Schwimmwettbewerb in OberriedenGemeinde streicht Gelder für Trophäe und sorgt für Ärger
Am Oberriedner Fisch erhalten Kinder seit 55 Jahren einen Tonhumpen als Preis. Die Gemeinde hat ihn heuer eingespart – und gesteht nun Fehler ein.

«Die Empörung ist gross», sagt Luzian Dörfler. Er ist OK-Mitglied des Oberriedner Fischs – des traditionellen Schwimmwettbewerbs, an dem Schülerinnen und Schüler aus Oberrieden seit 55 Jahren teilnehmen. Bekannt ist der Anlass auch wegen des Preises, den es seit 1967 zu gewinnen gibt: einen Humpen aus Ton mit dem Oberriedner Stern darauf. Genau diese beliebte Trophäe ist es, welche dieses Jahr die Wogen in der Bevölkerung hochgehen lässt.
Denn heuer sollte es den Teilnehmenden nicht mehr vergönnt sein, ein Stück Dorfgeschichte mit nach Hause zu nehmen. Nachdem der Fisch bereits zwei Jahre lang wegen der Pandemie nicht stattfinden konnte, wollte die Schulpflege beim Fisch 2500 Franken für die Humpen einsparen. «Ohne Humpen muss der Oberriedner Fisch meiner Meinung nach gar nicht mehr stattfinden», sagt OK-Mitglied Dörfler.
Gewerbe springt in die Bresche
Schulpräsident Janek Lobmaier (SP) sagt: «Im Zuge der Sparbemühungen der Gemeinde haben wir uns überlegt, gewisse Aspekte des Fischs, wie den Humpen, zu überdenken.» Er bestätigt auch, dass die Organisation des Oberriedner Fischs dieses Jahr grosse Emotionen bei vielen Leuten ausgelöst hatte. Es ging gar das Gerücht herum, der Fisch stehe auf der Kippe. Dies verneint Lobmaier jedoch: «Der Oberriedner Fisch stand nie auf der Kippe. Einzig die Finanzierung für die zu gewinnenden Humpen war gefährdet.»
Dass der Oberriedner Fisch ohne Tonhumpen stattfinden soll, stiess auch Werner Egli, Präsident der Unternehmensvereinigung Oberrieden (UVO), sauer auf. Er selber nahm als Kind am Fisch teil und wird nostalgisch, wenn er an den Humpen zurückdenkt. Die UVO habe sich unter anderem deshalb dazu bereit erklärt, einen Spendenaufruf an alle Mitglieder zu verschicken. Durch Spenden von verschiedenen Oberriedner Gewerbebetrieben konnten nun die Humpen doch noch in Auftrag gegeben werden. Laut Dörfler werden sie pünktlich zum Anlass am 19. November bereit sein.
Gemeinde gesteht Fehler ein
Durch die Finanzierung der Humpen ist wieder etwas Ruhe eingekehrt um den Fisch. Dennoch bleibt die Frage offen, ob die Schule der Gemeinde Oberrieden wirklich keine 2500 Franken für sportbegeisterte Schulkinder übrig hat. Schulpräsident Lobmaier gesteht Fehler ein. Die Humpen seien schlicht nicht mehr budgetiert worden, weil man nach dem 50-Jahr-Jubiläum und zweijähriger Zwangspause einen idealen Zeitpunkt für einen Neuanfang sah. Deshalb müssen sie in diesem Jahr nun privat finanziert werden.
«Der Humpen ist offensichtlich ein höchst emotionales Thema, damit hat die Schulpflege so nicht gerechnet», sagt er. «Im nächsten Jahr werden die Humpen selbstverständlich wieder ins Budget der Gemeinde aufgenommen.» Grundsätzlich fände er es nämlich etwas Schönes, wenn die Bürgerinnen und Bürger an solchen Traditionen festhalten.
Der diesjährige Oberriedner Fisch findet am 19. November in der Schwimmhalle Pünt statt.
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