Fribourgs ErfolgsgeschichteDieser Club ist so beliebt, dass er Fans abweisen muss
Diese Woche kommt Europas Elite, 2026 die Hockey-WM: Die sanierte Arena eröffnet Gottéron neue Möglichkeiten. Der Club hat Grosses vor – doch der Präsident mahnt.

An den Spielen wird er zum Leben erweckt. Der Drache, Freiburgs Emblem und ganzer Stolz. Die Fassade der FKB-Arena, die aus 1600 dreidimensional angeordneten Metallschuppen besteht und die Haut dieses feuerspeienden Wesens symbolisieren soll, beginnt zu funkeln. Mal wild, mal sanft. Je nach Lärmpegel. Die Beleuchtung reagiert auf Applaus und Buhrufe. Fällt ein Tor, wird die Arena in Rot- und Orangetöne getaucht. «Das ist nicht nur eine Eishalle – das ist ein Kunstwerk», meinte Albert Michel anlässlich der Eröffnung 2020 begeistert.
Sein Name prangt unter dem Stadiondach. Doch der Mann, der drei Jahrzehnte an der Spitze der Freiburger Kantonalbank stand und massgeblich am 88-Millionen-Franken-Projekt beteiligt war, kann keine Spiele mehr besuchen. Der 73-Jährige hat den jahrelangen Kampf gegen den Krebs im November verloren. Statt des «Stadion-Vaters» mit einer Schweigeminute zu gedenken, spendeten ihm die Fans eine Minute lang Applaus. «Ohne Michel hätten wir wahrscheinlich noch keine neue Arena», mutmasst Präsident Hubert Waeber. «Und ich weiss nicht, ob es Gottéron ohne die neue Arena noch geben würde.»
Während der Pandemie nahm der Club einen Covid-Kredit in der Höhe von vier Millionen Franken auf. Bis Anfang 2024 soll dieser vollständig zurückgezahlt sein. Die erste Tranche von knapp einer Million Franken wurde dem Bund bereits überwiesen. «Das Stadion hilft, Gewinne zu generieren», sagt Waeber.
Mehr Fans, mehr Sponsoren
Während andere gegen den Zuschauerschwund ankämpfen, ist die Begeisterung rund um Gottéron so gross wie schon lange nicht mehr. Im Juli wurde der Saisonkartenverkauf bei 7500 gestoppt. Mit zusätzlich abgesetzten 1800 Jahresabonnements stellten die Saanestädter einen Clubrekord auf. Es existieren Wartelisten. «Mit einer solch hohen Nachfrage haben wir nicht gerechnet», zeigt sich Waeber überrascht.
Einige Plätze wurden umfunktioniert, sodass die Stadionkapazität um 75 auf insgesamt 9009 Fans erhöht werden konnte. Bereits bestehen Pläne für weitere maximal 300 Plätze. Der Präsident warnt jedoch vor übertriebener Euphorie. «Die Mannschaft zeigte eine starke Saison und spielt attraktives Eishockey. Ich bin aber nicht sicher, ob wir viel mehr Tickets verkaufen können. Zudem spielen wir lieber in einer ausverkauften Arena als vor leeren Rängen.»

Insgesamt 600 Sponsoren unterstützen den Club. 130 Verträge konnten neu abgeschlossen werden. «Alle steuern zwischen 10’000 und 100’000 Franken bei», sagt Waeber stolz. Dass die Unterstützung trotz unsicheren Zeiten nicht abreisst, erstaunt ihn nicht. «Das macht Gottéron aus. Es ist der Club der Bevölkerung. Hier kommen Leute aus Sport, Wirtschaft, Industrie und der Öffentlichkeit zusammen. Wer jemanden treffen möchte, besucht ein Gottéron-Spiel.»
Das Stadion eröffnet dem Verein, der sein 85-jähriges Bestehen feiert, neue Möglichkeiten. Um einige Hunderttausend Franken konnte das Budget für die erste Mannschaft erhöht werden. Doch der 61-Jährige hebt den Mahnfinger. «Wir haben alle Werbeflächen verkauft, irgendwann lassen sich keine zusätzlichen Einnahmen mehr generieren.»
Waeber ist für eine Lohnobergrenze
Der Unternehmer sprach sich bereits im Rahmen der Reformdiskussionen vor zwei Jahren für eine Lohnobergrenze aus und hält dies nach wie vor für sinnvoll. «Es wurde von günstigen Ausländern gesprochen. Doch ich sehe sie nun nirgends. Wir müssen aufpassen, dass es nicht aus dem Ruder läuft. Es ist im Interesse aller, dass wir die Löhne im Griff behalten und keine Zweiklassenliga entsteht.»
Gottéron strebt den Weg nach oben an. Schon in dieser Saison soll der Meistertitel her. Waeber sagt: «Man muss Visionen haben. Ohne Visionen kann man nichts erreichen.» Viermal standen die Freiburger in einem Playoff-Final. Viermal scheiterten sie und haben seit ihrer letzten Finalteilnahme 2013 nur noch zwei Playoff-Serien gewonnen. «Ich bin sicher, dass wir nun reifer sind.»

Eines der letzten Stücke im Meisterpuzzle soll Christoph Bertschy sein. Als Junior zum SCB gewechselt, kehrte der Stürmer nach zuletzt vier Saisons bei Lausanne mit einem 7-Jahres-Vertrag zurück. «Mein Herzensclub», sagt der 28-Jährige. «Ich sah die Ambitionen, das Stadion, die Entwicklung. Aus denselben Gründen habe ich mich damals für Lausanne entschieden. Doch es war schon immer mein Traum, mit Fribourg in der höchsten Liga zu spielen.»
Bertschy zeigt sich ob der steilen Tribünen begeistert. «Man hat das Gefühl, die Fans würden einem auf dem Nacken sitzen.» Das Eigengewächs steht auch diese Woche auf dem Eis, wenn das Nationalteam anlässlich der Swiss Ice Hockey Games gegen Schweden, Tschechien und Weltmeister Finnland antritt. Freiburg erhielt im Duell um die Austragung den Zuschlag.
Freiburg schlug Lausanne
«Einerseits wollten wir die Westschweiz miteinbeziehen, andererseits geht es mit Blick auf die Heim-WM darum, Erfahrungen zu sammeln, die Infrastruktur zu testen und uns zu präsentieren», sagt Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel. 2026 wird Freiburg neben der Zürcher Swiss-Life-Arena Zweitspielort der WM sein. Dass Lausanne, das gemeinsam mit Zürich die dann abgesagte WM 2020 hätte durchführen sollen, zwar in die engere Auswahl kam, letztlich aber doch nicht berücksichtigt wurde, schlug in der Romandie hohe Wellen.
Ausschlag gaben nicht zuletzt die Platzverhältnisse. In Lausanne wurde unlängst als Teil der Vaudoise aréna das mit 45’000 Kubikmetern grösste Hallenbad der Schweiz eröffnet. Es wären ums Stadion herum Zusatzbauten notwendig geworden, die hohe Kosten verursacht hätten. In Freiburg hingegen können auch die Räumlichkeiten des angrenzenden Basketballteams genutzt werden. Zudem ist die FKB-Arena von Fussballplätzen umgeben. Es bleibt somit auch für ein Fandorf genügend Platz. Dennoch stellt Weibel klar: «Lausanne bleibt für Länderspiele spannend.»
John Gobbi spricht derweil von einer grossen Ehre. Für den Club, aber auch die Region. Der ehemalige Verteidiger mit 939 NL-Partien steht Gottéron seit einem Jahr als CEO vor. Er sagt: «Wir sind sehr glücklich, dass wir vier der besten acht Mannschaften der Welt zu sehen bekommen, und wollen auch Leute erreichen, die nicht wegen Gottéron ins Stadion kommen.» Der Drache? Er soll nicht nur Freiburger sein.
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