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Vakante Position besetzt
Nach fünf Minuten hatte Canepa den neuen Sportchef

Der neue FCZ Sportchef Milos Malenovic, links, sowie FC Zuerich Praesident Ancillo Canep sprechen an einer Medienkonferenz im ãHome of FCÒ in der Sportanlage Herrenschuerli, aufgenommen am Montag, 2. Oktober 2023 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
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Etwas ist Ancillo Canepa dann doch noch ein Anliegen. Darum schiebt er es nach, nachdem er recht ausführlich berichtet hat, wieso Milos Malenovic nun neben ihm sitzt und ab sofort der Sportchef des FC Zürich ist: «Ich kann nur wiederholen: Ein Verkauf des FCZ steht nicht zur Diskussion. Punkt.»

Er sagt es, weil er in letzter Zeit wiederholt gefragt worden ist, ob Malenovic denn der neue Investor sei. Darum ein zweiter Zusatz: «Solange Heliane und ich das Gefühl haben, etwas bewirken zu können, und solange wir fit und gesund sind, bleiben wir.»

Malenovic also verlässt die grosse Bühne des international tätigen Spielerberaters und bezieht seinen neuen Arbeitsplatz in Schwamendingen, Super League statt Premier League heisst das für ihn. Ohne Umschweife sagt er: «Finanziell, da muss ich keine Märchen erzählen, ist das hier eine andere Geschichte.» Da kommt ganz gut, dass er über die Jahre offenbar gute Geschäfte getätigt und sich «ein Pölsterli» zugelegt hat, wie er es selbst nennt.

Dass er jetzt diesen Schritt macht, mag erstaunen. Er ist erst 38 und damit sicher nicht im Alter, in dem er schon verbraucht sein könnte. Aber er sagt: «Ich wollte schon immer einmal in einem Club Verantwortung tragen und gemeinsam etwas entwickeln.» Er redet später vom Traum und Wunsch und der Ehre, Sportchef zu sein. Canepa durchdringt mit zufriedenem Blick die fast schon dampfende Wärme im Medienraum des Home of FCZ.

«Unser Wunschkandidat»

Es liegt in der Natur der Sache, dass der Präsident den Sportchef lobt und der Sportchef sich beim Präsidenten (und dessen Frau Heliane, die bei dieser Vorstellung im Hintergrund die Stellung hält) für die professionellen, transparenten Gespräche bedankt. Beide hinterlassen den Eindruck, als hätten sich zwei gefunden, die irgendwie schon immer zusammen gewollt hätten.

Als Marinko Jurendic diesen Sommer das Angebot aus Augsburg erhielt und klarmachte, dass er in die Bundesliga wechseln möchte, schauten sich Canepa und seine Frau fünf Minuten lang an. Am Ende des tiefen Blicks kam die Erleuchtung: «Milos ist unser Wunschkandidat.»

Canepa rief Malenovic an, den er seit Jahren gerade von Vertragsverhandlungen her kennt. Malenovic betreute über seine Agentur Soccer Mondial diverse Spieler, die beim FCZ unter Vertrag stehen, wie Antonio Marchesano und Mirlind Kryeziu. Als er die Anfrage von Canepa bekam, ob er während dreier Monate als externer Berater dem Club helfen möchte, die Strukturen zu durchleuchten, brauchte er keine Sekunde zu überlegen: Ja, die Aufgabe reizte ihn.

Ein Spielerberater, der einen Club berät und einen intimen Einblick in die Geschäfte und Abläufe bekommt, ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Die Vorbehalte gegen diese Wahl wischte Canepa immer weg und verwies darauf, wie wichtig ihm Kompetenz, Erfahrung und Loyalität seien. Und das alles bringe Malenovic mit.

Und auf einmal ruft Heliane Canepa in den Raum: «Gehts noch! Wir haben keinen Rollator!»

Im Rückblick könnten die drei Monate entweder als verkappte Probezeit oder als Schnupperlehre bezeichnet werden. Canepa will nichts von einer Probezeit wissen, Malenovic wiederum will betont haben, dass er Erfahrungen habe mit solchen Mandaten. Bald einmal spürten beide, dass sie wirklich zusammenpassen. Canepa redet von einem «iterativen Prozess» und entschuldigt sich, als er in grosse Journalistenaugen blickt: «Das ist ein Wort aus der Mathematik, sorry.» Am Ende geht es einfach darum, dass es eben bei beiden «Klick» machte.

Der Vertrag für Malenovic ist langfristig angelegt, Canepa weiss nicht einmal, für wie viele Jahre. Einfach solange er im Amt sei?, fragt ein Journalist. Heliane Canepa ruft dazwischen: «Gehts noch! Wir haben keinen Rollator!» Später, nach wiederholter Nachfrage, redet sie auch von Altersdiskriminierung. Sie ist im Frühjahr 75 Jahre alt geworden, Ancillo 70.

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Malenovic soll künftig dem FCZ sportlich und wirtschaftlich weiterhelfen. Sportlich, indem er die Ausbildung und Integration von Nachwuchsspielern in die 1. Mannschaft vorantreibt. Wirtschaftlich, indem er mit seinem «Know-how und Netzwerk» für eine Optimierung im Transferbereich sorgt.

Der neue Sportchef will Prozesse analysieren, die Mitarbeiter kennen lernen und ein Gefühl für sie bekommen. So sagt er das. Grosse Versprechen tönen anders. Malenovic wirkt ohnehin nicht wie ein Lautsprecher, sondern sehr kontrolliert. Er redet nicht mit den Händen, die liegen die ganze Zeit gefaltet vor ihm auf dem Tisch. Nur ab und zu huscht ein feines Lächeln über sein Gesicht. Das ist wenig für einen Mann, der sich auf die Emotionen freut, die das Arbeiten in einem Club automatisch mit sich bringt. Einmal sagt er: «Fussball ist ein emotionaler Sport, aber ein kühler Kopf ist gut, um zu analysieren.»

Malenovics Rolle bei GC

In Belgrad ist er geboren, in Zürich wächst er auf. Beim FCZ startet er in der Academy bei den Kleinsten, den «Pampers». Canepa ist der Hinweis darauf wichtig, dass sein neuer leitender Angestellter eine FCZ-DNA hat. Der Neue hat aber auch eine Vergangenheit bei den Grasshoppers. Mit ihnen gibt er im Mai 2004 sein Debüt in der Super League, bei einem 1:2 in Neuenburg. Alain Geiger verhilft ihm als Trainer dazu.

Veroljub Salatic heisst einer der Mitspieler jener Zeit. Salatic wird zu einem engen Weggefährten in seinem Wirken als Spielerberater. Bis es so weit ist, spielt Malenovic noch für Wohlen, St. Gallen und Xamax, bevor er 2008, nach insgesamt 22 Teileinsätzen in der Super League, in die Niederlande geht und sich bei den Kleinclubs Almere, Emmen und Veendam versucht. Mit 26 endet die Laufbahn, eine falsche medizinische Diagnose nach einer Verletzung am Syndesmoseband zwingt ihn dazu. Das ist 2011.

Ein Jahr später ist er involviert, als Salatic aus Zypern zurück zu GC wechselt. Bald gründet er seine eigene Agentur und schafft es, auf dem Campus in Niederhasli ein- und auszugehen. Er erwirbt sich den Ruf, der Schatten-Sportchef zu sein und gerade junge Spieler mit der Hilfe von Salatic anwerben zu wollen. Die Unruhe ist gross bei GC (gut, wann ist sie das nicht?), Malenovic trägt als junger Berater seinen Teil dazu bei.

Nach ein paar Jahren löst sich GC von ihm. Malenovic dafür vergrössert sein Angebot an Spielern. Dusan Tadic ist sein internationales Aushängeschild, er betreut viele Spieler, die aus der Schweiz ins Ausland gewechselt haben, Steven Zuber, Mario Gavranovic oder Izet Hajrovic. Diesen Sommer begleitet er Zeki Amdouni bei seinem 18-Millionen-Franken-Wechsel von Basel nach Burnley.

Das niederländische Nachrichtenportal NRC.nl hat ihm diesen März eine ausführliche Reportage gewidmet. Es geht um seine Rolle, die er nach der Vermittlung von Alfred Schreuder als Trainer bei Ajax Amsterdam spielt, und um eine angeblich unangemessene Einflussnahme auf die Geschäfte des Clubs ab dem Sommer 2022. Der Text ist kritisch und erinnert an Malenovics Zeit bei GC.

Wie das Malenovic sieht? Gegenüber NRC.nl hat er sich nicht geäussert. An diesem Montag auf dem Heerenschürli geht er nicht weiter auf die diversen Mandate ein, die er als Berater schon gehabt hat. Die Frage, ob Ajax dazu gehöre, lächelt er weg.

Der clevere Branchenkenner

«Milos wird nur noch exklusiv für den FCZ tätig sein», sagt nun Canepa. Malenovics Firma Soccer Mondial ist in einer anderen Agentur aufgegangen, VPA Sports International. Er weist darauf hin, dass er an keiner Firma mehr beteiligt sei, die Fussballer berate.

Was ihm bleibt, sind die Verbindungen in die Welt der Vermittler, so wie sie David Degen geblieben sind, als er Präsident des FCB geworden ist. Malenovic sieht das als Vorteil: «Wenn ich als FCZ-Sportchef mit Beratern rede, weiss ich, wie sie ticken und was sie wollen.»

Malenovic übrigens lässt durchblicken, dass er sich nie als reinen Dealmaker gesehen hat. Er hat, sagt er, nie als «typischer Vermittler funktioniert», der Spieler unbedingt irgendwo unterbringen wolle. «Ich habe mir einen Ruf erarbeitet.» Unbestritten ist es der eines cleveren Branchenkenners, der klare Strukturen und Abläufe mag. Er ist auch kein Freund hektischer Hauruck-Übungen: «Heute wackeln Trainer schon nach zwei Niederlagen. Das finde ich schade.»

Beim FCZ kommt er an einen Ort, wo sich dieses Problem nicht stellt. Die Mannschaft ist nach neun Runden Leader, unbesiegter dazu. «Wir sind sehr stolz und zufrieden, wie sich die Mannschaft entwickelt hat», sagt er. Das Wir hält er für angemessen, weil er jetzt halt dazugehört. Und weil er das tut, will er sich sehr schnell mit Bo Henriksen zusammensetzen, um zu schauen, was sich ergibt. Der Vertrag des Trainers läuft Ende Saison aus. Canepa sieht den Faktor Zeit in dieser Frage nicht im Vordergrund.

«Nur weil wir 18 Punkte haben, bin ich nicht am Fliegen», sagt Canepa einmal noch. Worauf seine Frau umgehend korrigiert: «Es sind 19 Punkte.» Der Hinweis ist ihr wichtig, damit ihr Mann nicht falsch zitiert wird. So gross sind im Moment die Probleme beim FCZ.