Gepimpt, frisiert und aufgemotzt – Neues aus dem «stattkino»
Das «stattkino» kommt zurück – in bewährter Tradition. Nani Khakshouri, eine Mitbegründerin des Festivals, verrät, worauf man sich neu freuen kann.

Nach einer zweijährigen Pause sind Sie wieder am Start. Wie fühlt sich das an?
Nani Khakshouri: Jetzt kurz vorm Festival fühlt sich das sehr gut an. Es wird ein Neustart sein mit vielen Novitäten und doch in alter Tradition.
Das Festival wurde 1999 geborenen und hiess damals «volts&visions». Was hatte das mit diesem Namen auf sich?
Nun, es gab diese wunderbare 18-jährige Zusammenarbeit mit dem EWZ. Damals, also 1999, waren wir eines der ersten Sponsoring-Engagements und vor allem das erste langfristige. Die Halle war noch nicht einmal saniert, und niemand kannte das Unterwerk Selnau; wir hatten im Programm und auf den Tickets einen Orts- und Anfahrtsplan, damit die Leute den Ort überhaupt finden konnten. Ursprünglich waren EWZ, Ciba Vision und Götte Optik die Sponsoren – «volts&visions» hat also inhaltlich wie auch sponsorentechnisch sehr gut gepasst.
Später wurde daraus das «EWZ.stattkino». Wieso?
2007 wurde beim EWZ eine erste Sponsoringstrategie implementiert. Mit dieser Professionalisierung kam der Wunsch respektive die Vorgabe, den Firmennamen explizit in den Festivaltitel einzubauen.
Und nun heisst das Festival «stattkino – The Art of Cinematic Performance». Wieso diese erneute Namensänderung?
Der zweite Namenswechsel hat damit zu tun, dass wir 2015 unseren Titelsponsoren nach 17 Festivalausgaben verloren haben. Aufgrund massiver Budgetkürzungen wurden beim EWZ sämtliche langfristigen Engagements stark gekürzt und zum grössten Teil ganz gestrichen. Dies betraf vor allem den Kulturbereich und somit auch das «EWZ.stattkino». Zunächst haben wir überlegt, ob wir das Festival wieder «volts&visions» nennen sollen – unser Verein heisst nach wie vor so. Doch «volts&visions» entstand im Zusammenhang mit den drei damaligen Sponsoren, und wir möchten für künftige Sponsoren offen bleiben. Damit ein Wechsel wirklich ersichtlich ist, kam zu «stattkino» der Untertitel «The Art of Cinematic Performance» an Stelle von «das andere Filmfestival» dazu.
Es bleibt also bei der Liaison von Film und Performance?
Ja, es geht ganz klar um die Neuinszenierung von Filmen. Und langfristig soll auch die Vielfalt der Programmformate und der Kunstsparten, die in Kombination mit Film gezeigt werden, beibehalten werden.
Welches sind denn die wesentlichen Neuerungen?
Zum einen haben wir mit dem Bernhard-Theater eine wunderbare Location gefunden. Zum anderen fällt diese erste neue Festivalausgabe kürzer aus – aus finanziellen wie auch datentechnischen Gründen. Dafür führen wir tagsüber und am Abend ein eigenes Pop-up-Bistro. Neu ist auch, dass wir einen Schwerpunkt gesetzt haben: Diesmal stehen die Schauspieler-Synchronisationen im Vordergrund. Wir finden übrigens erstmals im April statt und werden das hoffentlich schöne Wetter für unser Pop-up-Bistro nutzen können.
Wie kam denn die Zusammenarbeit mit dem Bernhard-Theater zustande?
Es gab einige Möglichkeiten, aber es war schnell klar, dass wir mit dem Bernhard Theater zusammenspannen wollten. Zunächst gefiel uns die Idee, weil sie schräg und überraschend ist. Das Theater hat sehr viel Charme und Seele und ähnelt einem alten Variété-Theater mit Tradition. Der Standort ist besonders attraktiv, zudem verfügt das Theater über eine gute Infrastruktur und ein tolles Team. Ausschlaggebend war auch, wie schön wir von der Direktorin Hanna Scheuring empfangen wurden. Sie war bereits vor zwei Jahren Feuer und Flamme für unsere damals noch etwas unverbindliche Anfrage. Kurz: Wir freuen uns sehr über diese Partnerschaft.
Das durchaus reizvolle, aber im Vergleich zur EWZ-Halle doch eher altherkömmliche Theater hat wohl gewisse Einschränkungen bei den Live-Performances zur Folge?
Nun ja, es gibt Änderungen. Ob es langfristig Einschränkungen sein werden, bezweifle ich. Für 2017 ist es sicherlich so, dass wir mit unseren Ressourcen vorsichtig umgegangen sind. Jeden Abend das Bühnensetting und die Bestuhlung umzustellen und mit einer riesigen technischen Maschinerie aufzufahren, lag dieses Jahr einfach finanziell nicht drin. Auch haben wir sehr kurzfristig entschieden, dass das Festival tatsächlich stattfinden soll.
Wieso denn das?
Wir haben für das EWZ (noch) keinen Nachfolger gefunden, und so stand das Vorhaben auf wackligen Beinen. Das Festival wird mit einem Drittel des üblichen Budgets realisiert, daher das Zögern. Dass gewisse Programmpunkte nicht dabei sind, hat demnach auch mit Ressourcen zu tun.
Gibt es andere Gründe für das Fehlen gewisser Performances?
Gewisse Formate sind im Theatersaal des Bernhard-Theaters sicherheitstechnisch nicht möglich, zum Beispiel unsere Tanzpartys. Wobei wir hier bereits am Brainstormen sind, denn unsere legendären Lindy-Hop-Abende mit Live-Musik, Performances, einem Tanz-Crashkurs und der Tanzparty nach dem Film müssen einfach wieder stattfinden können. So geht es uns mit vielen Programmformaten. Wir entwickeln ja auch jedes Jahr mindestens ein neues Format. Dieses Jahr sind sogar zwei Novitäten im Programm.
Sie möchten in Zukunft also auch wieder auf alte Elemente zurückgreifen?
Ja, natürlich. Wir setzen sowohl auf Altbewährtes als auch auf ständige Neuerungen. Formate wie Film und Zirkus, Burlesque oder Multimedia sollen in Zukunft ihren Platz haben. Wir halten an unserem Konzept der Neu-Inszenierung von Filmen durch Künstlerinnen und Künstlern aus den verschiedensten Bereichen fest. Das erlaubt uns eine Narrenfreiheit zu leben und das Festival heterogen zu gestalten. Jeder Abend steht für sich. Und jede Festivalausgabe ist anders.
Und wie steht es mit der Kulinarik? Die Bar, das Essen waren ja beliebte Magnete, die zur ausgelassenen Stimmung beitrugen.
Auch am neuen Standort werden wir natürlich wieder grossen Wert auf die Gastronomie legen. Es war uns ein sehr grosses Anliegen, mit unseren langjährigen Partnern die Festivalbar und das Catering betreiben zu können. Das charmante Interieur des Theaters eignet sich hierfür ja besonders gut. Das «stattkino» wird während der Festivaldauer zudem täglich die Café-Bar «Bernhard» als eigenes Pop-up-Bistro führen. Das ist revolutionär und hat es in dieser Form am Bernhard-Theater noch nie gegeben. Die Offenheit des Opernhauses und Bernhard Theaters ehrt uns sehr.
Im neuen Logo findet sich ein Einhorn. Wofür steht dieses Fabelwesen?
Das Einhorn war die Eingebung von Cyril Brunner, dem kreativen Kopf im Team. Das Einhorn symbolisiert etwas Magisches, Bezauberndes, Lustvolles und eine zusätzliche Dimension. Das Einhorn als gutes Omen – passt doch irgendwie. Nächstes Jahr gibt es aber wieder ein neues Sujet...
Haben Sie weitere Visionen für Neues? Was schwebt Ihnen da vor?
Wir hoffen natürlich auf neue Sponsoring-Partnerschaften und darauf, wieder aus dem Vollen schöpfen zu können. An Visionen für Neues fehlt es nicht, doch hängt die Umsetzung immer auch stark von den Partnern ab. Von daher müssen wir erst die Realität für Visionen schaffen.
Einige bekannte Namen hatten Sie ja immer im Programm. Doch diesmal konnten Sie mit Beat Schlatter sogar einen wahrhaft volksnahen Schauspieler für eine Show verpflichten.
Mit Beat Schlatter sind wir bereits vor Jahren in Kontakt getreten, und es gab im Lauf der Jahre verschiedene Ideen für eine Zusammenarbeit. Dieses Jahr konnten wir endlich Nägel mit Köpfen machen.
Möchten Sie mit dieser Wahl bewusst ein breiteres Publikum ansprechen?
Ich denke, wir sind ein Nischenfestival, sprechen jedoch ein sehr breites Publikum an – und haben das schon immer. Wir hatten nie das Bestreben, kommerziell oder allzu gross zu werden. Die Mischung aus bekannten und weniger bekannten Künstlerinnen und Künstlern gefällt uns. Mein persönliches, längst erreichtes Ziel war von Anfang an: Wie könnte man die performativen Künste in einen etwas anderen, zugänglichen Rahmen einbetten? Wie erreicht man ein anderes oder vielmehr breiteres Zielpublikum? Das seit ein paar Jahren überall auftauchende Schlagwort «Kulturvermittlung» war immer schon ein Anliegen, ohne das explizit kommunizieren zu wollen, sondern eher auf eine implizite, subtile Art.
Und eine letzte Frage: Worauf freuen Sie sich diesmal ganz besonders?
Was das Programm anbelangt, so freuen wir uns auf alles, sonst hätten wir es nicht programmiert. Auch freue ich mich sehr auf unser Pop-up-Bistro. Und ich freue mich auf unser Publikum. Was uns immer sehr bestärkt hat, waren die vielen vielen Anfragen, wann denn nun das «stattkino» endlich wieder stattfindet. Nun ist es soweit.
«stattkino - The Art of Cinematic Performance» 18. bis 23. April. Arthouse Le Paris und Bernhard-Theater, Zürich. Infos/Tickets: www.stattkino.com.
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