AboInterview mit Karl Schlögel«Falls die Ukraine verliert, gibt es einen nächsten Krieg»
Russland führt Krieg in der Ukraine, weil es mit dem Kollaps des sowjetischen Imperiums nicht klarkommt, sagt Osteuropa-Historiker Karl Schlögel.
Seit einem Jahr führt Russland gegen die Ukraine Krieg. Ist ein Ende absehbar?
Das wird im Kampf entschieden. Ich kann nur sagen, dass man der Ukraine geben muss, was sie braucht, um die russische Armee zu schlagen. Seit einem Jahr macht das ukrainische Volk Unvorstellbares durch. Es muss in bombardierten Städten ohne Strom, ohne Heizung, ohne Wasser überleben – und das im Winter. Es gibt Fluchtbewegungen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Falls die Ukraine verliert, ist klar, dass es einen nächsten Krieg geben wird. Aber ich hoffe auf ein Wunder. Es könnte sein, dass die russische Armee brüchiger ist, als es aussieht, und dass die Destruktivität von Putins Regime auch in Russland selbst offenbar wird.