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Goldfische werden im Rhein entsorgt

Goldfische sind zwar nicht giftig - der Verzehr bereitet aber keine Freude: Goldfische schmecken bitter.
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Walter Hirschmann, langjähriger Unterländer Angler, ärgert sich über das Verhalten von manchen Fischhaltern: «Manche setzen ­ihre Goldfische im Rhein aus, wohl, bevor sie in die Ferien fahren wollen und niemanden für die Fütterung finden», sagt der Bülacher.

Er habe selber Goldfische im Unterland, am Übergang der Glatt zum Rhein, gesehen. «Sie fallen einem wegen ihrer roten Farbe sofort auf», sagt Hirschmann. Vom Verzehr rät er aber ab: Sie seien zwar nicht giftig, jedoch schmeckten sie bitter. Dies weiss er, weil er früher Kochkurse für die Zubereitung von Fischgerichten durch­geführt und dafür verschiedene Süsswasserfische probiert hat.

Dann entsorgt, wenn keine Abnehmer zu finden sind

Aber nicht nur Goldfische sind in den Unterländer Gewässern zu finden, wie Hirschmanns Fischerkollegen festgestellt haben, sondern zum Beispiel auch Sonnenbarsche, die hierzulande in Aquarien gehalten werden. Gefunden haben Unterländer Fischer sie zum Beispiel im Sodweiher in Glattfelden. Ihr natürlicher Lebensraum sind die Gewässer in Nordamerika.

Das kantonale Amt für Landschaft und Natur, das der Bau­direktion angegliedert ist, be­stätigt, dass Aquariumfische im Rhein zu beobachten sind: «Im Rhein sind gebietsfremde Fische zu finden, die typischerweise in Aquarien gehalten werden», sagt Sprecherin Isabelle Rüegg. Es gebe vereinzelt Goldfische und Koikarpfen, Blaubandbärblinge und amerikanische Sonnenbarsche.

Bei den genannten Fischen vermutet der Kanton, dass sie im Rhein «entsorgt» oder aus fal-scher Tierliebe ausgesetzt werden. «Möglicherweise stammen auch die zahlreichen Kamberkrebse im Rhein ursprünglich aus Aquarien», sagt Rüegg. Zahlen zu diesen ausgesetzten Aquariumfischen erfasst der Kanton nicht. Registriert werden nur die Arten, die invasiv sind – die sich also auf Kosten von einheimischen Arten ausbreiten.

Auf die Frage, wie akut der Kanton die «Entsorgungsproblematik» einschätzt, antwortet Rüegg: «Leider kommt es immer mal wieder vor, dass Fische widerrechtlich ‹entsorgt› werden.» Problematisch sei die Aussetzung in erster Linie bei den invasiven Neozonen, dazu gehören beispielsweise der Blaubandbärbling oder der ame­rikanische Sonnenbarsch.

Diese Tiere können die Biodiversität vermindern, indem sie sich ausbreiten und einheimische Arten verdrängen. Auch können sie Krankheiten verbreiten: Der Kam­berkrebs zum Beispiel gilt als Überträger des Pilzes Krebspest, der für einheimische Krebse tödlich ist. Haben sich die nichteinheimischen Arten etabliert, ist der Kanton machtlos: Es ist kaum mehr möglich, sie zu entfernen.

Rüegg geht davon aus, dass die Freisetzung von Fischen oder Krebsen aus Aquarien wohl jeweils dann erfolgt, wenn ein solches aufgelöst oder geleert wird und keine geeigneten Abnehmer zu finden sind.

Tiefe Temperaturen werden ihnen zum Verhängnis

Die Aussetzer der exotischen ­Fische und Krebse müssen mit einer Anzeige und einer Busse rechnen. Wer meint, er tue seinen Fischen mit der Aussetzung etwas Gutes, irrt sich: Die Mehrzahl der in Aquarien gehaltenen Arten haben in den hiesigen Gewässern keine Überlebenschancen. Denn sie überleben die tiefen Tempe­raturen im Winter nicht.

Goldfische als Verwandte der einheimischen Karpfen überleben zwar im Winterhalbjahr und wachsen und vermehren sich. In kleineren Gewässern wie Teichen können ihre Bestände rasch ansteigen. «In Seen und Flüssen sind sie aber bislang kaum verbreitet», sagt Rüegg. Hier sind es die Blaubandbärblinge und Sonnenbarsche, welche der Kanton im Auge behält.