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Tod von AFP-Reporter
Seit Kriegsbeginn an der Front – dann schlug die unpräzise Rakete ein

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine im Einsatz: AFP-Journalist Arman Soldin während einer Reportage über die ukrainischen Truppen im Donbas (30. April 2022). 
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Arman Soldin war Teil eines fünfköpfigen Teams von AFP-Reportern, das ukrainische Soldaten an der Front begleitete. Am Dienstag gerieten die Journalisten am Rande von Tschassiw Jar nahe der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut unter russischen Raketenbeschuss. Soldin wurde tödlich getroffen. Er habe sich noch auf den Boden geworfen, um sich zu schützen, berichtete ein Kollege. Der Rest des AFP-Teams konnte unverletzt entkommen.

Seit dem ersten Tag der russischen Invasion berichtete Soldin aus der Ukraine. Freiwillig hatte er sich dem ersten AFP-Reporterteam angeschlossen, das einen Tag nach Kriegsbeginn in das Land geschickt wurde. Seit September lebte er dauerhaft in der Ukraine, koordinierte die Arbeit der Videojournalisten und reiste selbst regelmässig an die Front im Osten und Süden der Ukraine.

Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen eröffnet

In Frankreich wurde am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren wegen Kriegsverbrechen eingeleitet. Wie die nationale Anti-Terror-Staatsanwaltschaft mitteilte, führt das Zentralbüro der Polizei zur Bekämpfung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Hassverbrechen die Ermittlungen. Es soll die genauen Umstände von Soldins Tod klären. Aus Ermittlungskreisen verlautete, ein Team solle sich den Tatort in der Ukraine ansehen.

Videoreportage auf einem Panzer: Soldin (Mitte) bei der Produktion eines Berichtes über die ukrainischen Truppen in der Donbasregion (29. April 2022)  

Am Mittwoch wurde des Journalisten im französischen Senat mit einer Schweigeminute gedacht. «Er ist gefallen, weil er daran glaubte, dass die Pflicht zu informieren vor nichts zurückschrecken darf», sagte Frankreichs Premierministerin Elisabeth Borne. Am Donnerstag um 14.00 Uhr MEZ werden auch Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP weltweit eine Schweigeminute für Soldin abhalten.

«Arman war begeisterungsfähig, voller Energie, mutig. Er war ein richtiger Reporter, immer bereit aufzubrechen – auch an die schwierigsten Orte», sagte die Europa-Direktorin der AFP, Christine Buhagiar. «Seine brillante Arbeit fasst all das zusammen, was uns als AFP bei der Ukraine-Berichterstattung so stolz macht», würdigte AFP-Informationsdirektor Phil Chetwynd den verstorbenen Journalisten.

Soldin wurde von einer russischen Grad-Rakete getroffen: Ein Mehrfachraketenwerfer vom Typ BM-21 Grad feuert eine Rakete ab. Das System gilt als nicht sehr zielgenau. 

Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb nach dem Bekanntwerden von Soldins Tod im Kurzbotschaftendienst Twitter: «Mutig war er seit den ersten Stunden des Konflikts an der Front, um die Fakten zu recherchieren, um uns zu informieren.»

Auch Kiew und Moskau nahmen zu Soldins Tod Stellung

Wenig später äusserte sich auch das ukrainische Verteidigungsministerium auf der Plattform und sprach Soldins Familie und den Kollegen sein «aufrichtiges Beileid» aus. «Er hat sein Leben dafür geopfert, der Welt die Wahrheit zu berichten.»

Der Kreml drückte am Mittwoch sein Bedauern über den Tod des AFP-Journalisten aus und forderte eine Untersuchung der Todesumstände. «Wir müssen die Umstände des Todes des Journalisten verstehen», erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. Die Behauptungen der Ukraine, dass Russland für den Tod verantwortlich sei, dürften «nicht für bare Münze» genommen werden.

Auch in London wird Soldin gedacht: Ein Foto des Journalisten und Blumen liegen in der ukrainisch-katholischen Kathedrale in der englischen Hauptstadt (10. Mai 2023). 

Die NGO Reporter ohne Grenzen (RSF) forderte eine «gründliche» und «sorgfältige» Untersuchung seines Todes sowohl durch die französischen, als auch durch die ukrainischen Behörden.

Soldin arbeitete seit 2015 als Journalist für die AFP, zunächst als Praktikant im Büro in Rom, später wechselte er nach London. Er sprach fliessend Englisch, Französisch und Italienisch. Geboren in Sarajewo, besass Soldin auch die französische Staatsbürgerschaft.

Mit seinem Tod steigt die Zahl der Journalisten sowie Helfern und Fahrern von Medienteams, die laut Journalisten-Organisationen in der Ukraine seit Beginn des Krieges getötet wurden, auf mindestens elf. Zwei weitere französische Journalisten, Pierre Zakrzewski und Frederic Leclerc-Imhoff, wurden getötet, als sie über den Konflikt berichteten.

AFP/sme