Kommentar zum Projekt Talevo in ThalwilGrosser Wurf nur mit Kompromissen möglich
Der Widerstand war wohl zu gross: Die SBB überarbeiten das Projekt Talevo. Der Weg bis zu einem mehrheitsfähigen Bauvorhaben dürfte trotzdem steinig werden.
Die SBB ziehen den Gestaltungsplan für das Bauvorhaben Talevo am Bahnhof Thalwil zurück. Es ist ein Paukenschlag, liegt das Projekt doch bereits seit zweieinhalb Jahren auf dem Tisch. Wäre die Corona-Krise nicht gewesen, hätte die Bevölkerung im letzten Jahr an einer Gemeindeversammlung längst über den Gestaltungsplan abgestimmt. Und trotzdem ziehen die SBB nun die Reissleine und wollen das Projekt überarbeiten.
Die Corona-bedingten Verzögerungen dürften nicht der wahre Grund für den Schritt zurück sein. Schliesslich zählte Talevo nicht zu den vor wenigen Wochen von der SBB wegen der Corona-Krise sistierten Projekten. Ausschlaggebend war wohl der zähe Widerstand der Gegner. Der Gestaltungsplan wurde massiv kritisiert, die Gegner gründeten eigens den Verein Zentrumsentwicklung Thalwil mit mehreren Hundert Sympathisanten. Sie zeigten ihren Widerstand offen, waren äusserst präsent und hätten wohl viele Gegner mobilisiert, um den Gestaltungsplan an der Gemeindeversammlung zu Fall zu bringen. Und für den Fall einer Annahme kündigten sie bereits vor einem Jahr juristische Schritte an, womit dem Projekt jahrelange Verzögerungen gedroht hätten.
Der Entscheid der SBB ist zu diesem Zeitpunkt deshalb der einzig richtige. Auch wenn damit Jahre der Planung zumindest teilweise vernichtet werden. Doch bei solch steinigen Aussichten bietet der Schritt zurück die Möglichkeit, nochmals zusammen an einen Tisch zu sitzen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Das allein wird schon schwierig genug. Die Vorstellungen von der Entwicklung des Bahnhofareals liegen teilweise doch weit auseinander, etwa was Gebäudehöhe, Arealausnützung oder Quartierverträglichkeit betrifft. Nun sind Kompromisse nötig, und zwar von beiden Seiten. Die SBB sind zwar die Arealbesitzer, doch es geht ums Zentrum der Thalwilerinnen und Thalwiler. Der grosse Wurf kann nur gelingen, wenn alle Parteien im gleichen Boot sitzen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.