichtigen Insulin versorgt. Mit dieser Pumpe verliert Ypsomed derzeit viel Geld, im laufenden Geschäftsjahr erneut fast 50 Millionen Franken, schätze ich. Mit Eli Lilly, einem führenden Anbieter von Diabetesmitteln, verdient Ypsomed aber laut Aussagen von Firmenchef Simon Michel «von der ersten Pumpe an Geld». Hätte das Unternehmen die Markterschliessung allein gewagt wie vorgesehen, es wäre ein Fass ohne Boden geworden. Noch sind Hürden zu überwinden, etwa die Zulassung der US-Gesundheitsbehörde. Und es wird 2023, bis die Stückzahlen eine gewisse Grösse erreichen. Aber das Chancen-Risiko-Profil von Ypsomed hat sich verbessert – zumal die zweite Sparte, Injektionssysteme, hervorragend läuft und rentiert. Kaufen
Airbnb: Kaufen
In den zwölf Jahren seit Gründung hat es Airbnb verstanden, das Geschäft weltweit bekannt zu machen. Die meisten werden das Unternehmen kennen, bei dem in der Regel von Privat an Privat Zimmer, Wohnungen, Häuser, Villen oder Schlösser vermietet werden. Dazu bieten Gastgeber auf der ganzen Welt Erlebnisse an, vom Foto- oder Kochkurs über Flüge bis zu Bootsfahrten. Das Motto: Nirgendwo sonst lässt sich die Welt so gut aus der Perspektive der Einheimischen erleben. Das begeistert seit vergangener Woche auch an der Börse. Am ersten Handelstag haben sich die Papiere von Airbnb auf einen Schlag mehr als verdoppelt – der Börsenwert liegt bereits gleichauf mit dem von Booking.com. Während Booking allerdings auch in der Krise hochprofitabel geblieben ist, wirtschaftet Airbnb weiter mit Verlust. Dennoch sind die langfristigen Aussichten interessant: Das Reiseverhalten hat sich in der Pandemie zugunsten von Airbnb verändert. Das Management der Online-Plattform hat schnell Kosten gesenkt und geht mit dem Unternehmen gestärkt aus der Krise. Davon dürften Anleger mit längerem Zeithorizont profitieren. Kaufen
Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung.
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