Nur noch Schutt und AscheBrand zerstört «die letzten günstigen Wohnungen» von Thalwil
In der Nacht auf Mittwoch ist ein Mehrfamilienhaus durch ein Feuer zerstört worden. Ein Bewohner verlor fast sein ganzes Hab und Gut.
Zwischen Absperrband und Hausfassade türmen sich Berge von Schutt und Asche. Dachziegel, Matratzen, Kleider und Teigwarenpackungen – ein ganzer Hausrat liegt da. Es ist ein trauriger Anblick, der sich am Mittwochmittag an der Breitelistrasse 27 in Thalwil präsentiert.
Mehr als zwölf Stunden zuvor, um 23.15 Uhr, war das Mehrfamilienhaus in Brand geraten. Meterhohe Flammen schossen in den Nachthimmel. «Es war fürchterlich», erzählt eine Anwohnerin. Immer wieder habe es laut geknallt. Die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner – darunter auch Familien – konnten laut der Kantonspolizei alle in Sicherheit gebracht werden. Verletzt wurde niemand. Wie es zu dem Brand kam, ist noch unklar.
Das Gebäude mit seinen fünf Wohnungen ist Teil der ehemaligen Arbeitersiedlung Breiteli. In den 1920er-Jahren wurde diese gebaut und gehört der Gemeinde. Das Haus ist mit zwei weiteren Mehrfamilienhäusern in einer Reihe verbunden. Jene beiden Häuser blieben weitgehend unversehrt und sind noch bewohnbar.
Auch das Portemonnaie ist weg
Doch dort, wo es gebrannt hat, ist nun alles zerstört. Vor allem von der Dachwohnung ist fast nichts mehr zu sehen. «Nicht einmal mein Portemonnaie konnte ich retten», erzählt der 77-Jährige, der im Dachstock zu Hause war. Nun steht er auf dem Parkplatz hinter dem Haus, stützt sich auf Krücken ab und blickt empor. «Ein Nachbar hat mich dort oben rausgeholt und runterbegleitet.»
Er wirkt gefasst, nimmt die Situation, wie sie ist. «Was bleibt mir anderes übrig?», sagt er und lächelt. Die Gemeinde Thalwil wird ihm nun woanders im Dorf eine möblierte Notwohnung bieten.
«Ausgerechnet dieses Haus»
Während er dies erzählt, ist die Feuerwehr Thalwil-Oberrieden noch mit den letzten Arbeiten beschäftigt. Eine grosse Regenblache wird über das Dach gezogen. Derweil kommen Quartierbewohnerinnen und -bewohner vorbei und schiessen Handyfotos von der Brandruine. «Es ist tragisch, dass es ausgerechnet dieses Haus getroffen hat», sagt ein Mann. «Hier im Breiteli hat es die letzten günstigen Wohnungen von Thalwil.»
In der Tat gibt es im alten Teil der Siedlung zum Beispiel noch 4-Zimmer-Wohnungen, die rund 1000 Franken pro Monat kosten. Einige verwendet die Gemeinde auch als Sozialwohnungen. Die fünf vom Brand betroffenen Wohnungen werden allerdings bis auf weiteres nicht ersetzt. «Eine Sanierung ergibt bei diesem Ausmass der Zerstörung keinen Sinn», sagt Thalwils Sicherheits- und Gesellschaftsvorsteher Davide Loss (SP).
Neue preisgünstige Wohnungen
Schon lange hat die Gemeinde vor, die jahrzehntealten Wohnhäuser im Breiteli durch Neubauten zu ersetzen. Was im südlichen Teil der Siedlung bereits 2021 geschehen ist, soll in den kommenden Jahren auch im nördlichen Teil passieren. Der Brand habe keinen Einfluss auf das Vorgehen in diesem Überbauungsprojekt, sagt Loss.
Ende November wird die Gemeinde ein Siegerprojekt aus den Vorschlägen verschiedener Architekturteams auswählen. Auch Thalwils Stimmberechtigte werden im Laufe der nächsten Jahre mindestens einmal über das Projekt entscheiden können. Gebaut würde erst circa im Jahr 2025. Klar ist: Auch in den künftigen Häusern soll es laut der Gemeinde möglichst viele preisgünstige Wohnungen geben.
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