Die Pläne der FestivalsAb Juli gibts die ersten Konzerte
Das Covid-Zertifikat ermöglicht den Schweizer Festivalsommer. Und trotz Freude über die Lockerungen: Es gibt noch einige Fragezeichen.
Die Veranstalter grosser Musikevents freuen sich über die Lockerungen – doch sie kommen für die meisten zu kurzfristig. So geht es bei den Schweizer Festivals weiter.
Montreux: Maskenpflicht bleibt
Schon kommende Woche startet das Montreux Jazz Festival. Der Event wurde in neuer und reduzierter Form aufgegleist, mit zwei Outdoor- und zwei Indoorbühnen in abgetrennten Zonen.
Am Programm und an der Umsetzung ändern die Öffnungsschritte nichts, wie Sprecher Kevin Donnet sagt. «Es ist alles aufgebaut, die Kapazitäten lassen wir wie geplant.»
Was in Absprache mit den Behörden noch entschieden werden muss: ob die Maskenpflicht in den gratis zugänglichen Aussenbereichen fallen kann. Drinnen bleibt sie bestehen. Bei der kostenpflichtigen Aussenbühne ist der Zugang nur mit Zertifikat möglich, dort können die Menschen sich ohne Masken bewegen.
Gampel: Camping und ein eigenes Testcenter
Die Macher des Open Air Gampel haben bereits vor den jüngsten Lockerungen beim Kanton ein Konzept vorgelegt. Vorgesehen sind darin 10’000 Besucherinnen und Besucher pro Tag sowie eigene Testzentren vor Ort, damit auch Ungeimpfte einen leichten Zugang zum Festival haben und sich kurzfristig per PCR-Test testen lassen können.
«Hygiene und genug Abstand sind uns wichtig. Das braucht Platz.»
«Wir haben die Bewilligung vom Kanton. Wir fahren in diesem Rahmen fort – und werden versuchen, das Maximum rauszuholen. Allenfalls erhöhen wir die Besucherkapazität noch leicht», so Roman Pfammatter, operativer Leiter des Festivals. Aber: «Hygiene und genug Abstand sind uns wichtig, daran halten wir fest. Das braucht Platz. Es wird dieses Jahr sicher kein 30’000er-Festival geben.»
Im Wallis ist man erleichtert, dass die Maskenpflicht fällt. «Das ist super, fürs Publikum und für die Stimmung.» Am Open Air Gampel wird auch Campen möglich sein – das bietet bislang kein anderes Festival in der Schweiz.
Zürich: 10’000 Fans pro Tag
Beim Zürich Openair halten die Organisatoren ebenfalls an der bisherigen Planung fest: An zwei Wochenenden findet Ende August ein reduziertes Festival statt, maximal 10’000 Fans pro Tag sind zugelassen.
Man plane «zum jetzigen Zeitpunkt», auf das Covid-Zertifikat zu setzen, so Festivalsprecherin Anita Spahni. Erste internationale Headliner stehen bereits fest, darunter Rag’n’Bone Man, Paul Kalkbrenner oder Bilderbuch.
Winterthur: Ohne Zertifikat geht nichts
Für die Winterthurer Musikfestwochen, die Mitte August beginnen, müssen alle Gäste und Mitarbeitenden ein gültiges Zertifikat haben. Der logistische Aufwand sei geringer als befürchtet, man werde einige Mobiltelefone zum Scannen der Codes mieten. Eine Herausforderung dürfte die Kommunikation der Zertifikatpflicht werden: «Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Besucherinnen und Besucher Fans dieser Massnahme sind», sagt Festival-Co-Leiter David Egg. Vor Ort wird es keine Testmöglichkeiten geben.
Programm und Kapazitäten bleiben trotz Lockerungen gleich. «Unsere Maximalkapazität von 1500 Personen für Büelpark und Rychenbergpark wurde vom Winterthurer Stadtrat so festgelegt und wird sich nicht ändern», so Egg.
Kleine Konzerte: Schweizer Acts
Konzertfeeling wie in Vor-Corona-Zeiten wird es in der Schweiz schon bald zu erleben geben: «Ab Juli finden die ersten kleineren Events statt», sagt Stefan Wyss von Gadget abc Entertainment, einem der grössten Musikveranstalter des Landes. Das sind vor allem Konzerte mit Schweizer Bands.
Die Öffnungen seien ein positives Signal für die Branche, so Wyss, und das Covid-Zertifikat mache sie erst möglich. «Wir können wieder mit voller Kapazität planen, und diejenigen Events, die noch nicht abgesagt wurden, können definitiv stattfinden. Das wäre mit den bisherigen Einschränkungen beispielsweise in der Gastronomie kaum möglich gewesen.»
Die grosse Unbekannte: Britische Acts
Derzeit blicken die Schweizer Veranstalter noch gebannt nach Grossbritannien: Dort gilt eine zehntägige Quarantänepflicht für alle, die aus der Schweiz einreisen. Bleibt sie bestehen, dürften einige der gebuchten britischen Acts noch abspringen. Sämtliche angekündigten Festivals haben Musikerinnen und Musiker aus Grossbritannien auf dem Programm.
Klar ist: So kurz vor dem Sommer ändern die Festivals nach den jüngsten Bundesratsentscheiden an den laufenden Planungen nichts Substanzielles mehr – Grossanlässe bedeuten Grossaufwand und sind daher wenig flexibel. Und: Abgesagte Festivals bleiben abgesagt.
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