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Fehlkauf in Italien kostet Julius Bär knapp 100 Millionen Franken

Die Übernahme des italienischen Vermögensverwalters Kairos entpuppt sich als teurer Flop, der dem neuen Bär-Chef Philipp Rickenbacher seinen Start vermiest. Foto: PD
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Am Anfang übte sich das Management in Optimismus: «Wir sind überzeugt, dass wir bei unseren ambitionierten Plänen im italienischen Private-Banking-Sektor von Kairos' Know-how und Reputation profitieren können», erklärte der damalige Bankchef Boris Collardi im Dezember 2012. Damals kündigte Julius Bär den Einstieg beim italienischen Vermögensverwalter Kairos an.

Heute Dienstag präsentierte sein Nach-Nachfolger, Philipp Rickenbacher, den Aktionären die Quittung für die geplatzten Wachstumsträume: Knapp 100 Millionen Franken schreibt Julius Bär auf den Wert von Kairos ab.

Es droht ein neuer Abschreiber

Und das muss nicht das letzte Wort gewesen sein. Denn Kairos hat binnen eines Jahres fast 30 Prozent der Kundengelder verloren. Ende Oktober verwaltete die italienische Tochter noch 8,4 Milliarden Franken. Sie ist damit wieder auf den Stand von Ende 2015 angelangt.

Sollten die Geldabflüsse nicht gestoppt werden, könnte ein neuer Abschreiber fällig werden. Selbst nach der Wertberichtigung hat Bär immer noch 217 Millionen Franken sogenannten Goodwill in der Bilanz – also immaterielle Vermögenswerte, die abgeschrieben werden müssen, sollte das Wachstum nicht mit den Erwartungen Schritt halten. Insgesamt bezahlte Bär in mehreren Schritten 480 Millionen Franken für Kairos.

Ein teurer Flop

Die Übernahme entpuppt sich nun als teurer Flop, der dem neuen Bär-Chef Philipp Rickenbacher seinen Start vermiest. Rickenbacher hatte Anfang September die Führung der Privatbank übernommen. Kaum im Amt, muss er nicht nur eine Wertkorrektur auf Kairos verbuchen. Die Abflüsse bei der italienischen Problemtochter führen auch dazu, dass der neue Bankchef das Wachstumsziel für dieses Jahr zurücknehmen muss.

Denn aufgrund der Abflüsse bei Kairos schrumpfte das Neugeldwachstum im Gesamtkonzern in den ersten zehn Monaten auf gerade einmal 3 Prozent. Julius Bär will im Gesamtjahr jedoch ein Wachstum von 4 bis 6 Prozent erreichen. «Es ist unwahrscheinlich, dass die Gruppe dieses Jahr ihr mittelfristiges Ziel erreicht», schreibt die Bank nun in der Medienmitteilung.

Management trägt Mitschuld

An der Malaise bei Kairos ist die Bär-Führung zum Teil selbst schuld. Denn monatelang stand die Problemtochter offiziell wieder zum Verkauf. «Das schuf Unsicherheit, weshalb es zu Personalabgängen und damit grossen Abflüssen kam», sagt Andreas Venditti, Bankenanalyst bei der Bank Vontobel.

«Im Rückblick betrachtet, war der Kairos-Kauf keine gute Idee.»

Andreas Venditti, Bankenanalyst Vontobel

Erst im August entschloss sich die Bär-Führung, die italienische Tochter dann doch zu behalten. Offenbar wollte sie niemand kaufen. Ein neues Management und eine engere Zusammenarbeit mit dem Mutterhaus sollen nun die Wende bringen. Auslöser der Probleme bei Kairos war indes, dass die Fonds der Julius-Bär-Tochter im vergangenen Jahr unter einer sehr schlechten Wertentwicklung litten. Gerade professionelle Anleger kehrten Kairos daraufhin enttäuscht den Rücken.

Aktienrückkauf hebt Laune

Um die Aktionäre von Julius Bär trotz der Probleme in Italien bei Laune zu halten, startete die Bank ein Aktienrückkaufprogramm im Gesamtwert von 400 Millionen Franken. Das kam an der Börse gut an.

«Im Rückblick betrachtet, war der Kairos-Kauf keine gute Idee», urteilt Analyst Venditti. «Kairos betreut primär institutionelle Kunden und weniger reiche Privatkunden, was nicht wirklich zur Strategie von Julius Bär passt. Kairos ist aber mittlerweile so klein, dass die Tochter für den Konzern insgesamt nur noch begrenztes Schadenspotenzial hat.»