Frischbaum schneiden in ZürichSie sägen ihren Weihnachtsbaum selbst
Wer in dieser Adventszeit besonders ökologisch leben möchte, kann das mit einem Baum aus dem Stadtwald tun. Diesen kann man bei Grün Stadt Zürich selber schneiden.
Tannen direkt aus dem Stadtwald sind bei Stadtzürcherinnen und Stadtzürchern besonders beliebt. An ausgewählten Tagen kann man diese im Forstgarten Albisgüetli oder im Werkhof Hönggerberg sogar selber fällen.
Am Tag des Frischbaumschneidens pilgern deshalb viele an den Fuss des Uetlibergs. Die Stimmung im 13er-Tram Richtung Albisgüetli ist ausgelassen. Schon eine Stunde vor der Eröffnung des Forstgartens Albisgüetli stehen die ersten Familien an.
Den eigenen Weihnachtsbaum auszusuchen, ist vor allem für Kinder ein ganz besonderes Erlebnis. Doch auch viele junge Erwachsene sind vor Ort. Bei ihnen steht neben dem Ereignis der ökologische Faktor im Vordergrund. Denn: Ein selbst geschnittener Frischbaum ist eine der nachhaltigsten Arten, an einen Christbaum zu gelangen.
Das zieht auch Virag Thalmeier (20) und ihre zwei Geschwister (14 und 16) an den Stadtrand, um ihren eigenen Baum zu fällen. Ihnen ist es wichtig, zu wissen, woher ihr Baum stammt und dass er nachhaltig bewirtschaftet wurde.
Weniger Transportenergie
Nach dem selbstständigen Schneiden werden die Bäume von Grün Stadt Zürich gemessen und, je nach Baumsorte und Höhe, verrechnet. Förster Nils Schönenberger erklärt den Nachhaltigkeitsaspekt folgendermassen: Zum einen spart man Transportenergie, da der Forstgarten gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Und zum anderen können die Kosten für die Pflege dieser Bäume mit dem Weihnachtsbaumverkauf gedeckt werden.
Wo ist der Haken? Der Preis für die lokalen Weihnachtsbäume ist verhältnismässig hoch. Zum Vergleich: Für eine Nordmanntanne zwischen 125 und 150 Zentimetern zahlt man bei der Migros 45 Franken, die gleiche Tanne vom Forstgarten kostet doppelt so viel. Doch viele sähen einen Mehrwert im Selberschneiden, sagt Schönenberger. Denn die Kundschaft wisse so, dass ihre Tanne vom hiesigen Stadtwald stamme. Auch die Bewirtschaftung macht einen Unterschied. Währenddem die Migros angibt, den Einsatz von chemischen Herbiziden «auf ein absolutes Minimum» zu beschränken, verwendet Grün Stadt Zürich gar keine.
Ein Ausflug, der zur Tradition wurde
Für andere steht das Erlebnis im Vordergrund. Mit dem Aussuchen und Fällen des Christbaumes und der anschliessenden Belohnung mit den im Forstgarten erhältlichen Glühweinen und Bratwürsten lässt sich ein schöner Sonntag verbringen. Auch für Familie Lüscher ist es jedes Jahr eine wertvolle Erfahrung. Es sei nicht nur für die Kinder grossartig, auch die Erwachsenen würden gewissermassen wieder zum Kind, sagt Seraina Lüscher. Zusammen mit ihrem Ehemann und den Töchtern Ashley (10) und Yaira (11) unternimmt sie jedes Jahr kurz vor Weihnachten einen Ausflug in die städtischen Forstgärten. Die beiden Töchter dürfen sich dort den Christbaum aussuchen.
Wie geht man bei der Auswahl eigentlich vor? Die Grösse der Wohnung und das Transportmittel spielen sicher eine Rolle. Und der persönliche Stil. Familie Lüscher zum Beispiel lässt sich gerne vom Märchen des Weihnachtsbaums Willibald inspirieren, eine Kindergeschichte über einen hässlichen Baum, der sich sehnlichst wünscht, als Christbaum ausgewählt zu werden. So suchten sie oft einen aus, «der genauso Ecken und Kanten hat wie Menschen auch», sagt Seraina Lüscher.
Nächstes Frischbaumschneiden: Sa 23.12., Werkhof Hönggerberg, 9 bis 16 Uhr
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