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Nach dem Russenduell am US Open
Es waren einmal zwei Hitzköpfe

Trotz 1,98 m Körpergrösse: Daniil Medwedew ist schnell auf den Beinen.
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Ein Hitzkopf kommt in Moskau selten allein. Daniil Medwedew erinnert sich an einen Match im Alter von elf, zwölf Jahren. «Wir gehörten in Bezug auf die Einstellung zu den schlimmsten Junioren überhaupt. Wir weinten, wir warfen Schläger über die Zuschauer hinweg. Ja, wir waren jung und hassten es, zu verlieren», erzählt der Russe am US Open. Andrei Rublew spricht genau gleich über die gemeinsame Vergangenheit: «Wir waren beide verrückt, zerstörten Rackets und beklagten uns fortwährend.»

Die gemeinsame Gegenwart beinhaltet einen Viertelfinal in New York. Rublew, rund anderthalb Jahre jünger als sein 24-jähriger Widersacher, führt im Tiebreak 5:1 und kurz darauf 6:3 – und verliert den ersten Satz doch. Gleich mehrfach drischt er in der Folge mit seinem Arbeitsgerät auf eine Bande ein, und auch eine Banane muss dran glauben. Der Heisssporn verliert die Beherrschung und kurz darauf zum einzigen Mal seinen Aufschlag. Mehr Hilfe braucht Medwedew nicht; letztlich setzt sich der Favorit in einer über weite Strecken hochklassigen Partie 7:6, 6:3, 7:6 durch.

Rublew zeigt sich einsichtig

Rublew zeigt sich anschliessend einsichtig. Ja, alle hätten sich in seiner Situation masslos geärgert, sagt die Nummer 14 der Welt an der virtuellen Pressekonferenz. «Alle ausser die Topspieler – das ist der Unterschied zwischen mir und den Besten. Sie hätten nach dem ersten Satz nicht getan, was ich getan habe.» Zu den Topspielern zählt mittlerweile Medwedew (ATP 5), und genau so verhält er sich meistens auch. Er bleibt auch unter Druck ruhig und sorgt mit seinen ebenso unorthodoxen wie effektiven Grundschlägen für Punkte à discrétion.

Die Fähigkeit, auf dem Tennisplatz die Fassung zu bewahren, musste sich der fast zwei Meter grosse Rechtshänder freilich hart erarbeiten. Denn Wüten war auch auf Profistufe noch Programm. 2017 wurde er an einem Turnier disqualifiziert, weil er die Schiedsrichterin der Parteilichkeit bezichtigt hatte. Und 2018 warf er in Wimbledon nach der Zweitrundenniederlage Geld Richtung Stuhlschiedsrichterin Mariana Alves und wurde deswegen mit 14’500 US-Dollar gebüsst. Im normalen Leben sei er ganz anders als auf dem Tennisplatz, nämlich ruhig und entspannt, verriet er einst in einem Interview.

Der Frust muss raus: Andrei Rublew lässt seine Wut am Schläger aus.

Beruhigend wirkten auf den gefährlichen Konterspieler Gattin Daria sowie Sportpsychologin Francisca Dauzet. Und doch fällt er dann und wann in alte Muster zurück, zum Beispiel im Januar am ATP-Cup in Sydney. Letztes Jahr legte er sich mit dem New Yorker Publikum an, schaffte es danach aber, durch seine Kämpferqualitäten und coolen Sprüche die Sympathien zurückzugewinnen. Und beinahe hätte er im Final Rafael Nadal in fünf Sätzen niedergerungen. Es scheint, als ob der ausgezeichnete Schachspieler seither noch besser sowie reifer geworden ist. In fünf Partien hat Medwedew keinen einzigen Satz abgegeben.

Nun trifft Medwedew auf Thiem

Er hat damit die Möglichkeit, sich in der Profiära als Erster überhaupt ohne Satzverlust zum US-Open-Champion zu krönen. Allerdings befindet sich auch Dominic Thiem, sein Gegner im Halbfinal, in beneidenswerter Verfassung. Während sein Freund im grössten fixen Tennisstadion der Welt nach dem Titel greift, fliegt Rublew nach Europa, um sich auf die Sandplatzevents vorzubereiten. Der 22-Jährige tut dies im Wissen, dass er spielerisch den Besten sehr nahe gekommen ist, aber noch lernen muss, seine Emotionen zu kontrollieren. Wie das geht, kann ihm einer erklären, der einst genauso ein Hitzkopf war wie er.

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