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Bericht zum Flughafen
Zahl der Lärm-Betroffenen nur noch knapp unter Grenzwert

Themenbild Swiss. 
14.11.2023
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)
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Die Schweiz fliegt wieder. Corona? Scheint lange her. Der Flugverkehr wächst so rasant, dass der Flughafen Zürich selbst die optimistischsten Szenarien übertreffen könnte.

Die Entwicklung zeigt sich auch im neuesten Flughafenbericht, den Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) am Donnerstag vorgestellt hat. «Die Reiselust ist unerwartet schnell, ja schlagartig zurückgekehrt», sagte Walker Späh.

Zwar lag die Zahl der Flugbewegungen mit gut 216’000 Starts und Landungen letztes Jahr noch rund 20 Prozent unter dem Höchstwert von 2018. Allerdings: In den Pandemiejahren 2020 und 2021 gab es gerade mal gut 111’000 respektive 132’000 Flugbewegungen.

Entsprechend erfreulich ist aus Sicht des Flughafens und des Regierungsrats als Eigentümerin die wirtschaftliche Entwicklung. Nach zwei Verlustjahren schrieb der Flughafen 2022 wieder über 200 Millionen Franken Gewinn.

Nur noch knapp unter dem Richtwert

Die neue Reiselust schlägt sich auch im Zürcher Fluglärmindex ZFI nieder. Dieser berechnet die Zahl der stark fluglärmbelasteten Personen. Demnach litten letztes Jahr fast 26’600 Anwohnerinnen und Anwohner tagsüber unter zu viel Lärm. Stark im Schlaf gestört wurden knapp 17’000 Menschen. Die Gesamtzahl der stark lärmbelasteten Personen liegt damit nur noch rund 3600 unter dem Richtwert von 47’000.

In den Jahren vor der Pandemie war der ZFI mit unrühmlicher Regelmässigkeit überschritten worden. Zwischen 2010 und 2019 lag der Wert kein einziges Mal unter dem Richtwert.

Dafür machten Flughafen und Volkswirtschaftsdirektion hauptsächlich zwei Gründe verantwortlich. Zum einen wächst die Bevölkerung. Zum anderen stieg die Zahl der Flüge nach 22 Uhr massiv an, von knapp 9000 im Jahr 2009 auf über 13’000 im Jahr 2018.

In den Corona-Jahren brach auch die Zahl der Nachtflüge ein. Aber schon letztes Jahr gab es aber wieder etwas über 10’000 Starts und Landungen nach 22 Uhr. Fast ein Viertel davon fand nach 23 Uhr statt.

Schon fast wieder so viele Flüge wie vor Corona

Die Frage angesichts dieser Entwicklung ist: Wie lange bleibt der ZFI noch im grünen Bereich? Walker Späh mochte vor den Medien keine Prognose abgeben.

Einen Anhaltspunkt gibt die Entwicklung der Flugbewegungen. Im Jahr 2009 – dem letzten Vor-Corona-Jahr, in welchem der ZFI unterschritten wurde – wurden gut 262’000 Starts und Landungen verzeichnet.

Diese Zahl könnte rasch wieder erreicht werden. Das zeigen Szenarien, die auf den Wachstumsprognosen von Eurocontrol beruhen, der europäischen Koordinationsstelle der Flugsicherungen. Gemäss dem Szenario «hoch» werden schon im Jahr 2025 mehr Bewegungen als im Jahr 2009 erwartet, gemäss dem Szenario «basic» zwei Jahre später.

Insgesamt geht Eurocontrol zwar aufgrund der Inflation von einem deutlich verlangsamten Wachstum aus – im Szenario «tief» würden die Werte von vor der Pandemie nicht mehr erreicht, es käme sogar zu einem ganz leichten Rückgang der Starts und Landungen.

Die tatsächlichen Zahlen zeigen indes einen deutlichen Trend zum Szenario «hoch», ja, dieses könnte sogar übertroffen werden: Im laufenden Jahr zählte der Flughafen bis Ende Oktober bereits rund 210’000 Bewegungen, wie die Medienstelle auf Anfrage mitteilte. Während das erste Halbjahr noch zögerlich anlief, liegen die Bewegungszahlen seit dem Sommer nur noch wenige Prozent unter jenen von 2019.

Walker Späh zeigte sich dennoch optimistisch, was den Fluglärmindex angeht: «Die Flottenerneuerung schreitet voran. Und sie ist der wichtigste Hebel für weniger Lärm, aber auch für weniger CO2.» Inzwischen erfolgt mehr als jeder dritte Flug mit Triebwerken der neuesten Generation, 2018 war es erst jeder zehnte. Zudem investiere der Flughafen viel in passiven Schallschutz, etwa mittels entsprechender Fenster in stark lärmbelasteten Wohnhäusern.

Deshalb werde der ZFI langfristig sinken, so Walker Späh. Ab 2030 werde er eingehalten.

«Betrieb muss stabiler werden»

Walker Späh nutzte die Gelegenheit, um für die geplante Pistenverlängerung zu werben, über welche die Zürcherinnen und Zürcher am 3. März 2024 abstimmen. Sie hatte Alex Bristol, CEO der Flugsicherung Skyguide, und Oliver Buchhofer, Pilot und Head of Operations der Swiss, als Referenten eingeladen.

Kein Flughafen sei so kompliziert und wetteranfällig wie Zürich, sagte Buchhofer. Um pünktliche Flüge zu ermöglichen, müsse der Betrieb stabiler und effizienter werden.

Das Problem laut Bristol: 70 Prozent des Betriebs erfolgt auf sich kreuzenden Pisten: «Das verringert die Sicherheitsmarge und verursacht Verspätungen.» Würde die Piste 28 nach Westen und die Piste 32 nach Norden verlängert, wäre der Betrieb hingegen grösstenteils kreuzungsfrei: «Und im Flugverkehr gilt: Je einfacher, desto sicherer.»