Gemeinnützige OrganisationenZürich will weltweit neue Stiftungen anlocken
Der Kanton strebt international eine Spitzenposition unter den Stiftungsstandorten an. Deshalb lockert er die Bedingungen für eine Steuerbefreiung.
Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) will Zürich zu einem international führenden Standort für Stiftungen machen. Dazu hat sie zusammen mit der Finanzdirektion und der Justizdirektion eine Stiftungsoffensive gestartet.
Am Freitagmorgen hat die Regierung über die Massnahmen informiert, mit denen sie dieses Ziel erreichen will. Es ist ein ehrgeiziges Vorhaben, denn Zürich ist zwar in der Schweiz mit 2217 gemeinnützigen Stiftungen führend – vor dem Kanton Waadt mit 1374 Stiftungen. Doch ist der Trend in den letzten Jahren negativ.
Der Trend ist negativ
2018 gab es gemäss Stiftung Schweiz erstmals mehr Liquidationen als Neugründungen (unter dem Strich minus 6), 2019 waren es minus 11, 2021 nach einer kleinen Erholung verminderte sich die Zahl wiederum um 3.
Die wichtigste Massnahme, um neue Stiftungen anzulocken, setzt bei der Steuerbefreiung an. Hier braucht es laut Philipp Betschart, Leiter Recht und Gesetzgebung beim Steueramt, eine liberalere Haltung.
Angemessene Entschädigung
Bisher galt, dass bei steuerbefreiten Stiftungen die Stiftungsrätinnen und -räte ehrenamtlich tätig waren. Es sei denn, sie hätten besonders aufwendige Mandate zu bewältigen.
Neu darf ihnen eine «angemessene» Entschädigung ausbezahlt werden. Was angemessen heisst, muss laut Betschart noch definiert werden. Dabei wird sich das Steueramt auf die Prüfungen der Stiftungsaufsicht stützen.
Um zu verhindern, dass Stiftungsräte sich übermässig bereichern, müssen diese Vergütungen der Stiftungsaufsicht offengelegt werden. Diese sorgt auch dafür, dass das Vermögen zweckkonform verwendet wird.
Vermehrt international tätig
Ebenfalls dürfen gemeinnützige Stiftungen vermehrt international tätig sein. Bisher galt, dass nur Tätigkeiten im Inland und bestimmte Tätigkeiten im Ausland, z. B. Entwicklungshilfe, dazu berechtigten, von den Steuern befreit zu sein. Diese Regelung wird nun gelockert.
Wenn Geld für einen guten Zweck in einem wohlhabenden Land ausserhalb der Schweiz eingesetzt wird, wird dies nun nach dem gleichen Massstab beurteilt, wie wenn die Tätigkeit in der Schweiz ausgeübt würde. «Die Tätigkeit im Ausland muss aber eine positive Ausstrahlung in der Schweiz haben oder in der Schweiz als fördernswert wahrgenommen werden», sagt Betschart.
Was hat Zürich davon?
Weshalb aber ist der Kanton Zürich überhaupt daran interessiert, möglichst viele Stiftungen zu beheimaten, wenn diese doch keine Steuern zahlen? Die Frage richtet sich an die Volkswirtschaftsdirektorin.
Die Antwort: Gemeinnützige Stiftungen verwalten im Kanton Zürich insgesamt 18 Milliarden Franken. Mit diesem Geld werden viele Zürcher Einrichtungen insbesondere aus den Bereichen Soziales, Kultur und Forschung unterstützt. «Das kommt der Allgemeinheit, aber auch der Zürcher Wirtschaft zugute», sagt Carmen Walker Späh.
Neue ZKB-Stiftung
Ihre Stiftungsoffensive könne auch schon erste Erfolge vermelden. So ist es gelungen, dass die international tätige Stiftung IPIE (International Panel on the Information Environment) ihren Sitz nach Zürich verlegt hat. Sie setzt sich gegen Falschinformationen ein, die das Vertrauen in Wissenschaft und Institutionen untergraben.
Auch hat die ZKB, ebenfalls am Freitagmorgen, anlässlich ihrer Bilanz-Medienkonferenz bekannt gemacht, dass sie eine neue Stiftung mit 25 Millionen Franken Kapital ausgestattet habe. Die zeitgleiche Information sei rein zufällig, sagten sowohl Walker Späh wie die ZKB. Doch sei man natürlich zuvor miteinander im Gespräch gewesen.
Die ZKB-Philanthropie-Stiftung wird Dach für fünf auf den Kanton Zürich fokussierende Unterstiftungen sein. Sie werden sich mit den Themen Gesundheit und Sport, Natur und Ökologie, Soziales, Kunst und Kultur sowie Bildung und Forschung beschäftigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.