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Streit um Kult-Comic Gaston
Gaston könnte dieses Chaos selber nicht besser anzetteln

Ein Klassiker des frankobelgischen Comics: Gaston Lagaffe and M'oiselle Jeanne. 
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Aus dem Comeback von Gaston, erfunden vom Marsupilami-Schöpfer André Franquin, wird erst mal nichts. Von 1957 bis zu seinem Tod 1997 zeichnete Franquin seine berühmte Figur Gaston Lagaffe. Franquin gehört zu den stilprägenden Zeichnern und Autoren des frankobelgischen Comics. Nun hätte Gaston diesen Herbst eine Renaissance erleben sollen. Der Dupuis Verlag, bekannt durch Comicserien wie «Spirou» oder «Lucky Luke», hatte das auf dem Comicfestival in Angoulême verkündet. Der Band «Le Retour de Lagaffe», gezeichnet vom Kanadier Delaf, sollte ursprünglich am 19. Oktober mit einer Startauflage von 1,2 Millionen Exemplaren erscheinen.

Dagegen wehrt sich Franquins Tochter Isabelle. Ihr Vater habe einst verfügt, dass Gaston nach dem Tod des Autors auch selbst zu sterben habe. Andererseits verweist Dupuis-Chef Stéphane Beaujean laut «Spiegel» auf Klauseln aus dem Rechtevertrag, die «eine Übernahme möglich» machten. Dennoch wird das Erscheinen des 22. Gaston-Bandes ausgesetzt, eine Gerichtsentscheidung soll abgewartet werden. Sie ist für September angekündigt. Es herrscht ein Chaos, wie es der liebenswerte Bote Gaston, der im Comic in einem kuriosen Verlag arbeitet, der einem sonderbar bekannt vorkommt, nicht herrlicher hätte anzetteln können.

Gaston hätte ein Comeback verdient.

Isabelle Franquin will das Vermächtnis des Vaters schützen, indem jegliche Adaption unterbleibt; der Verlag will das Vermächtnis schützen durch die Weiterführung. Dass es allen lebenden Beteiligten möglicherweise auch um finanzielle Interessen gehen könnte: Auf diese Idee kann eigentlich nur die Lachmöwe kommen – oder noch Wachtmeister Knüsel (wie er für die deutsche Übersetzung etwa im Kauka Verlag heisst), der kein Herz für Falschparker hat.

Fernsehserien wie «Mad Men», aber auch Bernd Stromberg alias Christoph Maria Herbst: Kaum ein Büro-Narrativ der Nachkriegsmoderne, die von der aufblühenden Verwaltungsgesellschaft und aktuell von der heiss laufenden Verdatungsgesellschaft lebt, ist denkbar ohne Gaston als Sprechblasen-Variante des tragisch erfolgreichen Versicherungsmaklers Franz Kafka. Er hätte ein Comeback verdient. Wir brauchen ihn als postheroischen Chaoten, der ein Moment der Selbstbestimmung dort bewahrt, wo sich alles andere der Identitätsüberprüfungsanforderung unterwirft. Oder dem Change Manager.