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Ferien für 90’000 Franken im Monat
Er holt die Reichsten der Reichen an den Zürichsee

Peter Zombori mit seiner Firma "Premium Switzerland" chartert fuer Wohlhabende Kunden leerstehend Villen am Zuerichsee oder laesst für einen Scheich auch mal eine Intensivabteilung im Spital raeumen.
Peter Zombori in einer Villa am Zuerichsee.

Foto: Michael Trost / Tamedia AG.

Am Zürichsee stehen mindestens ein halbes Dutzend pompös eingerichtete Villen, in denen niemand lebt. Sie gehören meist wohlhabenden Unternehmern, die mehrere Häuser im In- und Ausland besitzen und nicht alle gleichzeitig bewohnen können.

Diese ungenutzten Zweitvillen sind das Business von Peter Zombori. Der Rüeschliker ist eine Art Zwischenhändler. Er vermietet die Bauten für ein paar Zehntausend Franken pro Woche an wohlhabende Touristen. Quasi ein Airbnb für Superreiche.

Vor 20 Jahren hat Peter Zombori die Firma Premium Switzerland gegründet. Heute beschäftigt er 14 Mitarbeitende, die den Aufenthalt der Luxustouristen in der Schweiz organisieren – samt Butler, Fahrer und Gärtner. Oft sind die Aufenthalte verbunden mit einem Schulcamp für die Kinder oder einer medizinischen Behandlung in einer Klinik.

Es ist ein Geschäft, das Einblick in eine Gesellschaft weitab der Normalverdienenden gibt. Der 52-Jährige kennt das Leben hinter den hohen Hecken und dicken Mauern, auch wenn er es selber nicht führt. Er kennt die Allüren der Weltstars und die unmoralische Seite des Geldes.

Ein Netzwerk der Concierges

Während Peter Zombori durch die weiten, weissen Flure einer solchen Zweitvilla am Zürichsee schreitet, wirkt er etwas nervös. Zwei Arbeiter verlegen gerade einen neuen Boden im weiträumigen Wohnzimmer. «Eigentlich ist die Villa im Moment an eine Kundin vermietet», erklärt er. Diese sei kürzlich jedoch unverhofft abgereist. Den Preis – 90’000 Franken im Monat – zahlt sie weiter. «Sie könnte also jederzeit zurückkommen, dann muss alles aufgeräumt sein.»

Die Villa gehört einem Schweizer Unternehmer – wem genau, will er lieber nicht sagen. Es sei etwas verpönt, wenn sich im Kreis der Reichen herumspreche, dass jemand seine Villa an Touristen untervermiete.

Villen, Chalets, Penthouses und Suiten überall in der Schweiz hat Premium Switzerland im Angebot.

Dennoch steigen viele Immobilienbesitzer in Zomboris Geschäft ein. Etwa 80 Villen, Suiten und Penthouses sind zurzeit landesweit in seinem Portefeuille. Wie findet der Unternehmer heraus, welche Villa gerade ungenutzt ist? «Es ist nicht so, dass ich die Telefonnummern von allen reichen Leuten hätte.» Aber er hat etwas anderes: ein Netzwerk aus Bediensteten und Concierges.

Mit vielen Angestellten von wohlhabenden Schweizerinnen und Schweizern hat sein Team früher schon mal zusammengearbeitet. «Die hören, wenn jemand eine neue Villa hat, und wir kontaktieren dann die Inhaber.» Weil auch Reiche ein Interesse an einem Nebenverdienst hätten, müsse Zombori meist nicht viel Überzeugungsarbeit leisten.

300’000 für die Suiten

Die vermögenden Touristen geben ihr Geld auch im grossen Stil aus. Seit Juni sei eine Familie aus dem arabischen Raum in mehreren Suiten in Zürich eingemietet (um diskret zu bleiben, spricht Zombori nie von konkreten Ländern, sondern nur von Regionen), die bezahle 300’000 pro Monat allein für die Unterkünfte. Bei diesen Summen muss alles stimmen.

Zombori und sein Team können sich nicht allein um sämtliche Anliegen kümmern. In den Hochburgen des Jetset-Lebens wie St. Moritz, Klosters oder Verbier arbeitet seine Firma mit externen Concierges zusammen, die sich bei Problemen einschalten. Manchmal muss der Chef aber persönlich vorbei.

Die Cleaning Lady im Wandschrank

«Ich bin oft in Situationen, da denke ich: Alter, das kann doch gar nicht sein.» So zum Beispiel an einem Weihnachtsabend vor einigen Jahren. Auf Peter Zomboris Handy traf eine Nachricht ein: «Bin im Wandschrank eingesperrt, rufe jetzt die Polizei.»

Sie stammte von einer Frau, die mit dem Reinigen eines riesigen Chalets in St. Moritz beauftragt wurde. Zombori hatte das Haus an eine «osteuropäische Familie» vermietet. Der Mann der Familie hat offenbar mit der Angestellten geflirtet. Das hat die Frau des Hauses mitbekommen und die Bodyguards angewiesen, sie loszuwerden. «Und was machen die osteuropäischen Bodyguards? Sie sperren die Cleaning Lady im Wandschrank ein.»

Peter Zombori mit seiner Firma "Premium Switzerland" chartert fuer Wohlhabende Kunden leerstehend Villen am Zuerichsee oder laesst für einen Scheich auch mal eine Intensivabteilung im Spital raeumen.
Peter Zombori im Interview.

Foto: Michael Trost / Tamedia AG.

Dass diese nun die Polizei alarmieren wollte, war für Zombori der Worst Case. «Ich hab ihr gesagt, ‹bleib jetzt mal easy›, und bin in den Zug nach St. Moritz gestiegen.» Er konnte die Frau aus dem Schrank befreien, der Weihnachtsabend aber war gelaufen.

Er könne Hunderte solcher obskuren Geschichten erzählen. Dass es nie langweilig werde, sei «The Beauty of the Business» – das Schöne am Geschäft.

Ein Weltstar mit besonderen Wünschen

Seine Kunden sind oft Familien aus dem arabischen Raum respektive den Golfstaaten, manchmal hat er auch mit einem Ministerpräsidenten oder einem Weltstar zu tun. Gerade Letztere seien nicht immer einfach.

«Dass jemand eine genaue Anzahl Vitalwasser und von kleinen wie grossen Handtüchern im Badezimmer will, kommt öfter vor.» Einmal sei jedoch eine «berühmte amerikanische Sängerin» zu Gast gewesen, die keine externen Lichtquellen aus anderen Zimmern ertragen habe. Zombori musste also sämtliche Leuchten abkleben und sichergehen, dass kein Licht in einen anderen Raum scheint. «Wir hatten eine lange Liste mit solchen Anforderungen und seitenlange Verträge. Das kann dann schon sehr ermüdend sein.»

Trotzdem habe er die Erfahrung gemacht, dass die meisten reichen Menschen ziemlich unkompliziert seien. «Wir haben auch Kunden, die sind unglaublich dankbar und laden mich zu mehrtägigen Feiern ein, wenn ich mal in deren Heimat bin.»

Corona – eine unmoralische Zeit

Besonders im Bereich des Medizintourismus hat sich die Firma Premium Switzerland einen Namen gemacht. Ein Bereich, der auch schon in der Kritik stand. Ausländischen Patienten würden die einheimischen verdrängen, so lautete die Befürchtung. Eine Studie der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften gab 2018 Entwarnung. In den meisten Bereichen bestehe keine Gefahr, dass Schweizer von Touristen verdrängt würden. Knapp sei der Platz einzig auf den Intensivstationen.

Ein Thema, das während der Corona-Pandemie besonders akut war. «Wir hatten Anfragen, ob wir für Millionensummen Intensivbetten garantieren können», erinnert sich Zombori. Ein Auftrag, den er auch aus moralischen Gründen abgelehnt habe.

Wir hatten während Corona ein so krasses Business, das war total schräg.

Peter Zombori, Gründer von Premium Switzerland

Während Corona stand der Schweizer Tourismus in weiten Teilen zwei Jahre lang still, viele Betriebe haben gelitten, gingen in Konkurs. Und im Hochluxussegment? «Wir hatten ein so krasses Business, das war total schräg», sagt Zombori.

Zwar hätten beim Ausbruch der Pandemie keine Kunden einreisen können, jene, die in der Schweiz gewesen seien, aber auch nicht ausreisen. «Mehrere Ultraluxuskunden mieteten damals monatelang riesige Villen in der Schweiz. Sie waren da, und das Geschäft lief ohne grossen Aufwand.»

Ein Sportlehrer mischt den Tourismus auf

Eigentlich ist Peter Zombori Sportlehrer. Über einen Bekannten hatte es ihn einst für sieben Jahre in die Sales- und Marketingabteilung von Nike verschlagen. Danach ging der gebürtige Deutsche in der Schweiz in ein Sabbatical. Dort kam ihm seine neue Geschäftsidee bei einer Liftfahrt.

Zwischen ein paar Stockwerken beklagte sich ein Banker, dass er die Hüft-OP samt einer Unterkunft für die Mutter eines Kunden organisieren müsse. Zombori fand heraus, dass solche Wünsche keine Einzelfälle sind. Also lief er die Zürcher Bahnhofstrasse ab und sprach ein paar Leute an, die er kannte. «Viele waren Banker, und zu denen hab ich gesagt: He, wenn ein Kunde von dir eine Mutter hat, die eine Hüft-OP braucht, dann melde dich bei mir.»

Erfahrung in Tourismus und Hotellerie hatte er keine – und da will er gleich in der obersten Luxusklasse einsteigen? «Die Leute waren schon sehr skeptisch, das hatte ich unterschätzt.» Irgendwann durfte er für einen ersten Kunden einen Aufenthalt in Zermatt organisieren. «Wenn du den Job gut machst, spricht sich das schnell herum.» Der Bruder empfehle es der Schwester und die ihrer Freundin. «Wenn du es nicht versemmelst, steigt die Nachfrage schnell.»

Peter Zombori mit seiner Firma "Premium Switzerland" chartert fuer Wohlhabende Kunden leerstehend Villen am Zuerichsee oder laesst für einen Scheich auch mal eine Intensivabteilung im Spital raeumen.
Peter Zombori in einer Villa am Zuerichsee.

Foto: Michael Trost / Tamedia AG.

Heute – 20 Jahre später – verdient Zombori «kein schlechtes Geld», wie er selber sagt. Es sei etwa vergleichbar mit dem Lohn eines Arztes an der Uniklinik – was er selber als ziemlich viel empfindet. «Eine Villa könnte ich mir aber sicher nicht leisten.» Will er das denn? «Nee, dieses Leben wäre mir viel zu kompliziert.»

Seine Ruhe findet der Familienvater beim Skateboardfahren. Das macht er drei bis viermal die Woche. «Das Skaten ist diametral zum Beruf – das ist Beton, Boden, Dreck. Und das hier ist Marmor, Luxus und Tamtam. Privat bevorzuge ich Ersteres.»