Erstes TodesurteilWütende Proteste nach Hinrichtung eines jungen Demonstranten im Iran
In Teheran wurde erstmals ein Todesurteil gegen einen Mann vollstreckt, der eine Sicherheitskraft verletzt haben soll. Nach der Hinrichtung brachen in der Hauptstadt heftige Proteste aus.
Im Iran ist es nach der Hinrichtung eines jungen Mannes wegen seiner Teilnahme an regierungskritischen Protesten zu wütenden Demonstrationen gekommen. In der Hauptstadt Teheran gingen in der Nacht zu Freitag Protestierende auf die Strasse und riefen «Sie haben uns Mohsen weggenommen und seine Leiche zurückgebracht», wie aus einem Video des Onlinekanals «1500tasvir» hervorging. Die iranische Regierung erklärte indes, sie reagiere mit «grösster Zurückhaltung auf die Unruhen» im Land.
Die iranischen Behörden hatten am Donnerstag den 23-jährigen Mohsen Schekari hingerichtet, der bei einer Strassenblockade in Teheran ein Mitglied der paramilitärischen Basidsch-Milizen verletzt haben soll. Westliche Regierungen kritisierten die Vollstreckung des Todesurteils scharf.
Schekaris Leiche war 24 Stunden nach seiner Hinrichtung im Beisein einiger Angehöriger und Sicherheitskräfte auf dem Teheraner Friedhof Behescht-e Sahra beigesetzt worden, wie der Onlinekanal «1500tasvir» berichtete. Seine Hinrichtung sei so überstürzt erfolgt, dass seine Familie zum Zeitpunkt der Vollstreckung noch auf das Ergebnis eines Berufungsverfahrens gewartet habe.
Iranisches Aussenministerium: Gerichtsverfahren sind «gerecht»
Schekaris Tod löste wütende Proteste aus. Demonstranten versammelten sich in der Strasse, in der Schekari festgenommen worden war. Andernorts in Teheran wurden in der Nacht zu Freitag Slogans gerufen wie «Tod dem Diktator». Auch für das Wochenende wurden neue Demonstrationen angekündigt.
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«Unabhängig von Glauben und Ideologie sollten wir uns den Kundgebungen anschliessen, um gegen die brutale Hinrichtung von Mohsen Schekari zu protestieren», forderte der kanadisch-iranische Aktivist Hamed Esmaeilion, der viele Auslandsproteste etwa in Berlin oder Paris gegen die Führung in Teheran organisiert hat, auf Twitter.
Das iranische Aussenministerium wies Kritik aus dem Westen am Vorgehen der Behörden zurück. Anders als viele westliche Regierungen, «die selbst friedliche Demonstranten gewaltsam unterdrücken, hat der Iran massvolle Methoden zur Aufstandsbekämpfung angewandt», teilte das Aussenministerium am Donnerstagabend mit. Das Gleiche gelte für Gerichtsverfahren, diese seien «gerecht». Die öffentliche Sicherheit sei bei den Protesten jedoch «eine rote Linie», betonte das Ministerium.
Grossbritannien kündigt harte Sanktionen an
«Anstatt politisch motivierte Lügen zu verbreiten, sollte der Westen aufhören, Terroristen zu beherbergen, zu unterstützen und zu ermutigen», hiess es in der Erklärung weiter. Teheran wirft den USA und deren westlichen Verbündeten immer wieder vor, Drahtzieher der landesweiten Proteste im Iran zu sein. Grossbritannien kündigte am Freitag wegen der «ungeheuerlichen Urteile» gegen Demonstranten harte Sanktionen gegen zehn Verantwortliche des iranischen Justiz- und Strafvollzugsystems an.
Ausgelöst wurden die Proteste durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September. Die 22-Jährige war nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines nicht ordnungsgemäss getragenen Kopftuchs gestorben. Aktivisten werfen der Polizei vor, die junge Frau misshandelt zu haben.
AFP/step/lif
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