Geiselnahme in der WaadtBewaffneter Mann hält bei Yverdon 13 Menschen in Zug fest – Polizei feuert tödlichen Schuss ab
Der 32-jährige Geiselnehmer war mit Axt und Messer bewaffnet. Einige Passagiere wurden gefesselt. Nach fast vier Stunden griff die Polizei zu.
Die Geiselnahme wurde gegen 18.35 Uhr auf der Höhe von Essert-sous-Champvent gemeldet. Beim Täter handelte es sich wohl um einen 32-jährigen Asylbewerber iranischer Nationalität, der dem Kanton Neuenburg zugewiesen war. Laut Polizei muss seine Identität noch zweifelsfrei festgestellt werden.
Der Farsi und Englisch sprechende Geiselnehmer war mit einer Axt und einem Messer bewaffnet, wie die Waadtländer Kantonspolizei an einer Medienkonferenz in Yverdon-les-Bains um Mitternacht in der Nacht auf Freitag mitteilte. Demnach zwang er den Lokführer den Führerstand zu verlassen und sich den anwesenden 12 Zugpassagieren anzuschliessen. Die 13 Geiseln – einige davon gefesselt – wurden im Zug festgehalten, der an der Haltestelle Essert-sous-Champvent mit geschlossenen Türen stehen blieb.
Polizei: Bei Zugriff aus Notwehr erschossen
Die Polizei war von den im Zug eingeschlossenen Personen alarmiert worden und riegelte die Umgebung daraufhin ab. Mit Hilfe eines Farsi-Dolmetschers kommunizierten Verhandlungsspezialisten der Kantonspolizei insbesondere über Nachrichten über die Handys der Geiseln mit dem Geiselnehmer, wie Jean-Christophe Sauterel, Kommunikationschef der Waadtländer Polizei, sagte.
Derweil bezogen rund 60 Polizisten rund um den Zug Stellung. Gegen 22.15 Uhr, fast vier Stunden nach Beginn der Geiselnahme, griffen die Einsatzkräfte zu, als sich der Geiselnehmer nicht in der Nähe der eingesperrten Personen befand. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Sprengstoff zur Ablenkung ein, bevor sie den Zug stürmte.
«Als der Geiselnehmer mit seiner Axt in Richtung des Einsatzteams stürmte, machte ein Polizist von seiner Waffe Gebrauch, um die Geiseln zu schützen, und traf den Täter tödlich», sagte Sauterel. Er sei noch am Tatort gestorben, obwohl sich unter dem polizeilichen Einsatzteam ein Arzt befand. Die Polizei habe aus Notwehr gehandelt, so Sauterel.
Motiv vorerst unklar
Die Geiseln blieben laut Polizei unversehrt. Sie wurden medizinisch und psychologisch betreut und auf einen Polizeiposten gebracht, wo Angehörige auf sie warteten. Im Zuge der Ermittlungen wurden die Geiseln auch von der Polizei befragt.
Es könnten vorerst weder zu möglichen Motiven noch zum geistigen Zustand des Mannes Angaben gemachte werden, so Generalstaatsanwalt Eric Kaltenrieder. Es war bis anhin auch nicht bekannt, an welcher Haltestelle der Geiselnehmer zugestiegen sei.
Verhalten des Lokführers bei Geiselnahme gelobt
Während der Geiselnahme stand der Lokführer in Verbindung mit seinem direkten Vorgesetzten. «Gemäss den Rückmeldungen, die wir haben, hat er sich vorbildlich verhalten», sagt Daniel Reymond, der Direktor des regionalen Bahnunternehmens Travys.
«Unseren Informationen zufolge stand er in Interaktion mit dem Geiselnehmer und hat dazu beigetragen, die Situation zu beruhigen», sagte Reymond am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Er stand auch in Kontakt mit dem Leiter der Lokführer, der sich nach Essert-sous-Champvent begab, wo der Zug blockiert war.»
Die Polizei benötigte Informationen, insbesondere über die Zugänge zum Zug. Wie die anderen Geiseln wurde der Lokführer nach seiner Freilassung psychologisch betreut. Anschliessend wurde er von der Polizei angehört.
Nach dem Einsatz wurde der Regionalzug beschlagnahmt und anschliessend ins Depot gebracht. Das Unternehmen übergab den Ermittlern die Videoüberwachungen des Waggons und mehrerer Bahnhöfe auf der Strecke.
Korrektur vom 9.2.2024, 17:50 Uhr: Die Polizei hat die Anzahl Geiseln in der neusten Mitteilung von 15 auf 13 korrigiert. Der Artikel wurde entsprechend angepasst.
SDA/sas
Fehler gefunden?Jetzt melden.