«Tierische Rasenmäher» wurden zu fettExperiment gescheitert – Juckerhof schickt seine Schafe zum Metzger
Sie sollten das Gras in den Plantagen fressen – und nicht das Obst. Doch der Verantwortliche bei der Juckerfarm gibt auf: Die Tiere wurden geschlachtet, zum Unmut von Anwohnern und Kunden.

Vor rund drei Jahren kamen zwölf Shropshire-Schafe auf den Juckerhof in Seegräben – nicht als Woll- und Fleischlieferanten, sondern als Mitarbeiterinnen. Die Idee: Statt in den Obstbauanlagen und auf den Wiesen Herbizid einzusetzen oder das Gras maschinell zu schneiden, sollten die Schafe als tierische Rasenmäher und Düngerstreuer den Hof einen Schritt hin zur regenerativen Landwirtschaft führen. Die Farm der Juckers ist bekannt als Spargel-, Kürbis- und Obstproduzent und ein beliebtes Ausflugsziel für Familien im Zürcher Oberland.
Das Experiment mit den Schafen ist gescheitert, wie «Züri Today» berichtet. Die Tiere sind gemäss Chefobstbauer Robert Portmann für den Job zu gross und zu gefrässig: «Eigentlich sind Shropshire-Schafe darauf ausgelegt, rasch Fleisch anzusetzen und dann eben bald gemetzget zu werden.» Weil die Tiere sehr viel junges saftiges Gras zu fressen gehabt hätten, seien sie übergewichtig geworden, was sich negativ auf ihre Gesundheit ausgewirkt habe. «Mit ihrer dicken Wolle sind sie hier und dort auch kaum mehr zwischen den Reben hindurchgekommen.»
Zudem hätten die Schafe erheblichen Frassschaden an den Apfelbäumen verursacht. «Bedeutend mehr, als es am Anfang den Anschein gemacht hatte.» Das sei nicht mehr tragbar gewesen, die Ernteausfälle seien einfach zu massiv.
Empörte Kommentarschreiber
Für die übergewichtigen Schafe ein neues Plätzchen zu finden, gestaltet sich schwierig, weshalb man sich entschied, die Tiere zu schlachten. Ein schlechtes Gewissen hat Chef und Mitgründer Martin Jucker deshalb nicht: «Hätten wir die Schafe für das Experiment damals nicht übernommen, wären sie schon längst im Himmel», sagt er zu «Züri Today». Auf dem Hof sei ihr Leben etwas verlängert worden.
In den Kommentaren auf der Website der Juckerfarm ist die Empörung über die Schlachtung aber deutlich zu spüren: «Es ist traurig und bedenklich, wie wenig Achtung ihr vor Leben habt und euch nicht organisiert und einen neuen Lebensplatz für die Schafe gesucht habt», schreibt ein Kommentator. «Uii nein, wie schrecklich!!! Wo bleibt denn da die Achtung vor Lebewesen??? So was darf einfach nicht geschehen», findet eine Kommentarschreiberin.
Im Frühling startet ein neuer Versuch
Ein weiterer Kommentator, mit Erfahrung im Weinbau empfiehlt, Ouessant-Schafe zur Landschaftspflege einzusetzen. Dabei handelt es sich um die kleinste europäische Rasse. Genau dies wollen die Verantwortlichen bei der Juckerfarm auch probieren. Nächstes Jahr im Frühling sollen neue Ouessant-Schäfchen den Juckerhof bevölkern. «Denn an sich spielen Schafe auf unserem Weg zur regenerativen Landwirtschaft eine wichtige Rolle», erklärt Robert Portmann im Blog der Juckerfarm. Dadurch, dass sie wesentlich kleiner seien, sei der zu erwartende Frassschaden gering. «Ich bin mir sicher, sie werden ihren Job gut erledigen.»

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