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Gebühren für ältere Autos
Londoner können dank umstrittener Massnahme aufatmen

Kostenlose Zeitung mit Londons Bürgermeister Sadiq Khan auf der Titelseite nach Gerichtsurteil zur Erweiterung der Ultra-Low-Emission-Zone (ULEZ), 28. Juli 2023, auf einem Selbstbedienungsstand in London.
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In Kürze:
  • Londons Ultra Low Emission Zone (Ulez) verbesserte die Luftqualität trotz erheblicher Widerstände.
  • Feinstaub und Stickstoffdioxid-Emissionen nahmen in London deutlich ab.
  • Ulez bleiben umstritten, da viele die Gebühr und die Auswirkungen kritisieren.
  • Die Konservative Partei hält den Bericht über Ulez-Erfolge für unglaubwürdig.

In London atmet man vielerorts wieder leichter. Der Grund: Eine Massnahme, die Bürgermeister Sadiq Khan trotz erheblicher Widerstände durchsetzte, hat die Luftqualität spürbar verbessert. Das zeigt ein Bericht unabhängiger Institute.

Bereits vor sechs Jahren war in der City of London, im Herzen der grössten Stadt Westeuropas, eine sogenannte Ulez eingeführt worden. Ulez (Ultra Low Emission Zone) bedeutet, dass für ältere Autos, die relativ viele Abgase produzieren, eine Extragebühr entrichtet werden muss.

Diese Gebühr betrug zuletzt knapp über 14 Franken pro Tag. Die Zone wurde 2021 auf die ganze Innenstadt ausgedehnt und 2023 dann auch auf die Aussenbezirke. Sie umfasst seither also das gesamte Stadtgebiet.

Luftverschmutzung ging zurück

Infolge der Massnahme ist nun offenbar die notorische Luftverschmutzung, die jedes Jahr zum frühen Tod von mindestens 4000 Londonern und zu einem Vielfachen an ernsten Krankheitsfällen geführt hat, wesentlich zurückgegangen. In ganz London soll sich die vom Autoverkehr verursachte Menge an Stickstoffdioxid seit 2019 um 27 Prozent reduziert haben.

Die Ausweitung der Zone verringerte den Feinstaub in den Aussenbezirken allein im letzten Jahr um fast ein Drittel, so eine Studie des Imperial College London und internationaler Experten, die die Stadtverwaltung veröffentlichte.

Bürgermeister Khan erklärte, London habe nun erstmals eine echte Chance, die Luftverschmutzung gesetzlich zu kontrollieren. Noch vor wenigen Jahren hiess es, es könne 193 Jahre dauern, um den «grünen Bereich» zu erreichen, wenn nichts unternommen würde. Inzwischen verbessert sich die Luftqualität in London schneller als im Rest des Landes.

«Jede Ulez-Phase hat zu einer klaren Verbesserung in Sachen Luftverschmutzung entlang der Strassen Londons geführt», meint dazu der Studienleiter Gary Fuller vom Imperial College London. «Das ist eine wirklich gute Nachricht für die aktuelle und künftige Gesundheit der Londoner, aber auch für alle, die aus Geschäftsgründen oder als Touristen nach London reisen.» Beigetragen haben zu dieser Entwicklung auch die in den letzten Jahren in Dienst gestellten moderneren Taxis und Busse in der Stadt.

Massnahme ist bis heute umstritten

In Teilen der Bevölkerung ist Ulez freilich bis heute heftig umstritten. Obwohl die Gebühr in der Regel nicht bezahlt werden muss für Benziner, die noch keine 19 Jahre alt sind, und für Dieselfahrzeuge, die in den letzten neun Jahren gebaut wurden, hat der Zwang zum Verzicht auf ältere Fahrzeuge durch die hohen Gebühren vor allem zum Zeitpunkt der Ausweitung der Zone auf die Aussenbezirke zu scharfen Protesten geführt.

Als Khan jene Ausweitung im Sommer 2023 durchsetzte und die Konservative Partei und die Rechtspresse ihn heftigst beschossen, verlor die Labour Party die damalige Parlamentsnachwahl im Wahlkreis Ruislip and Uxbridge, obwohl die Stimmung weithin im Lande pro Labour war. Der damalige Oppositionschef (und heutige Premierminister) Sir Keir Starmer machte Ulez damals für die Schlappe seiner Partei verantwortlich.

Den neuen Bericht halten die Konservativen unterdessen für völlig unglaubwürdig, was die Daten betrifft, auf die er sich gründet. Diese Daten bestünden aus «jeder Menge beliebiger Annahmen und regelrechter Fantasie», während Ulez den Londonern «Schuldenberge» beschert habe, sagt Keith Prince, der Sprecher der Tories für Verkehrsfragen im Stadtrat von London.

Gegner des Ulez-Projekts verweisen auch darauf, dass es beim Kohlenstoffausstoss zu einer bestenfalls zweiprozentigen Reduktion durch Ulez gekommen ist. Immerhin wird auch das im Imperial-College-Bericht mit einer CO₂-Verminderung um über 800’000 Tonnen seit 2019 beziffert.